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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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wir auf sie losgehen, und es würde mich nicht wundern, wenn sie mit ihrem Hoffotografen jetzt schon im Underground auf uns wartet. Du legst sie flach, sie kriegt die Presse, und uns platzt der Gig, weil du Blödmann wieder mal bei deinen grünweißen Freunden in Verwahrung gehst.«
    »A-Arschloch!«
    »Im Gegenteil – Köpfchen«, antwortet Max.
    Pause.
    »Na gut, erst spielen wir den Gig, aber dann ...«, droht Schimanski,
    »... l-l-lassen wir u-uns w-was B-B-Böses e-e-einfallen!«
    »Etwas extrem Böses!«, verbessert Schimanski ihn.
    »Falls sie es war«, erinnert Max.
    »Wer sollte sich denn sonst so einen Scheiß ausdenken?«, fragt Schimanski entrüstet, als gäbe es nur eine irre Person in dieser Stadt.
    »Das weiß ich nicht«, sagt Max nachdenklich. »Aber wir kriegen es raus.«
    Er nickt mir zu. Mein Einsatz.
    »Okay, reißen wir uns heute Abend das Herz raus, dann haben wir anschließend alle Möglichkeiten, uns zu revanchieren. Fallen wir auf die Schnauze, dann macht die eine oder andere Dummheit auch keinen Unterschied mehr. So oder so: Sie oder jemand anders ist fällig, aber wer, wann und wie, das entscheiden wir, nicht Fräulein Karin Scheiße, alles klar? Und wenn du nicht sofort deine Griffel aus meiner Unterwäsche entfernst, dann kann ich für nichts garantieren!«
    »S-S-Schon gut!«, stottert Brunner. Dann kichert er. »Du bist g-ganz der A-A-Alte!«
    Na klar. Der gute alte Tacheles. Alle wissen Bescheid.
    »Ich fasse zusammen«, sagt Max. »Wir spielen den Gig. Danach kriegen wir raus, ob sie damit was zu tun hat, und wenn ja, lassen wir uns etwas Böses einfallen.«
    » Extrem Böses!«, knurrt Schimanski.
    »Extrem Böses einfallen«, wiederholt Max.
    »Das wär also geklärt. Jetzt verzieht euch, ich muss telefonieren.«
    Schimanski und Brunner poltern raus. Max bleibt in der Tür stehen und schaut mich nachdenklich an.
    »Hm?«
    »Du warst toll«, sage ich und werfe ihm ein Kusshändchen zu.
    Das mit dem Handkuss ist vielleicht zu viel des Guten, denn er kommt wieder rein, schließt die Tür, setzt sich, nimmt eines meiner Crossaints, beißt herzhaft rein und mustert mich kauend.
    »Schmeckt’s?«
    Er schaut mich regungslos an und kaut.
    »Stört es dich, wenn ich bei deinem Frühstück anwesend bin?«
    Er schaut mich regungslos an und kaut.
    »Okay«, seufze ich, »was ist?«
    »Karin S.«, sagt er.
    »Was ist mit der?«
    »Das ist die Frage«, sagt er und mustert mich.
    »Keine Ahnung«, sage ich.
    »Hm«, macht er und wird wieder zu Stein.
    Zeit vergeht. Irgendwann werfe ich einen demonstrativen Blick auf die Uhr. Er reagiert nicht. Ich werfe noch einen Blick darauf. Keine Reaktion. Anscheinend will er es diesmal wirklich wissen.
    »Tja, weißt du, das ist eine lange Geschichte ...«, versuche ich es noch mal.
    Er sitzt da wie ein Felsen in der Landschaft. Könnte ein paar Jahrhunderte dauern, ihn kleinzukriegen, also ...
    »Erinnerst du dich an die ›Künstler und Journalismus‹-Talkshow, in der ich eingeladen war. Die aufgezeichnet, aber nie ausgestrahlt wurde?«
    Er senkt den Kopf einen Nanomillimeter, schraubt die Kanne mit dem Vivikaffee auf und wartet, dass ich fortfahre.
    »Da war sie auch. War das erste Mal, dass wir uns trafen.«
    Er hebt eine Augenbraue einen Millimeter und greift nach meiner Kaffeetasse. Er nimmt sie und wirft ein paar Stück Zucker rein.
    »Fühl dich wie zu Hause«, sage ich.
    Er gießt Kaffee in meine Tasse und wirft mir dann einen Blick zu.
    »Tja, also die Tänzerin hatte mich gerade verlassen, und ich war nicht gut drauf, und die Talkshow war ätzend, und Karin S. laberte Bullshit, und das Licht war zu hell, und es gab Freigetränke, der Talkmaster verlor ständig den Faden, und Karin S. goss mir pausenlos flüssiges Blei in die Gehörgänge und redete über ihre blöden Hamster, die sich miteinander unterhalten und dass sie das ganze obere Stockwerk in ihrem Haus bewohnen und dass man, um ihnen Respekt zu zollen, anklopfen müsste, bevor man eintritt und so weiter und so endlos fort. Ich kippte ein Bier nach dem anderen und wartete, dass irgendjemand sie unterbricht, aber die ganze Zeit hörte der Talkmaster ihr wohlwollend zu, das Publikum lauschte ergriffen, die anderen Gäste schwiegen betreten, verstehst du, es war, als würde sie was wirklich Wichtiges von sich geben, aber sie quatschte die ganze Zeit nur von ihrer beschissenen Hamsterzucht, es machte mich fertig, daher beschloss ich, das Ganze etwas abzukürzen.«
    »Gute Idee«, sagt

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