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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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sicher, wie nachhaltige Entwicklung zu erreichen ist. Doch wir können uns unsere wachsenden Fähigkeiten bewusst machen, sowie die Fähigkeiten der Menschen, mit Regeln zu experimentieren und aus diesen Experimenten zu lernen. Wenn das institutionelle Umfeld und das kulturelle Milieu dazu beitragen, wird es schrittweise Verbesserungen in Richtung Nachhaltigkeit geben.
    Wenn die Weltgemeinschaft diese Lehren berücksichtigt, wenn sie in anpassungsfähige Regierungsführung investiert und die institutionelle Vielfalt so hoch zu schätzenlernt wie die biologische Vielfalt, wenn sie politische Ansätze als Experimente versteht, die im Lichte aktueller Informationen immer wieder aufs Neue ausgewertet werden müssen, dann können wir auf dem Pfad der Nachhaltigkeit vorankommen.
    Wir alle müssen verstehen, dass jeder Einzelne an der permanenten Gestaltung eines regelbasierten Gemeinwesens teilhat. Die Bürgerinnen und Bürger müssen die Kunst des sich »Zusammentuns« erlernen. Wenn dies nicht gelingt, dann waren alle Forschung und alles theoretische Bemühen vergebens.

Wenn’s funktionieren soll: Gestaltungsprinzipien für Gemeingüter
    Die Designprinzipien hat Elinor Ostrom bereits in einem ihrer Hauptwerke, Governing the Commons , 1990 veröffentlicht. Sie werden seit Jahren weiterentwickelt. In ihrer Nobelpreisrede im Dezember 2009 in Oslo stellte sie eine von ihren Studenten Michael Cox, Gwen Arnold und Sergio Villamayor-Tomás präzisierte Fassung vor, die hier stichpunktartig übertragen und wiedergegeben wird:
    1. Grenzen zwischen den Nutzern und Ressourcengrenzen
    Es existieren klare und lokal akzeptierte Grenzen zwischen legitimen Nutzern und Nichtnutzungsberechtigten. Es existieren klare Grenzen zwischen einem spezifischen Gemeinressourcensystem und einem größeren sozio ökologischen System.
    2. Übereinstimmung mit lokalen Gegebenheiten (Kohärenz)
    Die Regeln für die Aneignung und Reproduktion einer Ressource entsprechen den örtlichen Bedingungen, sie überfordern die Menschen nicht und sind aufeinander abgestimmt, das heißt müssen aufeinander bezogen sein. Die Verteilung der Kosten ist proportional zur Verteilung des Nutzens.
    3. Gemeinschaftliche Entscheidungen
    Die meisten Personen, die von einem Ressourcensystem betroffen sind, können an Entscheidungen zur Bestimmung und Änderung der Nutzungsregeln teilnehmen.
    4. Monitoring der Nutzer und Monitoring der Ressource
    Personen, die mit der Überwachung der Ressource und deren Aneignung betraut sind, sind selbst Nutzer oder den Nutzern rechenschaftspflichtig.
    5. Abgestufte Sanktionen
    Die Bestrafung von Regelverletzungen beginnt auf niedrigem Nive au und verschärft sich, wenn Nutzer eine Regel mehrfach verletzen. Die Sanktionen sind glaubhaft.
    6. Konfliktlösungsmechanismen
    Konfliktlösungsmechanismen müssen schnell, günstig, direkt sein. Es gibt lokale Räume für die Lösung von Konflikten zwischen Nutzern sowie Nutzern und Behörden.
    7. Anerkennung
    Es ist ein Mindestmaß staatlicher Anerkennung des Rechtes der Nutzer erforderlich, ihre eigenen Regeln zu bestimmen.
    8. Eingebettete Institutionen
    Wenn eine Gemeinressource eng mit einem großen Ressourcensystem verbunden ist, sind Governance-Strukturen auf mehreren Ebenen miteinander verknüpft (polyzentrische Governance, siehe hier ).
    Nach: Elinor Ostrom: Beyond Market and States:
    Polycentric Governance of Complex Economic Systems .
    Nobelpreisrede, 8. Dezember 2009.
    www.uga.edu/pol-sci/courses/2010/ostrom.pdf

Glossar
    Aquafarming/Aquakulturen
    Nicht nur Schweine, auch Meerestiere werden gemästet. 150 Fischarten, Muscheln und Krebse bringt man in künstlich angelegten Teichen, Fließkanälen oder in Netzgehegen im Meer zur Schlachtreife. Ein Drittel des weltweiten Fangs stammt inzwischen aus solchen Züchtungen. Diese sollten ursprünglich helfen, die Überfischung in natürlichen Gewässern zu verhindern. Doch Aquafarming (die vorgeblich »blaue Revolution«) trägt stattdessen zur Überfischung bei, denn Zuchtfisch braucht Futter. Und dieses Futter wird aus Fischmehl und Fischöl bereitet, welches wiederum aus nicht nachhaltiger Fischerei stammt. So werden die Wildbestände zusätzlich belastet. Nach Angaben der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature , WWF, benötigt man im Durchschnitt etwa drei Kilogramm Wildfisch, um ein einziges Kilogramm Lachs heranzuzüchten.
    In Südostasien und Lateinamerika müssen Mangrovenwälder weichen, um den Zuchtfarmen Platz zu machen. Dort

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