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Was Katzen wirklich wollen

Was Katzen wirklich wollen

Titel: Was Katzen wirklich wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Mircea Pfleiderer , Birgit Rödder
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gerechnet, 5000 im Jahr. Erfahrungen aus der Käfighaltung von Mäusen haben gezeigt, dass eine Maus mindestens zehn Gramm Getreide oder Wurzeln von Nutzpflanzen pro Tag verzehrt. Sagen wir, die Maus, mit einer mittleren Lebensdauer von etwa einem halben Jahr, büßt durch die Katze im Durchschnitt die Hälfte ihrer Lebenserwartung ein, also drei Monate oder, ganz grob, 100 Tage. Sie hätte in dieser Zeit rund 1000 Gramm gefressen, wenn sie nicht von der Katze erbeutet worden wäre. Auf alle Mäuse hochgerechnet, die die Katze im Jahr fängt, macht das stolze fünf Tonnen Getreide und Nutzpflanzen, die uns dank der Katze erhalten bleiben.
    Bengal-Rassekatzen sind zweifellos wunderschöne Tiere – ihrem überaus lebhaften Temperament gerecht zu werden, ist jedoch nicht immer einfach.
    Katze als Statussymbol
    Die ersten Hauskatzen in Europa waren ein wertvolles Inventar und Rangmerkmal an mittelalterlichen Fürstenhöfen (→ > ). Heute ist es die seltene Rassekatze, die nach Möglichkeit passend zur Designerwohnung erstanden wird – für viel Geld, denn Rassekatzen sind ein teurer Spaß. Doch je edler, desto besser. Schließlich soll das dekorative Tier seinen Besitzern neidvolle Bewunderung eintragen. Immer mehr solcher Luxuskatzen werden aber letztlich ins Tierheim abgeschoben. Immerhin ist eine Katze ein Tier, das regelmäßig gefüttert werden muss, Verdauungsprodukte von sich gibt und das teure Wildledersofa vollhaart.
    Ganz Anspruchsvollen genügen die bekannteren Hauskatzenrassen oft nicht mehr: Eine »Savannah« oder eine »Bengal« soll es sein, damit man etwas Exotisches zum Angeben hat. So werden mit viel Aufwand Servale (für die Savannah) bzw. Bengalkatzen mit Hauskatzen gekreuzt und mit den jeweiligen Vätern wieder verpaart, weil die Zucht sonst wegen Unfruchtbarkeit nicht weitergehen würde. Sicher hat sich die Natur etwas gedacht beim Aufstellen der artspezifischen Kreuzungsgrenzen. Aber »wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, sagt sich der Mensch. Dabei wird leicht vergessen, dass man mit solchen Kreuzungen aus Hauskatze und Wildkatzenart gleichsam Tausende Generationen von Domestikation wegwirft, deren bedeutende Errungenschaft bei der Katze deren Menschenliebe ist.
    Was man nicht außer Acht lassen sollte: Katzenrassen mit Wildtiereinkreuzungen wie die Savannah und die Bengal tragen nicht nur die Fellfärbung, sondern auch die Verhaltensweisen ihrer wilden Großväter in sich. Und die erfordern zum Teil starke Nerven. Servale etwa haben nicht nur einen enormen Platzbedarf, sondern sind außerdem Weltmeister im Spritzen und Wischmarkieren (→ > ). Und Bengalkatzen können in ihren Spielen recht grob und auch plötzlich angriffslustig werden. Ich spreche aus praktischer Erfahrung.
    Katzen, die ausschließlich als Statussymbol angeschafft wurden, müssen allzu oft unter dem nur vordergründigen Interesse ihrer Besitzer leiden.
    In manchen Industrienationen lassen lockere Tierschutzgesetze es zu, dass jährlich zahlreiche Katzen eingeschläfert werden, weil sie sich weigern, anstandslos die Menschentoilette zu benutzen. Ebenso werden Geruchsnerven durchtrennt und Krallen amputiert, um Harn- und Kratzmarken zu verhindern. Mit Tierliebe hat dies nichts zu tun.

Das Verhalten von Hauskatzen
    Kapitel 2 EIN BLICK AUF DIE NATÜRLICHEN VERHALTENSWEISEN DER KATZEN HILFT, UNSERE SOFATIGER BESSER ZU VERSTEHEN.

    Das Wildtier in unserer Hauskatze
    ES IST EIN FRÜHER SOMMERABEND, die Familie sitzt auf der Terrasse. Da kommt Šandor, ein stattlicher Kater im besten Alter, von seinem üblichen Abendausflug zurück. Sein buschiger Schwanz hebt sich zu einem kurzen, lässigen Gruß, dann verschwindet Šandor im Haus, um dort seine Abendmahlzeit einzunehmen. Nicht lange, und er erscheint wieder auf der Terrasse, putzt sich ausgiebig und ruht ein wenig. Bald erhebt er sich erneut, schlendert etwas unschlüssig umher und schreitet schließlich geradlinig auf den Türvorhang zu. Plötzlich wirft er sich auf den Rücken und attackiert die Vorhangkante, »bekämpft« sie mit schlagenden Tatzen und tretenden Hinterbeinen, versetzt ihr sogar ein paar kräftige Bisse – um im nächsten Moment mit viel Lärm und Kraftaufwand davonzubrausen. Die Familienrunde sieht ihm halb irritiert, halb amüsiert zu. Unter Kopfschütteln heißt es dann: »Er hat wieder einmal seine wilden fünf Minuten.«
Die Katze, ein Wildling mit Anschlussbedürfnis
    »Wild«, im Sinne von temperamentvoll, kann man ein Verhalten wie von Šandor schon

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