Was Katzen wirklich wollen
entsprechen hingegen durchaus denen erwachsener Falbkatzen, nur entstammen sie weitgehend den Funktionskreisen der freundlichen Annäherung, der Spielaufforderung und der Beschwichtigung. Sehr häufig überlagert und moduliert die Hauskatze die ursprünglichen Lautelemente und setzt sie in erweiterter Funktion ein. Das helle, kurze Begrüßungs-Gurren beispielsweise wird, überlagert von maunzenden Tönen, zu einer Art sozialer Stimmfühlung, die Leyhausen »plaudern« nannte. Man kann es manchmal zwischen zwei miteinander befreundeten Katzen hören. Dieser »Paardialekt« besteht aus Lauten, die nur miteinander sehr vertraute Tiere unter sich, nicht jedoch gegenüber Dritten äußern. Wesentlich häufiger als untereinander »plaudern« Katzen aber mit ihnen nahestehenden Menschen, wobei der Mensch hier fast immer den Anstoß gibt. Die Katze passt sich dann in besonderer Weise an, wobei sicher eine Art Stimmungsübertragung eine Rolle spielt, vielleicht aber auch Nachahmung. Ich habe schon mehrmals festgestellt, dass Menschen, die viel mit ihren Katzen sprechen, meist auch viel »Antwort« bekommen.
Diese Fähigkeit zu »plaudern« gewinnt in einer Zeit, in der vor allem Großstadtmenschen inmitten einer erdrückenden Menge an Mitmenschen immer mehr vereinsamen, eine neue Bedeutung: Der müde, ausgelaugte Büromensch, der sich abends aufs Sofa wirft, mag ruhig den Eindruck bekommen, seine Katze »erzähle« ihm etwas. Und wenn er ihr antwortet und vielleicht seine Sorgen und Nöte bei ihr ablädt, so wird die Katze zwar bestimmt nichts vom Wortlaut verstehen, aber mit sichtlichem Wohlbehagen zur Kenntnis nehmen, dass sie »dazugehört«. Dies lässt die Katze eine wunderbare Zuhörerin sein, eine verständnisvolle Kameradin, die sich (fast) nie beklagt, eine Rüge erteilt oder schimpft und niemals alles besser weiß.
Hin und wieder mag so für die Katze als »beste Freundin« eines Menschen das Gleiche gelten, was umgekehrt den Menschen für sie zur »Überkatze« macht: Entgegenkommen und Zuwendung ohne innerartliche Konkurrenzsituationen.
Ein ausreichend großes Nahrungsangebot sorgte während der Haustierwerdung dafür, dass die Katze ihr ursprünglich einzelgängerisches Leben aufgab und die Vorteile des Gruppenlebens genießen lernte.
Formen des Zusammenlebens und andere Verhaltensweisen
Die Sozialstrukturen, die frei lebende Hauskatzen ausbilden, sind erstaunlich variabel, sogar im Vergleich zu denen der Falbkatze. Es gibt unter ihnen löwenrudelähnlich organisierte Gruppen, Katergruppen, die wie Studentenverbindungen wirken, ebenso Weiberfreundschaften, dauerhafte Paarbindungen, Harems, Herumtreiber, selbst den gelegentlichen »Kneipentreff« kann man beobachten.
Meistens sind die Gesellschaftsformen von Haustieren im Vergleich zu ihren wilden Verwandten nicht so faszinierend, weil sie durch den Menschen eher eingeschränkt sind. Bei Hauskatzen scheint es umgekehrt zu sein: Ihre Gesellschaftsformen erweisen sich als noch vielfältiger als die der Falbkatzen.
Andere Verhaltensweisen hingegen sind bei der Hauskatze ein wenig reduziert: Durch die gesteigerte Sexualität und die schneller aufeinanderfolgenden Würfe verliert die Hauskatzenmutter zum Beispiel früher die Geduld mit ihren Jungen.
Manchmal faucht sie ihre Kleinen schon nach zwölf Wochen an, während die Falbkatze ihren Nachwuchs bis zu neun Monate versorgt und unter einer früheren Trennung sichtlich leidet.
Die Verhaltenskreise Jagen – Töten – Spielen kommen bei der Hauskatze in ihrer Reihenfolge leicht durcheinander. Bei manchen Katzen funktionieren sie nicht mehr ganz zuverlässig (→ > ).
Katzen lassen sich nicht über einen Kamm scheren
Eine echte Katze macht es sich vielleicht in der Schublade mit der frisch gebügelten Wäsche bequem – in eine Schublade einordnen lässt sie sich gewiss nicht. So mögen Bezeichnungen wie Faulpelz, Wildfang, Schmeichelkätzchen oder Kratzbürste hin und wieder zutreffen, aber meist stimmt alles miteinander, je nach Laune der Katze.
Wie »gewöhnlich« viele Hauskatzen auf den ersten Blick auch aussehen mögen, jede ist eine einzigartige und faszinierende Persönlichkeit.
Jede Katze ist einzigartig
Wer kennt nicht Menschen, die Geschichten erzählen von der anhänglichen Mieze, die jedes Wort versteht, von der hingebungsvollen Zärtlichkeit der sanften Pussy, ebenso vom undankbaren Mistvieh, das nur zum Fressen kommt, um gleich wieder zu verschwinden, vom treulosen Katzentier, das auch
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