Was Katzen wirklich wollen
zwischen Katze und Mensch
TINA IST EINE MODERNE, aktive Frau. Doch die Pausen zwischen ihren vielen Verpflichtungen gehören Sam und Freddie, ihren beiden prächtigen, jungen Katern. Im täglichen Umgang mit ihnen findet sie immer wieder rasch Erholung. Die drei sind ein »goldenes Trio«, geprägt von grandioser Freundschaft. Ein kleiner Ruf von Tinas heller Stimme, und die Kater kommen herbeigelaufen, lassen sich unter lautem Schnurren zu Boden fallen und erwarten ihre Liebkosungen.
Auch einem lustigen Spielchen sind sie niemals abgeneigt. Tina fällt immer wieder etwas Neues ein. Zur kalten Jahreszeit warten die Stubentiger darauf, dass Tina die Heizung aufdreht, damit sie einen herrlich warmen Ruheplatz daneben haben.
Wenn es Sommer wird, sieht man Freddie auf der Mäusejagd und Sam dösend, die Pfoten selig um ein Plüschkrokodil geschlungen. Wer will hier noch behaupten, dass das katz-menschliche Bündnis nur von Futtererwägungen geprägt ist?
Mit den Augen einer Katze: Was die Katze im Menschen sieht
Katzen sind ebenso eigenständige Charaktere wie ihre Menschen. Für Zorro oder den halbwilden Marokkaner ist der Mensch nichts weiter als der viel zitierte »Dosenöffner« und vielleicht noch eine gute Unterlage zum Draufliegen. Milan, Drago und der faule Sam haben hingegen einen sozialen Bezug zu ihren Menschen wie kaum je zu einer Mitkatze. Der Mensch wird für sie zum engen Lebensgefährten. Solche Katzen sehen in ihm den Spielkameraden, die liebevolle Ziehmutter oder auch ein zu bemutterndes Jungtier.
Der Mensch als »Überkatze«
Meist aber ist der »erkorene« Mensch im Leben einer gut gehaltenen Hauskatze alles zusammen, je nach Situation und Rollenspiel, ein wahrer »Über-Artgenossse«, der alles sein kann, was die Katze als positiv empfindet. Nur ein Rivale wird er ihr kaum sein. Dafür sieht sie ihn denn doch nicht genug als »Katze«.
Der aus Katzensicht ideale Mensch ist immer zu Hause und zu Diensten, ohne jedoch zu stören.
Die Katze als »Kind«
Die Hauskatze unterliegt durch die Domestikation einer bereits mehrfach erwähnten teilweisen Reifehemmung (→ > , > ). Dieses Zurückgreifen auf kindliche Triebhandlungen tritt zwar auch bei allen anderen domestizierten Säugetierarten auf, doch ist es bei unseren Stubentigern besonders bedeutsam. Bei ihnen überlagert es nämlich die ursprüngliche Tendenz zum solitären Dasein und macht erst so aus dem eher einzelgängerischen Haustier Katze ein sozial lebendes »Heim- und Familientier«.
Rollenspiele: Dieser Verkindlichung kommt der Mensch zusätzlich entgegen, wenn er, wie ursprünglich die Mutterkatze, die Fütterung übernimmt. Eine ausgewachsene Katze, die ihrem Menschen mit steil hochgerecktem Schwanz entgegenläuft und ihm dann zum Ort der Fütterung voraneilt, verhält sich wie ein Katzenjunges. Ebenso, wenn sie ihm gegenüber mit endlosen »Miau«-Tiraden klagt und ihn beispielsweise auffordert, doch bitte schleunigst etwas zu tun, um ihren Hunger zu stillen oder sie aus ihrem versehentlichen Schrankgefängnis zu befreien.
Und das ist noch keineswegs alles. Auch ein Mensch, der seine Katze streichelt, bei sich angeschmiegt oder auf dem Schoß ruhen lässt, handelt »katzenmütterlich«, ebenso, wenn er Nachbars Hund, der in Kätzchens bedrohliche Nähe gerückt ist, wegscheucht. Sogar gelegentlicher Tadel kann diese zwischenartliche »Mutter-Kind-Beziehung« vertiefen.
Das Besondere an dieser Art Kindsein ist, dass es ein ganzes Katzenleben lang vorhält. Dadurch kann sich das kindliche Anschlussbedürfnis besonders tief entfalten.
Missverständnisse: Manchmal allerdings kommt es auch vor, dass dieses gegenseitige »Mutter Mensch«-und-»Kind Katze«-Rollenspiel zu Missverständnissen führt: Nicht selten lässt sich nämlich ein Mensch von einer Katze in Rückenlage dazu verleiten, sie wie ein Baby mit dem Finger auf die Nase zu stupsen. Und dann wundert er sich, wenn die Katze gekränkt davonläuft. So freundlich der kleine Nasenstüber auch gemeint gewesen sein mag, die Katze versteht ihn noch von der Erziehung durch ihre echte Mutter her als Akt der Strafe.
INFO
DAS GEWOHNHEITSTIER KATZE
Katzen lieben regelmäßige Tagesabläufe ebenso wie regelmäßig wiederkehrende Rituale. Sie verleihen ihnen das Gefühl, Ereignisse vorhersehen zu können und ihr Leben zu kontrollieren. Beliebte Rituale betreffen vor allem die Fütterung, speziell die von besonderen Extras, Zuwendungen und Streicheleinheiten sowie Beschäftigung, etwa
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