Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
dein Wort, dass du mir keine Arschlöcher in die Bude schleppst.«
Er runzelt die Stirn.
»Arschlöcher? Was denn für Arschlöcher?«
Ich hole Luft.
»Vermieter, Vertreter, Bullen, Leute von der gez , Pfändungsbevollmächtigte, Sektenheinis, Handwerker ohne Termin, Fremde, die sich kurz die Hände waschen wollen, Ex-Freundinnen, die etwas liegen gelassen haben. Junkies, Spinner, Zocker, Alleinerziehende ohne Kind, Nepper, Schlepper, Bauernfänger – solche halt.«
Seine Lippen bewegen sich lautlos.
»Klar?«
»Na ja, ich weiß nicht, ob ich mir alle merken konnte ...«
Ich mustere ihn. Oh Mann, das hier wird kein leichter Job. Versuchen wir es anders: Ich zeige auf den Kleiderschrank und gebe ihm die Patennummer.
»In diesem Schrank liegt eine Pistole. Wenn eine Person, die du nicht kennst oder nicht magst, die Wohnung ohne Erlaubnis betreten will, holst du sie heraus, hältst voll drauf und drückst fünf Mal ab, capisce?«
»Voll drauf, fünf Mal, okay«, nickt er.
Ich mustere ihn wieder. Wer verarscht hier eigentlich wen? Geh kein Risiko ein, er ist vom Land! junge vom land erschiesst nachbarin, die sich eier ausleihen wollte. »es wurde mir befohlen«, sagte er bei der verhaftung und nannte die namen von einer stadtbekannten drogenabhängigen und einem weniger bekannten sänger. beide sind untergetaucht und wahrscheinlich bewaffnet. ein nachbar: »wer so singt, bringt auch kleine kinder um!« wir bitten die polizei, bei der verhaftung von ihren schusswaffen äussersten gebrauch zu machen !
»Das mit der Pistole war ein Witz.«
»Öh ... ja?«
»Ja«, seufze ich.
»Na ja ... aber das mit den Arschlöchern nicht, oder?«
»Wenn du hier irgendwann irgendein Arschloch reinlässt, dann fresse ich Vivis Restdrogen auf einen Schlag und schließe dich mit mir in einem Zimmer ein.«
Er schaut mich mit großen Augen an.
»Vivis ... Restdrogen?«
Ich gottverdammter Idiot, ich ...
»Na ja ... auch nur ein kleiner Scherz, okay?«
Vor lauter Schuldgefühl fange ich sogar an, so zu reden wie er.
»Na ja, Spaß muss sein«, sagt er zögerlich.
»Genau. Wir kriegen das schon hin«, sage ich. »Marco, wenn mal irgendwas sein sollte, dann schau rein und lass es uns bequatschen. Egal was, okay?«
Er strahlt mich an.
»Danke.«
Er schließt die Tür leise hinter sich. Junge, Junge, er ist so naivehrlichgeradeauserfrischend. Aber mit Vivi hat er sich einen Brocken abgebissen, an dem die halbe Stadt schon erstickt ist. Ach, was soll’s, vielleicht ist er ja genau das, was ihr die ganze Zeit gefehlt hat. Die Liebe hat schon seltsamere Symbiosen hervorgebracht.
Stimmengewirr und Gepoltere. Die Tür geht wieder auf. Erinnere mich jemand dran, dass ich bei nächster Gelegenheit eine Drehtür installieren lasse.
Brunner und Schimanski kommen schreiend hereingestürmt. Max folgt, still wie immer. Falls ich es richtig verstehe, hat jemand letzte Nacht unsere Plakate mit dem kleinen Zusatz Ausverkauft! versehen. Die Jungs wollen Blut sehen und wissen auch schon wessen.
»Rache!«, brüllt Schimanski und prüft die Festigkeit der Wand.
»Ich b-bringe dieses M-M-Miststück u-um!«
»Rache!«, brüllt Schimanski.
»S-S-S-Schlampe!«
»Rache!«, brüllt Schimanski.
»F-F-F-«
»Aufhören!«, brülle ich.
Brunner ist so in Rage, dass er vergisst, mich anzuscheißen.
»Otze!«, ruft er und beginnt, in meiner Kommode herumzuwühlen, in der ich lange Zeit ein Samuraischwert aufgehoben habe, das uns mal auf einer Tour zugelaufen kam.
»Rache!«, brüllt Schimanski.
Ich schaue Max an. Er verdreht die Augen.
»Haaaallooooo!«, rufe ich. »Wir haben jetzt keine Zeit für diesen Scheiß! Wir müssen heute Abend unser Ding durchziehen, erst danach kümmern wir uns um alles andere! Ist das klar? Vor allem dir, Mister kurze Lunte!«
Brunner reagiert nicht, aber Schimanski lässt kurz von der Wand ab und dreht sich zu mir um.
»Aber sie hat uns fertig gemacht! Alle werden glauben, dass wir ausverkauft sind, und sich deswegen erst gar nicht mehr auf den Weg machen!«
»Ich werde mich gleich ans Telefon hängen und Schadensbegrenzung betreiben. Aber was wir heute Abend brauchen, sind jede Menge coole Grooves, und die kriegen wir nicht mit bad vibes .«
»Aber ...«
» ruhe !«, donnert Max.
Alles erstarrt. Max zeigt auf Brunner.
»Willst du, dass sie gewinnt?«
»N-N-N-«
»Dann führ dich nicht auf, als wärst du ihr Handlanger. Riechst du nichts? Die Sache stinkt zum Himmel!«
»A-A-A-«
»Sie will, dass
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