Was Menschen gutes tun
Hände und Arme Archer und Reed gehörten. Sie zogen ihn von dem betäubten Orioner herunter, der unterdessen von den drei MACOs umstellt wurde. Die Soldaten richteten ihre Waffen auf den Sklavenhändler, damit er nicht zu einem überraschenden Gegenangriff überging.
Shran hielt das für überflüssig. Er glaubte nicht, dass der Orioner in absehbarer Zeit irgendjemandem Ärger bereiten würde. Sprechen hingegen konnte der grüne Gigant vermutlich durchaus noch. »Lasst mich los, Pinky-Häute!«, rief er, schüttelte Reed ab und wirbelte zu Archer herum, der ihn daraufhin tatsächlich freigab. Doch Archer wich nicht zurück. Ohne Anzeichen von Furcht stand er Shran gegenüber, der instinktiv eine leicht geduckte Kampfhaltung eingenommen hatte.
»Warum haben Sie meine Befragung unterbrochen?«, wollte Shran wissen.
»Befragung?«, echote Archer mit einem Ausdruck des Unglaubens auf der Miene. »Es sah für mich eher so aus, als hätten Sie versucht, ihn im Zorn umzubringen. Von einem toten Mann können wir nichts mehr in Erfahrung bringen, Shran.«
»Sollten
Ihre
Liebsten irgendwann diejenigen sein, deren Leben am seidenen Faden hängt, spiele ich gerne nach Ihren Regeln.«
»Shran, Sie spielen nach
meinen
Regeln, solange Sie Teil
meines
Außenteams sind. Ganz gleich,
wessen
Leben am seidenen Faden hängt. Und jetzt beruhigen Sie sich, bevor ich mich gezwungen sehe, Ihnen auch noch die
andere
Antenne zu kürzen.«
Warum musste er
das
unbedingt erwähnen?
, dachte Shran, dessen Wut sich nun beinahe vollständig von der Grünhaut auf die Pinky-Haut verlagert hatte. Der noch immer nicht vollständig verheilte Stumpf seiner linken Antenne schmerzte im Rhythmus seines rasenden Pulses.
»Ich habe diesen Weg selbst ein oder zwei Mal beschritten, Shran, damals während der Xindi-Krise«, sagte Archer. »Alles, was es mir eingebracht hat, ist Blut an meinen Händen und dunkle Flecken auf meinem Gewissen.«
»Bis Jhamel nicht wieder wohlbehalten an meiner Seite weilt, ist ein Gewissen ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.«
»Haben Sie eine Ahnung davon, was Jhamel zu dem hier sagen würde?«
Das hatte Shran in der Tat, und auf einmal brannten seine Wangen vor Scham. So plötzlich, wie sein Zorn gekommen war, verflog er wieder. Er stand einfach nur da und starrte Archer verlegen an. »Also, was sollen wir Ihrer Meinung nach tun, um ihn dazu zu bewegen, mit uns zu kooperieren?«, fragte Shran schließlich. »Laden wir ihn zum Abendessen ein?«
Archer bedachte ihn mit einem seiner verflucht vernünftigen Lächeln. »Lassen Sie uns damit anfangen, ihm ein paar weitere höfliche Fragen zu stellen.«
»Höflich. Großartig. Das wird sicher sehr erhellend.«
Shran trat einen Schritt zurück und erlaubte Archer, auf den Mann zuzugehen, der ausgestreckt auf dem Betonboden lag. Offenkundig litt er Schmerzen. Der Orioner flüsterte etwas, als versuche er zu sprechen, aber seine geschwollenen, blutigen Lippen und die verletzte Luftröhre machten ihm das merklich schwer.
»Was sagt er?«, fragte Reed, der an die Seite des Captains getreten war und somit deutlich näher bei dem Orioner stand als Shran.
»Adigeon Prime«, sagte Archer. »Die Sklavenhändler haben sich mit einem Schiff getroffen, das nach Adigeon Prime unterwegs ist. Sieht so aus, als sollten die Aenar-Gefangenen über einen adigeonischen Handelsagenten an ihre … Käufer ausgeliefert werden.«
»Die Adigeoner sind neutral«, sagte Reed. »Sie könnten als Vermittler praktisch zwischen allem und jedem dienen.«
»Einschließlich der Romulaner«, sagte Shran, dessen Wut erneut aufflammte, wenn auch nicht bis zum Punkt der Raserei. »Wer wäre für die Romulaner besser geeignet, ihre Spuren zu verwischen, als orionische Sklavenhändler
und
die Bürokraten auf Adigeon Prime?«
»Kehren wir zur
Enterprise
zurück«, sagte Archer mit zustimmendem Nicken. »Wir fliegen sofort nach Adigeon Prime, und dort können wir …«
Er wurde unterbrochen, als eine künstlich verstärkte Stimme erklang, deren Lautstärke die Stahlbetonwände des Lagerraums zum Beben brachte. »
Keine falsche Bewegung!
«
Shran warf dem Orioner, der sich aufzusetzen versuchte, einen Blick zu. Obwohl Shrans Schläge den Angestellten allem Anschein nach von seinem Lachen kuriert hatten, ließ er ein triumphierendes Lächeln aufblitzen, wobei er zwei Reihen übergroßer, mit grünem Blut besudelter Zähne zur Schau stellte. Shran durchzuckte der Gedanke, dass es eigentlich eine
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