Was macht mein Kind im Netz
und hunderte von Freunden gesammelt hat, wird sich kaum so schnell wieder aus dem Netzwerk verabschieden …
Ein Teenager will sich in einem Sozialen Netzwerk vor allem attraktiv präsentieren, demonstrieren, wie gut vernetzt und beliebt er ist, und so seinen Status innerhalb seines jugendlichen Umfelds festigen. Dazu braucht er tolle Fotos, coole Sprüche und viele Postings zu gerade angesagten Themen. Mädchen neigen dazu, sich auf Fotos möglichst gut gestylt und durchaus auch sexy zu präsentieren, und denken nicht daran, dass sie damit auch Typen ermuntern könnten, auf deren Anmache sie im realen Leben keinerlei Wert legen. Jungs tendieren dazu, sich als supercoole Partyhechte und Aufreißer darzustellen, und bedenken nicht, dass das auf andere peinlich und abschreckend wirken kann.
Eltern wiederum wollen, dass ihre Kinder sozial nicht ausgegrenzt werden, weswegen sie die Facebook-Anmeldung erlauben. Sie wollen ihre Kinder aber auch vor dem Missbrauch ihrer Daten und vor Angriffen durch andere Netzwerkmitglieder schützen.
Deswegen sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Kind weder seinen vollen Namen noch die Adresse oder gar die Telefon- oder Handynummer angibt und dass es grundsätzlich vorsichtig mit Fotos und Informationen aus dem Privatleben ist. Zudem sollten Sie die Privatsphäre-Einstellungen kennen und restriktiv nutzen.
Ihr Kind ist bei Facebook angemeldet?
Dann sollten Sie unbedingt nachsehen, was ein Fremder dort von ihm sehen und lesen kann. Wenn Sie selbst nicht bei Facebook sind, legen Sie sich zu diesem Zweck entweder ein eigenes Profil an oder nutzen das eines Freundes, der virtuell nicht mit Ihrem Kind „befreundet“ ist. Das, was Sie dort zu sehen bekommen, kann jeder andere auch sehen.
Wenn es nicht eigens anders eingegeben wurde, können bei Minderjährigen die Freunde und auch die Freunde der Freunde das komplette Profil nebst Pinnwand- bzw. Chronik-Einträgen betrachten.
Ich habe das bei der 16-jährigen Tochter einer Facebook-Freundin ausprobiert. Da ich mit der Mutter befreundet bin, konnte ich als „Freund eines Freundes“ ihr komplettes Profil mit sehr privaten Angaben sehen:
Ich habe gelesen, wann sie geboren ist, wo sie wohnt und wo sie zur Schule geht.
Anhand der Fotos, die sie von sich eingestellt hat, könnte ich sie auf der Straße erkennen, auch wenn ich eine Fremde wäre.
Ich kann alle 305 (!) Personen sehen, mit denen sie virtuell befreundet ist.
Ich kann nachsehen, welche Interessen sie hat, welche Filme und welche Musik sie mag und was sie für das Wochenende plant.
Ich habe sogar unter ihren Fotos dort eines gefunden, auf dem meine Tochter abgebildet ist (die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei Facebook war und nichts davon wusste, dass bereits ein Bild von ihr dort zu finden war).
Was ich dort gesehen habe, kann jeder andere auch finden. Jeder Pädophile, jeder Vergewaltiger oder sonstige Kriminelle. Mit dem, was das Mädchen über sich veröffentlicht hat, ist es ein Leichtes, seinen Schulweg nachzuvollziehen oder sich als gleichaltrige Chatpartnerin mit ähnlichen Interessen auszugeben, um erst ihr Vertrauen zu gewinnen und später dann ein Treffen im wirklichen Leben zu arrangieren … Solche Dinge passieren. Zwar nicht tausendfach, aber jeder einzelne Vorfall dieser Art ist einer zu viel.
Besagtes Mädchen ist recht brav. Auf anderen, ebenso „öffentlichen“ Facebook-Profilen von Jugendlichen habe ich Fotos von Partys mit offensichtlich reichlichem Alkoholkonsum gesehen, sexistische und homophobe Sprüche gelesen und Bemerkungen über den blöden Chef und die langweilige Arbeit gefunden, die der Chef besser nicht lesen sollte. Könnte er aber, denn es war ja alles zugänglich.
So erklären sich übrigens auch viele der Fälle, von denen Sie schon in der Zeitung gelesen haben, wenn nämlich Teenies via Facebook zu Partys einladen und statt der erwarteten 30 Freunde plötzlich 300 oder 1.300 auftauchen und das Elternhaus verwüsten. Die Einladung konnten nämlich keineswegs nur wie beabsichtigt die Freunde sehen, sondern auch deren Freunde – bei 300 Freunden, die jeweils auch 300 Freunde haben, ist das eine ziemlich große Gruppe von potenziellen Gästen für die „Facebook-Party“.
Das ist von Facebook auch so vorgesehen: Die Standardeinstellung für die Privatsphäre lautet nämlich „öffentlich“. Bei Erwachsenen heißt das, dass tatsächlich jeder das Profil sehen kann. Bei Minderjährigen (sofern sie ihr richtiges Geburtsdatum angeben)
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