Was Menschen gutes tun
Schließlich hätten Valdores Streitkräfte nach Ehrehins Rückkehr in ihren Schoß das fliehende Scoutschiff durchaus noch einholen können, ohne es zu zerstören. Wäre das geschehen, hätten sie die aufgezeichnete Nachricht des Wissenschaftlers gefunden, die ihn zweifelsfrei als Verräter entlarvt hätte. Ehrehin hatte ganz sicher nicht geglaubt, so unersetzlich für die Kriegsmaschinerie des Imperiums zu sein, dass er um eine Inhaftierung – oder gar eine Exekution – herumgekommen wäre. Trip konnte nur spekulieren, dass der Wissenschaftler einen Schutzmechanismus in die Nachricht eingebaut hatte, die sie löschen würde, sollten die falschen Leute versuchen, sich Zugang dazu zu verschaffen. Womöglich hatte er die internen Sensoren des Scoutschiffs angewiesen, den Schiffscomputer zu warnen, falls andere Romulaner an Bord kamen.
Trip richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Padd, auf dem der alte Mann fortfuhr:
»Wie Sie ohne Zweifel längst erraten haben, muss ich Ihre Einladung, unter Ihren Leuten zu leben, ablehnen. Schließlich bin ich ein Romulaner, und ich folge treu den Traditionen, die unsere Zivilisation seit der Zeit der Trennung vor fast zweitausend Jahren so groß gemacht haben. Doch weil ich auch ein anständiger Student der Wissenschaften bin, bedauere ich den reflexartigen Militarismus, der das Imperium in den letzten Jahren bis zu dem Punkt korrumpiert hat, an dem ein Praetor versucht, einen ganzen Planeten auszulöschen. Ich werde zu meinem Volk zurückkehren, doch ich kann meine Arbeit am
Avaih lli Vastam
nicht guten Gewissens beenden, denn ich weiß, dass unser Praetor ihn nur für weitere schlimme, niederträchtige Taten missbrauchen würde. Ihre Worte – wie auch die Katastrophe auf Coridan, die ich mir bildlich vorstellen kann –, haben mir die Augen geöffnet. Viel Glück, mein junger Freund, bei all Ihren … zukünftigen Unternehmungen.«
Der alte Mann hielt inne und lächelte ironisch, denn er hatte soeben nicht nur seinen Patriotismus erklärt, sondern zugleich Trip »fröhliches Spionieren« gewünscht.
»Obwohl wir Geschöpfe sehr unterschiedlicher Welten sind, glaube ich, dass wir beide auf dieselbe Sache hinarbeiten. Vielleicht werden unsere Bemühungen letzten Endes dazu beitragen, dass es Frieden geben kann – oder zumindest dass ein Krieg, der nun unausweichlich scheint, etwas weniger zerstörerisch verläuft, als es der Fall wäre, wenn keiner von uns beiden gehandelt hätte. Das soll unser gemeinsames Erbe sein – was immer zwei Männer Gutes tun können. Und ich hoffe, dass, was immer wir beide in den kommenden Jahren Gutes tun, noch Bestand haben wird, lange nachdem wir zu Staub zerfallen sind. Leben Sie wohl.«
Ehrehins Bild verschwand von dem Padd, und Trip ließ es auf den Schreibtisch fallen.
Er streckte sich auf dem schmalen Bett der Kabine aus und blickte an das schlichte Duranium-Gitterwerk der Kabinendecke, hinter dem er die altersschwachen Luftumwälzventilatoren des schiffseigenen Lebenserhaltungssystems hörte, die unermüdlich vor sich hin tuckerten.
Er dachte über die Mission nach, die vor ihm lag, eine weitere Reise tief in den romulanischen Raum. Mit ein wenig Glück würden ihm die Dateien und Kontakte, die er von dem geretteten Speicherstab des toten Tinh Hoc Phuong kopiert hatte, sowie die neuen Informationen, die von Harris gekommen waren, dabei helfen, die Richtung, in die sich die romulanische Gesellschaft gegenwärtig bewegte, zu verändern, und wenn auch nur ein klein wenig.
»Nur noch eine weitere Mission«, sagte Trip in die leere Kabine hinein, als er sich an die Worte erinnerte, die während seines letzten Treffens mit Harris auf der Erde gefallen waren. Einmal mehr dachte er voller Kummer an seine Heimat und an all die Freunde und Geliebten, die er erneut hatte zurücklassen müssen.
EPILOG
Im frühen 25. Jahrhundert Terrebonne Parish, Louisiana
»Meine Güte. Das alles kommt mir immer noch absolut unglaublich vor, Nog.« Jake trug sein Weinglas zu dem Tisch neben dem antiken Stuhl. Im Hintergrund knackte das heruntergebrannte Feuer gelegentlich, auch wenn der Regen, der auf das Dach und gegen die Fenster prasselte, das Geräusch zumeist verschluckte.
Nog leerte sein eigenes Glas, dann stellte er es auf den Boden neben die mittlerweile leere Flasche. »Soll das heißen, du glaubst es nicht?«
»
Das
habe ich nicht gesagt, Nog. Das Dokument, das behauptet Commander Tuckers eigene eidesstattliche Aussage zu sein – ganz zu
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