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Was ist mit unseren Jungs los

Was ist mit unseren Jungs los

Titel: Was ist mit unseren Jungs los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guggenbuehl
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Jugendlichen den Beweis, dass sie wichtig sind und die Erwachsenen sie ernst nehmen. Die Empörung wird als affektive Zuwendung registriert. Solange sich Lehrer ein- bis zweimal pro Woche über sie ärgern, stimmt die Beziehung und man weiß als Jugendlicher, dass man immer noch ernst genommen wird.
    Wenn wir in der Schule Gewaltprävention betreiben wollen, dann müssen wir diesen altersspezifischen Antagonismus zwischen den Generationen berücksichtigen. Jugendliche sehen in den Erwachsenen Personen, von denen man sich abgrenzen kann. Sie brauchen Gegenspieler, um Grenzen auszuloten und Tabus anzukratzen. Lehrer, die sich dem Verhalten der Jugendlichen angleichen, wie im obigen Beispiel, werden von den Jugendlichen als Irritation wahrgenommen. Vordergründig findet man das Verhalten vielleicht cool, doch eigentlich ist man enttäuscht. Die Erwachsenen haben sich nicht genau so wie die Jugendlichen zu verhalten, die gleiche Sprachezu sprechen und deren Interessen zu pflegen, sondern in den Augen der Jugendlichen haben sie veraltet zu sein. Jugendliche wollen keine ewig-jungen, immer verständnisvollen Pädagogen, sondern Erwachsene, die sich periodisch über die Jugend entsetzen, ohne die Beziehung abzubrechen. Erwachsene müssen darum auch den Mut aufbringen, Gegenpositionen einzunehmen und bei gewissen Themen nicht einverstanden zu sein. Man lehnt einen Rap ab oder es gefällt einem die Kleidung eines Jugendlichen nicht. »Dein Gesichts-Piercing finde ich nicht schön!«, teilt eine Lehrerin einer Schülerin mit. Natürlich gibt sich die Schülerin beleidigt, doch eigentlich suchte sie eine solche Gegenreaktion. Damit Jugendliche ihre Hörner abstoßen können, braucht es Erwachsene, die nicht immer mit ihnen einverstanden sind oder sich distanzieren. Wenn Erwachsene sich weigern, diese Rolle zu übernehmen, dann drücken sie sich um ihre Verantwortung als Gegenspieler.
Profil der Schule erstellen
    Gewalt innerhalb einer Gemeinschaft oder in der Schule hat verschiedene Gesichter. Klischees, wie sie in der Öffentlichkeit oder zum Teil auch von Gewalttheoretikern verbreitet werden, sind oft eine schlechte Grundlage der Präventionsarbeit. Der erste Schritt zur Gewaltprävention ist darum die Erstellung eines Profils der Schule, mit der man konkret zu tun hat. Konflikte gibt es in jeder Schule und Gemeinschaft. Um zu verhindern, dass sie ausufern, gilt es, sich ein Bild von den Spannungen und Problemen zu machen. Die Qualitäten und Dynamiken dieser Konflikte sind verschieden. Die Struktur und Herausforderungen der Schule oder Gemeinschaft geben uns Hinweise auf mögliche Gewaltszenarien. Eine Hauptschule in einem Ballungsgebiet mit einem hohen Ausländeranteilkämpft mit anderen Schwierigkeiten als eine ländliche Dorfschule mit einer homogenen Bevölkerung. In beiden Schulen sind Konflikte möglich, ob sie in Gewalt ausarten und welche Eskalationsstufen sie durchlaufen könnten, ist jedoch verschieden. Als erstes sollten sich darum Schulleiter, Lehrer oder Schulsozialarbeiter ein Bild vom möglichen Konfliktprofil der Schule machen. Es gilt anzudenken, wie ein möglicher Gewaltvorfall in der Schule aussehen könnte. Welche Eigenarten der Zusammensetzung der Schülerschaft könnten sich problematisch auswirken, welche Umstellungen könnten Probleme verursachen und welche strukturellen Bedingungen sind eventuell eine Überforderung für die Schülerschaft.
    In einer Gemeinde im schweizerischen Mittelland war beschlossen worden, dass die Grundschule sich den Pausenplatz mit der Oberstufe teilt. Man wollte Kosten sparen und hoffte, dass sich der Kontakt zwischen den älteren und jüngeren Schülern intensivieren würde. Was in der Theorie gut klang, war in der Praxis jedoch problematisch: Die Grundschüler kamen durch den regelmäßigen Kontakt mit den Oberstufenschülern frühzeitig mit der Kiffer- und Raucherszene der Jugendlichen in Kontakt. Einzelne der jüngeren Schüler fanden es cool, die Pausen mit den Jugendlichen zu verbringen und begannen deren Verhaltensweisen nachzuahmen, andere waren irritiert und hatten das Gefühl, dass sie keinen Raum für sich selber hatten. In einem solchen Umfeld könnte es möglich sein, dass die Spannungen zwischen Oberstufenschülern und Grundschülern in Gewalt ausarten.
    Gewalt in der Schule spiegelt das Dorf oder den Stadtteil, in dem sich die Schule befindet, wider. Oft spielen sich im kleinen Rahmen dieselben Mechanismen ab und tauchen die gleichen Probleme auf, mit denen

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