Was Katzen wirklich wollen
mit einem präzise gesetzten Biss.
Doch keine Regel ohne Ausnahmen: Löwen fangen ihre Beute in gut organisierten Gruppenjagden. Sie verteilen verschiedene Aufgaben wie Pirschen, Treiben, Umstellen, Überwältigen und Töten untereinander, wobei sie sich mit Lauten und Zeichen verständigen.
Auch Geparden jagen hin und wieder gemeinsam. Und weil es in ihrem Lebensraum, der Savanne, nur wenig Deckung gibt, müssen sie den ansonsten katzenüblichen Ansprung zu einem jagenden Sprint ausdehnen.
Was muss die junge Jägerin alles lernen?
Wild- wie Hauskatzen sind hoch spezialisierte Jägerinnen, die ihre bis zu einem Jahr lange Jugend mit der Einübung ihres »Räuberhandwerks« verbringen. Was bei Aja und ihren »Kolleginnen und Kollegen« so spielend einfach wirkt, bedarf eines langen Trainings.
Schon die ganz jungen Kätzchen, denen eben die Milchzähne wachsen, so im Alter von ungefähr fünf Wochen, bekommen von ihrer fürsorglichen Mama die ersten lebenden kleinen Beutetiere, meist Mäuse, vorgesetzt. Wohnungskatzenmütter tragen stattdessen kleine Gegenstände wie Spielbällchen herbei. Jetzt kann man den Kätzchen beim Laufen und Springen, beim Zupacken und Festhalten mit den Pfoten, beim Anschleichen, Springen, Werfen und Fangen, Heranhakeln, Fassen mit den Zähnen, Herumtragen und Lauern zuschauen.
Angeborenes: All diese einzelnen Elemente des Beutefangs sind angeboren. Sie müssen nur reifen und trainiert werden wie ein Muskel – alles ist reine Übungssache. Diese Reifung fällt bei den Hauskatzen mit ziemlicher Regelmäßigkeit in einer bestimmten Reihenfolge aus: Die Handlungen, die mit dem Verfolgen und Packen der Beute zu tun haben, reifen zuerst, dann das Schleichen und Belauern und erst zum Schluss das Töten der Beute.
Erlerntes: Was Kätzchen freilich lernen muss, ist die Kombination der einzelnen Bewegungselemente. Die einzelnen Glieder der Handlungskette sind zunächst bunt durcheinandergewürfelt. Um ein sinnvolles Spiel und später eine erfolgreiche Beutefanghandlung zu erreichen, muss die Katze entscheiden können, wie sie diese einzelnen Bewegungselemente hernimmt und neu zusammenstellt. Jedes Beutetier verhält sich ja anders und verlangt eine auf die individuelle Situation zugeschnittene Kombination der einzelnen Instinktbewegungen.
Im Laufe der Zeit werden die zunächst tapsigen Versuche der Jungen immer besser, und bereits nach etwa einer Woche wirkt das Fangen und Festhalten kleiner Beutetiere virtuos.
Auch Töten will gelernt sein: Beim ersten Tötungsbiss verhält sich dies ganz ähnlich: Der Biss in die Halsgegend ist Instinktsache. Hat ein Kätzchen ein Beutetier zwischen den Zähnen, und die Geschwister haschen danach, lässt die Konkurrenz alle Vorsicht vergessen – es presst die Kiefer zusammen, die Beute erlahmt. Die Erfahrung, die die Jungkatze dabei macht, ist, dass ein Opfer umso unschädlicher ist, je kräftiger sie zubeißt. Innerhalb der folgenden zwei bis drei Wochen wiederholt sich dies mit den verschiedensten Beutetieren. Mit der Zeit läuft das Ergreifen und Töten meisterhaft ab, das Kätzchen, nun fast acht Wochen alt, ist schon ein ziemlich tüchtiger Kammerjäger.
Die »Platzreife« erreicht der junge Waidmannslehrling aber erst viel später. Gar manche Maus wird ihm noch entrinnen, bevor er sich als selbstständiger, freier Feldjäger bezeichnen darf.
TIPP
GEEIGNETE SPIELZEUGE ANBIETEN
Auch ausgesprochene Wohnungskatzen wollen jagen, sind aber auf Ersatzbeute, das heißt Spielzeug, angewiesen. In der Wohnung aufgezogene Kätzchen spielen denn auch mit allem, was sie vor die Pfötchen bekommen oder was sie finden.
Schimpfen Sie nicht, wenn die Kätzchen Ihre Wollknäuel aufrollen oder mit der Vorhangquaste spielen. Bringen Sie solcherart ungeeignete »Spielzeuge« lieber ein paar Wochen lang in Sicherheit, ebenso Nadel und Faden und andere gefährliche »Beute«. Bieten Sie den kleinen Rackern stattdessen eine Vielzahl geeigneter Spielzeuge, mit denen sie sich amüsieren können.
Im Spiel lernt eine Hauskatze, ihr angeborenes Verhalten richtig dosiert einzusetzen – einmal als gezielten Tötungsbiss, einmal nur gehemmt bei Beißspielen.
Warum können manche Katzen doch nicht töten?
Wir verlassen jetzt die Allgäuer Wiesen und Wälder, die südafrikanische Karoo und andere wilde Gegenden und begeben uns in die Stadt, wo für Katzen der Beutefang gewöhnlich nicht mehr zum Überleben notwendig ist.
Minerva wohnt in einem Villenviertel mit gepflegten
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