Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Voraussetzung für anpassungsfähige (adaptive) Governance.
2. Konfliktmanagement
In einem sozioökologischen System, in dem permanent Entscheidungen über die Ressourcennutzung gefällt werden, sind Konflikte über diese Entscheidungen und die Art ihrer Durchsetzung sehr wahrscheinlich. Governance-Systeme, die dies ignorieren, können die Konfliktwahrscheinlichkeit noch erhöhen oder dazu beitragen, dass sie zu erheblich größeren Problemen führen. Streng hierarchische Systeme führen zwar mitunter zu schnelleren Entscheidungen, wenn sie aber die Interessen einiger Teilnehmer ignorieren, können diese sich irgendwann Bahn brechen und möglicherweise das gesamte System zerstören. Deshalb ist es unerlässlich, in mehreren Stufen und Umgebungen Räume zu schaffen, die Konflikte schnell sichtbar machen und zu deren Lösung beitragen.
3. Verbesserung der Regeleinhaltung
Die Definition formeller Regeln sollte man nicht mit den eher informellen Regeln verwechseln, die Entscheidungsträger täglich anwenden, wenn sie Gemeinressourcen verwalten. Formelle Regeln können wirksam werden, wenn die Teilnehmer sie für legitim und fair halten, wenn sie durchgesetzt werden und wenn die Leute erwarten, dass diese ihr Ziel auch erreichen. Externe Vereinbarungen allein sind selten ausreichend, um eine Allmende zu überwachen. Vielmehr müssen auch die Nutzer einer Gemeinressource, die ja oft weit voneinander entfernt leben, eine gewisse Verantwortung für das Gemeingut und die Kontrolle der Regeleinhaltung übernehmen.
4. Bereitstellung von Infrastruktur
Es bedarf der physischen, technologischen und institutionellen Infrastruktur als wesentlicher Investition, um die internen Abläufe eines Gemeinguts besser zu gestalten, aber auch, um eine Ressource und ihre Nutzer mit anderen, größeren sozioökologischen Systemen und deren Institutionen zu verbinden. Eine Überbetonung großer Infrastrukturprojekte kann kontraproduktiv sein, beispielsweise wenn Autobahnen, Schienen, Stromnetze oder moderne Bewässerungssysteme ohne Rücksicht auf konkrete soziale Prozesse in einer spezifischen Umgebung konzipiert werden. Die vielfältigen Infrastrukturen auf unterschiedlichen Ebenen müssen ineinandergreifen und sich miteinander über die Zeit verändern.
5. Anpassungs- und Veränderungsfähigkeit fördern
Veränderung ist allgegenwärtig. Institutionen, die dazu bestimmt sind, nachhaltig zu sein, können im Prinzip nicht für sehr lange Zeiträume konzipiert sein, denn sie müssen sich ständig ändern, um die Fehler der Vergangenheit zu bewältigen und um neuen Entwicklungen zu begegnen.
Es gibt keine Patentrezepte, um all diesen Anforderungen gerecht zu werden. Das spezifische Design stabiler Steuerungssysteme für Gemeinressourcen ist von Fall zu Fall unterschiedlich, weil die Ressourcen selbst so unterschiedlich sind und ebenso die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen sie genutzt werden.
Wir konnten aber eine Reihe von allgemeinen Designprinzipien identifizieren, die kleine bis mittelgroße Institutionen charakterisieren, welche über lange Zeiträume funktionieren. Ich habe diese Prinzipien zum ersten Mal in meinem 1990 erschienenen Buch »Die Verfassung der Allmende jenseits von Markt und Staat« ( Governing the Commons Beyond Market and State ) zusammengefasst. Sie sind nicht zu verwechseln mit spezifischen Regeln in den konkreten Commons. Sie werden zudem immer wieder anhand aktueller Forschungsergebnisse geprüft und fortentwickelt; sie sind in diesem Buch auf den Seiten 85 bis 87 aufgeführt.
Die Zukunft der Gemeingüter
Seit 1987 hat die Weltgemeinschaft einen langen Weg zurückgelegt und bemühte sich zu verstehen, wie Menschen mit kollektiven Ressourcen und mit anderen komplexen ökonomischen und ökologischen Situationen umgehen, wie sie ihr Leben zu verbessern versuchen, das Leben ihrer Kinder und das ihrer Kindeskinder. Wir sind damit befasst, bessere Analyseinstrumente zu entwickeln, um zu verstehen, wie sich Regeln, biophysikalische Strukturen und bestimmte Eigenschaften der Nutzergemeinschaften auf den Zustand der Ressourcen selbst auswirken. Doch wir müssen uns in unseren Ansprüchen bescheiden, wenn wir komplexe Systeme verstehen und die besten Antworten für den Umgang mit ihnen finden wollen.
Wir sind fehlbare Menschen und studieren fehlbares menschliches Verhalten in Institutionen, die wiederum von anderen fehlbaren Menschen gestaltet wurden. Wir sollten nicht so tun, als wüssten wir
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