Was Menschen gutes tun
verdankt, wieso verhält sie sich dann so?
Trip wagte die Frau nicht zu fragen, und er musste es auch eigentlich nicht. Er hatte mit genug Vulkaniern zu tun gehabt, um zu wissen, dass ihr Unterdrücken von Emotionen sie die meiste Zeit gefühllos und unfreundlich erscheinen ließ.
T’Pol beantwortete die Frage der Ministerin, bevor Trip Gelegenheit dazu hatte. »Meine Mutter war ein äußerst respektiertes Mitglied der vulkanischen Akademie der Wissenschaften. Wenn schon aus keinem anderen Grund, hätte sie den ersten Nachkommen, der jemals von einer Vulkanierin und einem Menschen gezeugt wurde, faszinierend gefunden. Dass Elizabeth dem Erbgut ihrer eigenen Tochter entsprungen ist, hätte sie zweifellos ermuntert, das Kind anzunehmen.«
Bevor T’Pau noch etwas sagen konnte, das die angespannte Atmosphäre weiter verschlechtert hätte, hob Trip die rechte Hand. »Ministerin, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir nun gerne mit der Zeremonie für Elizabeth anfangen.«
T’Pau nickte beinahe unmerklich. »Natürlich. Die Priester haben eine Kammer für Sie hergerichtet. Sie müssen nur noch das Behältnis mit dem Kind hinüberbringen. Ich werde dafür Sorge tragen, dass alle Arbeiten ausgesetzt werden, bis Sie fertig sind, damit der Verlauf der Zeremonie nicht gestört wird.« Sie wandte sich ab, um davonzugehen.
»Danke«, sagte T’Pol. Ihre Stimme klang tonlos und noch leiser als gewöhnlich. Sie drehte sich zu Trip um und sah ihn an. In ihren dunklen Augen lagen Schmerz und Trauer.
Er zögerte nur einen Augenblick, bevor er die Hand ausstreckte und sie mit seinem unverletzten Arm in eine Umarmung zog. Ihr Körper versteifte sich an seiner Brust, bevor er sich fast unmerklich entspannte.
Ihm war klar, dass diese Anspannung nicht nur von der anstehenden Beisetzung herrührte. Der Grund dafür war sogar noch persönlicher. Ihre Beziehung hatte sich im letzten Herbst praktisch aufgelöst. Selbst T’Pols Scheidung von ihrem Mann Koss, den zu heiraten sie gezwungen gewesen war, um ihre Mutter zurück an die Akademie zu bringen, hatte nichts daran geändert. Vor zwei Monaten dann war sie plötzlich wieder aufgeflammt.
Die Entdeckung schließlich, dass Wissenschaftler von Terra Prime vor sechs Monaten aus gestohlener DNA von Trip und T’Pol ein binäres Klonkind erschufen, war vor einer Woche wie ein Tsunami über sie beide hereingebrochen. Die radikalen Terra-Prime-Isolationisten hatten die Absicht gehegt, den Menschen anhand des vulkanisch-menschlichen Hybriden ein abschreckendes Beispiel dafür zu liefern, was passieren würde, wenn die Menschheit sich mit außerirdischen Rassen verbündete. Und obwohl die Terroristen auf dem Mars besiegt worden waren, hatte das einzig Gute, das ihren Plänen entsprungen war, das geklonte Kind, das T’Pol in Erinnerung an Trips verstorbene Schwester Elizabeth getauft hatte, nicht lange überlebt.
Doktor Phlox hatte ihnen erklärt, dass Elizabeth verstarb, weil der Klonprozess fehlerhaft gewesen war. Doch das hatte an dem Gefühl des Verlusts nichts geändert.
Während der wenigen Tage seit Elizabeth’ Tod hatten Trip und T’Pol versucht, sich gegenseitig Trost zu spenden, aber irgendwie schien etwas Grundlegendes zerbrochen zu sein. Selbst Phlox’ spätere Entdeckung, dass es Trip und T’Pol ungeachtet möglicher Inkompatibilitäten zwischen menschlicher und vulkanischer DNA durchaus in Zukunft möglich sein würde, Nachkommen zu zeugen, hatte eher einen bitteren als einen hoffnungsfrohen Beigeschmack gehabt.
Jetzt merkte Trip, wie sich T’Pol von ihm fortschob, fort von seiner Umarmung, fort von der Sicherheit seiner Arme, fort von seinen Gefühlen. Sie blickte nicht zu ihm auf, sondern wandte sich rasch ab.
»Wir sollten gehen«, hörte er sie sagen. Aus ihrer Stimme war alle Kraft gewichen. Sie mochte nicht offen weinen – ihr Gesicht zeigte keine Gefühlsregung –, aber Trip hatte noch nie erlebt, dass sie so niedergeschmettert
geklungen
hatte.
Als T’Pol davonging, kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob er vielleicht soeben das wahre Ende ihrer Beziehung erlebt hatte.
Das Licht der Fackeln flackerte an den Wänden der Kammer, die sie ausgewählt hatten, um T’Les zu gedenken. Jeder der im Heiligtum gefallenen Syrranniten war in einer anderen Kammer beigesetzt, und für jeden war ein kleines Grabmal aufgestellt worden, um an sein oder ihr Opfer zu erinnern.
Anfangs war T’Pol über diese von T’Pau in Auftrag gegebenen Grabmäler überrascht gewesen,
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