Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Zahlungen vornehmlich an Großgrundbesitzer gehen, die ohnehin schon über höhere Einkommen verfügen. Eine zweite Studie zur costa-ricanischen PES-Erfahrung fand heraus, dass die Entwaldung in jenen Regionen, in die große PES-Zahlungen flossen, nicht wesentlich geringer war als anderswo. Diese Studie nutzte Mittel der Fernerkundung* und geografischeInformationssysteme (GIS)*. Bleibt zu hoffen, dass neue Experimente zu besseren Ergebnissen führen.
Globale Institutionen für Nachhaltigkeit. Eine Chimäre?
Komplexe internationale Probleme wie die Verschmutzung grenzüberschreitender Flüsse und Seen, die Luftverschmutzung über weite Entfernungen, der Wettlauf um die Weltraumnutzung und die Ressourcen am Nord- und Südpol zu Zwecken der Machtdemonstration oder des Kommerzes haben Wissenschaftler wie Politiker herausgefordert, internationale Abkommen und Institutionen für die nachhaltige Nutzung dieser vielfältigen globalen Gemeingüter zu schaffen. Einige große Ressourcensysteme konnten durch geeignete internationale Vereinbarungen erfolgreich geschützt werden.
Beispiel dafür ist das Montreal-Protokoll über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen. Es wurde 1987 unterzeichnet, im Jahr der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts. Bis dahin wuchs die Konzentration von Stoffen, die Ozon in der Atmosphäre abbauen, schneller als die Kohlendioxidkonzentration. Dieser Zuwachs hat sich in den frühen 1990er-Jahren verlangsamt, in den letzten Jahren scheint sich die Konzentration ozonabbauender Substanzen sogar stabilisiert zu haben. Das Montreal-Protokoll, das den schädlichen Einfluss des Menschen auf die Stra tosphäre begrenzen soll, gilt weithin als erfolgreiche Be mühung um ein globales Gemeinschaftsgut.
Das dringendste Problem auf globaler Ebene aber besteht in der Notwendigkeit, die Konzentration von Treibhausgasen erheblich zu reduzieren. Obwohl es bislang keine internationale Regelung gibt, die wirklich alle Länder umfasst, werden auf allen Ebenen vielfältige Vorschläge eingebracht.
Eines der hinsichtlich seines räumlichen Geltungsbereichs größten Regulierungssysteme ist der Europäische Emissionsrechtehandel (ETS). Auch hier handelt es sich, wie bei den handelbaren Fangquoten in der Fischerei, um ein so genanntes »Cap-and-Trade-Programm«. Das heißt, es wird zunächst eine Obergrenze für die Gesamtemissionsmenge festgesetzt (der cap ), um dann den Firmen – bis zu dieser Grenze – handelbare Eigentumsrechte zuzuweisen. Ist die erlaubte Gesamtmenge jedoch zu hoch (die Kappung also nicht drastisch genug), dann läuft der ganze Ansatz aus Perspektive des Ressourcenschutzes ins Leere.
Peter Barnes vom ehemaligen Tomales Bay Institut in Minneapolis (USA) hat mit seinen Kollegen eine »Himmels-Treuhand«* vorgeschlagen, also ein globales Cap-and- Trade-System für alle Treibhausgasemissionen, das die Verantwortung für dieses Programm dem direkten Zugriff der Staaten entzieht. Die Mittel, die aus der Versteigerung der Emissionsgenehmigungen generiert werden, so schlägt Barnes vor, sollen in einen Treuhandfonds fließen.
»Der Fonds würde in neue Technologien investieren, um weitere Kohlenstoffemissionen zu vermeiden und er würde einen Teil der Einnahmen wieder an die Menschen zurück geben«, schreibt Barnes in einem Beitrag, der im Science -Magazin im Februar 2008 veröffentlicht wurde (S. 724).
Weltweit wurden und werden zudem in sehr verschiedenen Kontexten viele freiwillige Programme etabliert. Aus vergleichenden Analysen ihrer Ergebnisse können wir Wichtiges lernen. Selbst wenn man Ideen wie die der Himmels-Treuhand nicht akzeptiert, brauchen wir in nächster Zukunft viele fantasievolle Konzepte, die ernsthaft diskutiert werden müssen, oder die Vision einer nachhaltigen Entwicklung wird durch die CO 2 -Emissionen vereitelt.
Erkenntnisse seit 1987.
Auf dem beschwerlichen Weg zur Nachhaltigkeit
Obwohl viele ökologische und soziale Probleme sich in den letzten Jahrzehnten weiter zugespitzt haben, ist den Au toren des WCED-Berichts zu gratulieren, da sie den so wichtigen Dialog über Strategien für eine nachhaltige Entwicklung in Gang setzen konnten – zwischen Wissenschaftlern, Behörden, Nichtregierungsorganisationen und den Bürgern. Ohne aktiven Dialog dreht sich die Welt einfach weiter in eine unhaltbare, nicht nachhaltige Entwicklung. Über den Austausch aber kann es gelingen, dass wir gemeinsam Wege suchen, um den Katastrophen zu begegnen, die die massive
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