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Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Titel: Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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warum. Die Frauen langten ebenfalls kräftig zu. Er nahm sich ein weiteres Stück und beträufelte die Stücke auf dem Feuer mit Wasser, um sie zu salzen. Bei der Aussicht auf den Geschmack von gegrilltem Fleisch lief ihm, nach Tagen von Muscheln, Fisch oder sehniger, im Erdofen kaum durchgegarter Echse, das Wasser im Mund zusammen.
    Die Männer kamen nicht, die Frauen waren gesättigt und entfernten sich eine nach der anderen, um unter den Bäumen zu schlafen. Am Vorabend war eine Schwester oder Cousine von ihnen gestorben, aber sie hatten trotzdem gegessen, und zwar, so viel sie konnten … Narcisse war immer noch dabei, Schildkrötenschnitzel zu grillen und mit Genuss zu verzehren. Er war nicht mehr so gierig wie am Anfang, er spürte, wie seine Kräfte zurückkehrten, bis er sich so fühlte, wie vor dem Marsch zur Bucht der Verlassenheit, vor dem Fieber, vor dem Hunger der ersten Tage hier, vielleicht sogar wie vor der unheilvollen Überfahrt von Kapstadt aus. Er leckte sich die fettigen Finger ab und zwang sich, noch ein weiteres Stück zu nehmen. Fleisch, das übrig blieb, würde in der Sonne verderben, aber er konnte nicht mehr. Wer wusste schon, wann es das nächste Mal ein solches Festmahl geben würde? Er ging zu seiner Hütte und schlief sofort ein.
    Als er gegen Ende des Nachmittags langsam erwachte – die Hitze begann nachzulassen –, stellte er fest, dass seine Hand auf seinem Geschlecht lag. Er verstärkte ein wenig den Druck und spürte, wie esunmittelbar reagierte und größer wurde. Ihn überlief ein wohliger Schauer, und auch ein gewisser Stolz durchströmte ihn. Die Augen halb geschlossen, in seiner Hütte vor Blicken geschützt, machte er weiter. Womit war er beschäftigt? Mit dem, was er abends an Bord in seiner Hängematte tat, wenn er nicht zu müde war und es nicht aushielt, noch länger auf die versprochenen Verheißungen eines Landaufenthalts zu warten. Vor der Hure in Kapstadt hatte es die in Bordeaux gegeben, eine dicke gutmütige Frau, die in einem Hafenbordell arbeitete, in dem er zusammen mit seinen Kameraden die Auszahlung der Heuer und den Aufbruch nach China gefeiert hatte. Vor Bordeaux war die in Nantes gewesen, und noch viele andere davor. Aber er erinnerte sich an keine mehr genau. Nur die in Kapstadt – leider hatte er sie beim Kerzenschein nur undeutlich gesehen – und die Viertelstunde, die er mit ihr verbracht hatte, hatten sich ihm eingeprägt.
    Seine Hand bewegte sich auf und ab. Im Geiste lag er auf der Saint-Paul in seiner Hängematte, besuchte voller Nostalgie noch einmal jene Taverne, jenen Hinterhof, in der afrikanischen Nacht jene Hütte, da war der Strohsack – er durfte sich unter seiner Decke nicht zu heftig bewegen, keine Aufmerksamkeit erregen, keine Hänseleien provozieren … Diese nackten schwarzen Frauen, in deren Gesellschaft er sich seit seiner Ankunft aufhielt, waren keine Frauen: Sie erweckten in ihm keine Lustgefühle, sie schienen nicht derselben Art anzugehören, und deswegen hatte er sich auch so rasch daran gewöhnt, nackt unter ihnen zu leben. Seine Kameraden und er beschuldigten einander oft im Scherz, sich mit egal welcher Spezies paaren zu können. Manche Bordelle lehnten diese «Holzkohle», wie sie sie nannten, ab, aber in Kapstadt war das nicht der Fall gewesen. Doch diese Stammesfrauen, die ihren ganzen Körper entblößten und sich nicht einmal verbargen, wenn sie mit einem Mann schliefen … nein, das war für ihn undenkbar!
    Für die Dauer seines Aufenthalts kam für ihn nur Enthaltsamkeit infrage – oder diese einsame Beschäftigung, an die er gewöhnt war.Seine rechte Hand bewegte sich und löste dabei unwillkürlich die vertrauten, angenehmen Empfindungen aus. Bisher waren es, seit man ihn zurückgelassen hatte, nur unangenehme gewesen: Angst, Hunger, Schmerz, Durst, Langeweile, Erschöpfung, Verzweiflung, Wut, Niedergeschlagenheit. Ein Wechselbad der Gefühle. Kein Augenblick der Lust. Die Lust, die er sich gerade selbst verschaffte, erfüllte ihn ganz und gar: Er machte sich um nichts anderes mehr Gedanken und unterwarf sich der Kraft, die er in seinen Lenden spürte.
    Worauf war er stolz? Und warum gelang es ihm nicht, im Geiste auf jenen Strohsack in Kapstadt zurückzukehren, zu den fordernden Bewegungen seines Körpers auf jenem schwarzen Leib? Sosehr er sich auch bemühte, er erinnerte sich nur an diese Nacht eine Woche später, als sie die Schneestürme endlich hinter sich gelassen hatten und auf dem Weg in gemäßigte

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