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Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Titel: Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Zollgebühren zu bezahlen … und da wollte ich Java nicht anlaufen. Die Holländerhaben ein gutes Gedächtnis. Die kennen bei so etwas keinen Spaß.»
    «Die Entscheidung zwischen dem Leben eines Matrosen und einer Geldstrafe fiel Ihnen nicht schwer?»
    Kapitän Porteret senkte den Kopf.
    «Hätten Sie Java angelaufen, dann hätte Pelletier sich niemals alleine an einem australischen Strand wiedergefunden …»
    Der Admiral war sichtlich gelangweilt. Er überließ es einem Offizier, den Kapitän darüber zu belehren, wie ein Bordbuch zu führen war, und mögliche Konsequenzen anzudeuten, und dann hob er die Sitzung auf.
    Zwei Tage später wurde ich vom persönlichen Adjutanten Ihrer Majestät empfangen. Wir hatten in der Zwischenzeit mehrmals miteinander korrespondiert, um dem kaiserlichen Wunsch entsprechend für Narcisse eine Anstellung in der Verwaltung zu finden. Ich hatte darauf bestanden, dass sich dieser Posten in der Nähe des Meeres befinde und nicht zu weit von Saint-Gilles-sur-Vie entfernt sei. Nachdem ich die Stelle eines Zöllners im Département Nièvre und die eines Jagdhüters im Département Landes zurückgewiesen hatte – doch wer war ich, und in wessen Namen traf ich diese Entscheidungen über seine Zukunft? –, konnte ich den dritten Vorschlag, der vielleicht der letzte war, ehe der Husarenoffizier die Geduld verlieren würde, nicht wieder ablehnen. Die Angelegenheit wurde beschlossen und das Gesuch unterschrieben, ohne dass der Antragsteller – der sich auch in diesem Fall auf mich verließ – Einwände erhoben hätte: Narcisse Pelletier wurde hiermit als Lagerverwalter dritten Grades zur Verwaltung von Leuchttürmen und anderen Navigationshilfen bestellt, und zwar am Leuchtturm Phare des Baleines im Département Charente-Inférieure. Er würde seine Stelle am Monatsersten antreten, damit blieb gerade noch Zeit, sich beim persönlichen Adjutanten zu bedanken, noch einmal kurz in Saint-Gilles vorbeizuschauen und ihn in seinem neuen Leben einzurichten.
    Sie werden sicher zweifeln, ob es vernünftig ist, ihn an den äußersten Punkt einer so armen und entfernten Insel wie Ré zu entsenden. Wird das für ihn nicht lediglich ein etwas größeres Gefängnis sein als das des Gouverneurs in New South Wales, immerhin liegt esdrei Meilen vom Badeort Saint-Martin-de-Ré entfernt? Werden ihm der monotone Ausblick auf das Meer, die schwere Arbeit und Strandspaziergänge und Muschelsuche als einzige Abwechslung nicht irgendwann auf die Nerven gehen? Darauf kann ich nur antworten, dass dieser junge Mann irgendwo unterkommen muss und dass ich bis zum heutigen Tage nichts Besseres für ihn gefunden habe.
    Seine Familie schien sich sehr für ihn zu freuen. Unser Besuch in Saint-Gilles war kürzer und weniger aufwendig als der vorherige. Die Seinen beglückwünschten ihn zu dieser Ernennung aufgrund eines kaiserlichen Erlasses, und man spürte die leise Eifersucht, die Menschen, deren Zukunft immer ungesichert ist, gegenüber Privatiers und Beamten an den Tag legen – und bei der vor ihnen stehenden Person hatte das eine glücklich zum anderen geführt. Im Ganzen betrachtet, hat Narcisse Glück: Für Unterkunft ist gesorgt, er erhält jeden Monat sein Gehalt und befindet sich mit sechsunddreißig Jahren in einer Lebenssituation, um die ihn viele Matrosen in seinem Alter beneiden würden. Ende gut, alles gut, meinten Bürgermeister und Pfarrer zu mir. Im Übrigen liegt Ré nicht so weit entfernt, und wir können ihn oft besuchen, fügte Vater Pelletier hinzu, und wir können alle sicher sein, dass er sein Auskommen hat.
    Bei einem Zwischenhalt in La Rochelle erlaubte ich mir, dem diensthabenden Ingenieur einen Besuch abzustatten, um ihm seinen neuen Untergebenen vorzustellen und zu erläutern, warum die Ernennung eines einfachen Lagerverwalters dritten Grades, nach dem er nicht verlangt hatte, vom Minister selbst unterschrieben worden war und nicht von seinem Büroleiter. Ohne überflüssige Einzelheiten schilderte ich ihm die Vergangenheit von Narcisse und die Besonderheiten seines Charakters. Der Ingenieur begriff, was ich sagen wollte, und versicherte mir, dass er sich der Achtung, die man in Paris für diesen jungen Mann hege, anschließen werde.
    Wir setzten nach Ré über, und ein Karren brachte uns zumLeuchtturm Phare des Baleines, bei schönem Wetter beeindruckend, doch furchtbar, wenn sich über dem Atlantik Unwetter zusammenbrauen. Die Anweisungen des Ingenieurs an den Chef dieses Außenpostens

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