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Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Titel: Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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sich zu rühren oder Einwände zu erheben. Der eine oder andere stieß kurze Kommentare aus, welche die Gruppe zum Lächeln brachten. Für Narcisse war es, als würde eine Gruppe von Bauern laut dabei zuschauen, wie ein Stier eine junge Kuh bestieg. Quartiersmeister war von allen am meisten bei der Sache, er lächelte kopfschüttelnd und schien stolz auf das zu sein, was er da sah. Konnte es ein, dass er mit der Vergewaltigung einverstanden war? Und dass Landstreicher sein Sohn war?
    Narcisse rührte sich nicht. Landstreicher war schnell fertig, er schrie am Ende einige Male kurz erstickt auf, dann drehte er sich auf den Rücken und streckte sich im Sand aus. Er versuchte nicht, das Mädchen aufzuhalten, das sich auf und davon machte.
    Dreizehnter Brief
    Vallombrun, 13. Februar 1867
    Monsieur le Président,
    wie soll ich Ihnen dafür danken, dass Sie mir die Ehre erweisen, mich für die Rolle des Vizepräsidenten unserer Gelehrtengesellschaft im Pazifischen Raum in Betracht zu ziehen?
    Diese Würdigung habe ich nicht verdient. Bitte werten Sie diese Aussage nicht einfach als Ausdruck banaler Höflichkeit. Unabhängig von den Verdiensten, die ich Ihrer Meinung nach erworben habe, kann ich Ihr Angebot nicht annehmen. Zunächst würde diese Funktion zu viele Reisen nach Paris erfordern, und meine Gesundheit ist nicht mehr so gut wie einst. Zudem wünsche ich nicht, mich bei jeder Sitzung mit Révérend Père Leroy konfrontiert zu sehen, und das meine ich wörtlich, ebenso wenig mit dem Vorsitzenden des Redaktionskomitees unserer Zeitschrift, der auf meinen Brief aus dem Jahr 1862 niemals geantwortet hat. Und schließlich sind meine Kenntnisse sehr beschränkt, und meine Reisen liegen lange zurück. In der Tat findet auf Schloss Vallombrun jenes Treffen statt, welches Sie scherzhaft die «Académie du Pacifique» nennen und bei dem am ersten Montag eines jeden Vierteljahres Missionare, Offiziere, Gelehrte, Kaufleute und Dichter bei mir zu Abend speisen, die entweder zu einer Pazifikreise aufbrechen wollen oder gerade von einer solchen zurückgekehrt sind. Ich allerdings spiele nur den Gastgeber …
    Außerdem bin ich erst seit September 1861 und jener denkwürdigen Versammlung volles Mitglied der Société, und damit noch keine zehn Jahre, die traditionsgemäß notwendig sind, um eine offizielle Funktion wahrzunehmen. Unter diesen ungünstigen Umständen meine Kandidatur anzukündigen, würde Ihre Stellung schwächen und vielleicht in einem Fiasko enden, über das sich meine Gegnernur freuen würden. Diese niedere Genugtuung will ich ihnen nicht verschaffen.
    Die Ruhe und Zurückgezogenheit meiner Berge entsprechen mir mehr.
    Ich ahne schon, dass Sie auf jeden einzelnen meiner Gründe eine Antwort und Entgegnung haben. Sie werden mir erklären, dass die Versammlungen nur selten stattfinden, dass Paris gar nicht so weit entfernt liege, und außerdem auf dem Weg von Ré, dass Sie die Stimmen bereits ausgezählt haben, meine Kandidatur unter Ihre Obhut nehmen und sich für ihren Erfolg verbürgen.
    Ich strecke im Voraus meine Waffen, muss aber dennoch ablehnen: Ich bin mit einem Unternehmen beschäftigt, das ungleich ehrgeiziger ist.
    Sie werden sich an Narcisse Pelletier erinnern, von dem ich Ihnen vor einigen Jahren allzu ausgiebig berichtete. Erlauben Sie mir, Ihnen das Neueste über diesen jungen Mann zu erzählen, Sie werden sehen, wohin mich dies führt. Sobald Sie darüber unterrichtet sind, werden Sie selbst erkennen, dass die Vizepräsidentschaft für den Pazifischen Raum jemand Verdienstvollerem als mir gebührt.
    Pelletier ist immer noch Lagerverwalter beim Phare des Baleines und hat weiter keine Zukunftsprojekte. Er wohnt nicht mehr beim Leuchtturm, sondern in einem Fischerhäuschen, und zwar zusammen mit einer Frau, die sich von ihrem Mann getrennt hat. Der Mann, ein Metzger aus La Rochelle, hatte sie zu arg verprügelt. Man beschrieb sie mir als liederlich und vor allem am Lohn ihres Liebhabers interessiert. Es stimmt, sie ist weder hübsch noch liebenswürdig, weder jung noch alt, weder blond noch dunkelhaarig. Ich sehe jedoch keine Berechnung oder Eigennutz in diesem Paar, bei dem jeder auf seine Weise Schiffbruch erlitten hat. Sie kümmert sich um ihn, und er istnicht mehr allein. Sie verkauft die Fische und Muscheln, die er immer noch mit Erfolg fängt und sammelt, hält das bescheidene Häuschen in Ordnung und betreibt einen Gemüsegarten, in dem auch einige blühende Büsche stehen. Dass er nunmehr

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