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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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religiöses Vorbild auszusuchen, der meinen Be-dürfnissen entspricht.
    Warum das so ist? Weil es im Judentum keinen »autori-sierten« VermiĴ ler zwischen mir und GoĴ gibt. Ich bin nicht mehr oder weniger wert als der größte Rabbiner aller Zeiten.
    Ich bin allein für all meine Taten vor GoĴ verantwortlich, und ich kann zwar einen Rabbiner biĴ en, für mich zu beten – doch wenn ich das nicht selber tue, wenn ich nicht selber mit GoĴ
    ins Reine komme, nutzt mir das wenig. Das Gespräch mit GoĴ ist also ein direktes und unmiĴ elbares. Und wer das Mu-57
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    sical »Anatevka« schon mal gesehen hat, der weiß, wie Tewje, der Milchmann, ständig mit GoĴ über sein Schicksal hadert, mit ihm Diskussionen führt über Dinge des täglichen Lebens.
    Hier wird ein sehr jüdisches Lebensgefühl vermiĴ elt.
    Wir Juden sind die Kinder des Einen und Einzigen und haben daher zu ihm ein Verhältnis wie ein Kind zu seinem Vater: ehrfurchtsvoll, mit viel Respekt, manchmal sogar mit ein wenig Angst, doch sehr familiär, auf »du und du«, und damit auch oĞ im Streit mit ihm.
    Elie Wiesel hat einmal gesagt: »Ein Jude kann für oder gegen GoĴ sein. Aber niemals ohne ihn.« Und weil wir Juden so ein familiäres Verhältnis zu GoĴ haben, ist auch ein antisemitisches Klischee entstanden: das von der »Judenschule«.
    »Hier geht es zu wie in einer Judenschule« ist vor allem noch bei älteren Menschen ein sehr bekannter Ausspruch. Das bedeutete: hier herrscht Chaos, Lärm, Durcheinander.
    Woher kommt diese dumme Verunglimpfung? Aus einer Beobachtung der Nichtjuden, die zwar das Richtige sahen, aber die falschen Schlüsse zogen. Mit »Judenschule« ist eine Synagoge gemeint. Denn in einer Synagoge, vor allem von osteuropäischen, chassidischen Juden geht es auf den ersten Blick laut und chaotisch zu. Da laufen Kinder herum, einige Männer unterhalten sich, einige beten und schaukeln heĞ ig hin und her, wieder andere sitzen gemeinsam über einem Talmudfolianten, und ganz vorne steht ein Vorbeter, der immer wieder etwas singt, einige fallen in den Gesang mit ein, dann scheint sich alles wieder völlig aufzulösen. Erst wenn man versteht, womit das alles zusammenhängt, weiß man, dass man hier auf alle Fälle zweierlei sieht: Dass sich Juden in einem »GoĴ eshaus« so selbstverständlich bewegen, als ob sie daheim wären, bei sich zu Hause. Und genauso ist es ja. Das GoĴ eshaus ist das Haus des Vaters, des himmlischen Vaters 58
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    zwar, aber doch des Vaters. Und daher habe ich auch keine Scheu, bewege mich da, wie ich es im Hause meines leibli-chen Vaters täte. Und dass eine Synagoge mehr ist als nur ein Ort des geheiligten, ehrfurchtsvollen GoĴ esdienstes.
    Schon zu den Zeiten des Salomonischen, vor allem dann später zur Zeit des Zweiten Tempels gab es Versammlungsräume, in denen sich Juden zum Gebet und zum Studium einfanden. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer, 70 d.Z., erhielten diese Versammlungsräume überle-benswichtige Bedeutung für das Judentum. Der zentrale Got-tes- und Opferdienst fand stets im Heiligtum von Jerusalem staĴ . Dort fungierten die Priester zusammen mit dem Hohepriester und verrichteten ihr Amt. Dorthin wallfahrte das Volk Israel an den Hohen Feiertagen, denn im so genannten Allerheiligsten, einem zentralen Raum im Tempel, befand sich die Schechinah, die göĴ liche Präsenz auf Erden. Von Jerusalem aus gingen alle Gebete des Volkes gen Himmel.
    Das Heiligtum wurde durch den Feldherrn und späteren Kaiser Titus endgültig zerstört, wie die Reliefs des Titusbo-gens am Forum Romanum in Rom dies bis heute bekunden.
    Es mussten neue Wege des GoĴ esdienstes gefunden werden.
    Die Versammlungsräume, in denen sich Juden zum Gebet einfanden, mussten plötzlich den Tempel ersetzen. Ein Haus der Versammlung, auf Hebräisch: Beit haKnesset, war aber auch ein Haus des Lernens und des Lehrens, ein Beit haMi-drasch. Zu bestimmten Zeiten wurde gebetet, ansonsten traf man sich dort, um die heiligen Bücher zu studieren und die Kinder zu unterweisen. Deshalb nannten die Römer die Synagoge »schola judaeorum« Auf Jiddisch, diesem deutschen Dialekt, den die Juden aus dem miĴ elalterlichen Deutschland 59
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    nach Osteuropa mitgenommen haben, heißt so ein Haus der Versammlung »Schul«, also: Schule. Mit »Schul« ist eine Synagoge

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