Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
der Allmende« hat der Biologe Garrett Hardin allen Commons-Skeptikern die entscheidende Metapher geliefert. In seinem 1968 veröffentlichten Text argumentiert Hardin, Gemeingüter würden nicht ausreichend gepflegt und erhalten, da der Einzelne stets bestrebt sei, für sich selbst einen möglichst großen Ertrag zu erwirtschaften und die damit verbundenen Kosten auf das gemeinsame Gut abzuwälzen. Somit trage ein jeder zum Ruin der Gemeinschaft bei – und damit auch zum eigenen Ruin. Darin liege die »Tragik der Allmende«. Übernutzung durch zu viele Menschen, so der Anhänger von Robert Malthus’ Bevölkerungstheorie, sei das Schicksal einer jeden Ressource, die allen Menschen zur Verfügung steht.
Es gehört zu den großen Verdiensten der Commons-Forschung, die Unschärfe der Analyse anhand zahlreicher Beispiele widerlegt zu haben. Auch die Forschungen Ostroms haben gezeigt, dass gemeinsam genutzte Ressourcen keinesfalls immer »allen frei zugänglich sind« und dass in konkreten Grenzen und Gemeinschaften, in denen Millionen von Menschen leben, bei funktionierenden, selbst bestimmten Regelwerken durchaus nachhaltig gewirtschaftet wird.
Zahlungen für Umweltdienstleistungen
Die so genannten »Payments for Environmental Services« (PES) gehören zu den marktbasierten Regulierungsinstrumenten der Umweltpolitik. Es gibt Geld für den Schutznatürlicher Ressourcen, womit Landbesitzer motiviert werden sollen, nachhaltiges Forstmanagement, Gewässerschutz oder Landschaftspflege zu betreiben. Das Funktionsprinzip ist einfach: Dinge, die keinen Marktpreis haben – wie die Artenvielfalt, die Schönheit einer Landschaft oder der Grundwasserstand –, werden mit einem Preisschild versehen und über spezifische Steuern, internationale Geber, Käufer von CO 2 -Zertifikaten oder die Steuerzahler (zum Beispiel Aufschlag auf Wassergebühren) in Einnahmen verwandelt. Diese kommen den lokalen Akteuren zugute, die die natürlichen Ressourcen bewirtschaften, von denen die ganze Gesellschaft abhängt. Die Empfänger verpflichten sich im Gegenzug zu einer bestimmten Art der Ressourcennutzung – etwa zum Verzicht auf chemischen Dünger in der Landwirtschaft oder zur Begrenzung des Holzeinschlags. Costa Rica sammelt seit den 70er-Jahren Erfahrungen mit diesem Instrument. Das Land mit ehemals hohen Abholzungsraten hat zu Beginn des neuen Jahrtausends weniger abgeholzt als nachwuchs. Viele Länder folgen nun dem costa-ricanischen Beispiel, das seinen Erfolg jedoch nicht nur den PES-Programmen verdankt.
Stefanie Engel, Professorin am Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich, bewertet PES-Programme so: Sie sind direkt und damit schneller als etwa Umweltbildungsmaßnahmen. Sie können eine zusätzliche Einkommensquelle für arme Landbesitzer bieten und die Privatwirt schaft zur Beteiligung animieren, was nicht immer geschieht. Dort, wo es im direkten Interesse der Landbesitzer liegt, sich für nachhaltige Praktiken zu entscheiden, sind PES fehl am Platz.
Bei »Cap&Trade« kommt es darauf an, ob die Kappung funktioniert. Ähnlich ist es mit den PES-Programmen: Hier ist entscheidend, welche konkreten Kriterien zum Erhalt einer Zahlung berechtigen. Wenn zum Beispiel fast alle Waldbesitzer PES-Zahlungen zur Vermeidung von Abholzungen erhalten können, selbst die, die auch ohne PES nicht abgeholzt hätten, dann wird sich kein zusätzlicher Nutzen ergeben.
Zudem müssten die Zahlungen sehr differenziert sein, denn die tatsächlichen Kosten für die Umsetzung der von PES-Programmen geforderten Maßnahmen sind von Landbesitzer zu Landbesitzer verschieden (Gewinneinbußen, Erhaltungskosten, Beschaffung von Informationen und anderes). Oft aber gibt es Einheitszahlungen pro Hektar. Ein weiterer Kritikpunkt, den auch Elinor Ostrom formuliert, ist, dass arme Landbesitzer in der Regel keine formellen Besitzrechte haben, was oft Bedingung für einen PES-Antrag ist, oder dass die Antragskosten und -formalitäten für sie eine zu hohe Hürde darstellen.
Wenn an einem konkreten Standort jedoch zahlreiche Umweltleistungen gebraucht werden und die Entwaldungsgefahr groß ist, könne das Instrument sinnvoll sein, meint Engel.
Über die Autorin und die Herausgeberin
©Prolineserver 2010, Wikipedia/Wikimedia Commons
Elinor Ostrom
ist Professorin für Politikwissenschaften an der Indiana University in Bloomington/USA. 2009 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Sie setzt sich mit Problemen kollek tiven
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