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Was Katzen wirklich wollen

Was Katzen wirklich wollen

Titel: Was Katzen wirklich wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Mircea Pfleiderer , Birgit Rödder
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sieht, hört, riecht und fühlt nicht ganz so viel, so intensiv, so detailliert wie die Falbkatze. Das rührt einfach daher, dass seine Sinnesorgane weniger Reize aufzunehmen und an das Gehirn weiterzuleiten haben. Aber auch hier lässt sich das Ausmaß nur schwer abschätzen.
    Verarbeitung der Sinneseindrücke: Und nicht zuletzt ist auch die Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn eines Haustiers einfacher als bei einem Wildtier – bei der Hauskatze allerdings wiederum nur ein ganz klein wenig einfacher.
    Nur die Kombination aller drei Effekte ist bei einer frei laufenden Hauskatze direkt erkennbar. Das hängt mit ihrer kurzen Domestikationszeit und mit der noch viel kürzeren Zeit gezielter Züchtung zusammen. Deshalb ist die Kurzaussage richtig: Sinne und Gehirn der Hauskatze sind fast so gut wie die der Wildform.
    Sind Hauskatzen dümmer?
    Was sich aber auch bei der Katze deutlich verändert hat, ist die qualitative Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn, also das, was als Reaktion auf einen Sinneseindruck erfolgt. Hierbei wirkt angeborenes Verhalten mit persönlichen Erfahrungen der Katze zusammen. Einzelne angeborene Verhaltensweisen sind bei der Hauskatze stärker, andere hingegen schwächer ausgebildet als bei der Wildform, und die persönlichen Erfahrungen liegen bei der Hauskatze ja sowieso in der Regel ganz anders als bei jeder Wildkatze.
    Kurz gesagt: Die Hauskatze ist nicht dümmer als ihre wilde Ahnfrau. Sie denkt nur ein wenig anders.
Domestikationstypische Verhaltensanpassungen
    Nicht nur Körperliches veränderte sich im Laufe der Jahrtausende, in denen die Katze nun mit dem Menschen lebt, auch in ihrem Verhalten passte sich Miez an ihre neue Lebenssituation an.
    Katzen mögen Menschen
    Die auffälligsten Anpassungen finden sich im Verhältnis der Katze zum Menschen. Sie kommt dessen Wünschen an ein Haustier viel leichter nach als ein Wildtier. Das betrifft die Stubenreinheit ebenso wie die Zahmheit, das sanfte Betragen und die offensichtliche Zuneigung zur Spezies Mensch.
    Woher aber rührt dieses Anschlussbedürfnis, wenn eine Zuchtwahl durch den Menschen doch kaum stattgefunden hat? Sobald bei Wildkatzen die Familienbindung aufhört, werden die kindlichen Instinkte durch andere, nämlich die des erwachsenen Tiers (Revierverteidigung, Abwehr, Rivalität) unterdrückt. Die kindlichen Stimmungsreste, die für Verhaltensweisen wie Anhänglichkeit oder Zärtlichkeitsverlangen verantwortlich sind, gehen aber nicht ganz verloren, sie treten nur kaum mehr zutage, außer vielleicht in der kurzen Paarungszeit.
    Nun führt Domestikation ganz allgemein zu einer »Verkindlichung« von Körpermerkmalen, aber auch des Verhaltens. Dies betrifft auch die Hauskatze, deren Wangen kindlich rund bleiben und deren Fell nie die jugendliche Streifung verliert.
    Die erwähnten kindlichen, zärtlichkeitsbestimmten Veranlagungen bilden sich also bei Mieze als Folge ihrer Haustierwerdung nicht so weit zurück wie bei den wilden Verwandten.
    Der Mensch ist für die Katze so viel Artgenosse, dass er ihr all das bieten kann, was wohl auch Katzen zueinanderzieht. Daher kann er mit etwas Einfühlungsvermögen sowie durch Füttern und Streicheln, was beides mütterliche Verhaltensweisen sind, die Katze wieder Kind sein lassen. So kommt es zwischen Mensch und Katze zu echten, dauerhaften Freundschaften, wie es sie unter Katzen nur äußerst selten gibt.
    »Miau!« und anderes Vokabular
    An der Stimme hat die Domestikation wenig verändert, wenn man von Spezialformen wie dem kräftigen Röhren einer Siamkatze einmal absieht.
    Verschoben haben sich jedoch die Häufigkeiten, mit der Hauskatzen ihre verschiedenen Rufe ertönen lassen.
    »Brüllen« wie ein Löwe: Den imponierenden Hauptruf (→ > ) lassen die Falbkatzen beider Geschlechter ungleich häufiger ertönen als Hauskatzen. Freilich gibt es hier auch Ausnahmen. Der schwarze Siammischling Miro etwa »brüllte« täglich im wunderschön hallenden Treppenhaus, das er wie einen Verstärker benützte.
    Miauen wie ein Kätzchen: Hauskatzen verfügen über einen ungeheuren Reichtum an Maunz-, Gurr- und Miaulauten. Auch dies rührt von dem Einfluss des Domestikationsmerkmals der Verkindlichung her. In der Tat ist der bekannteste Laut der Hauskatze, das »Miau«, eine Sonderform eines Jungtierruflauts, der die Mutter zur Behebung einer Mangellage auffordern soll.
    »Plaudern« mit dem Menschen: Die überwiegende Zahl der Laute, die die Katze an den Menschen richtet,

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