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Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Titel: Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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werden Narcisse das Einleben erleichtern. In dem Gebäude für die Aufseher wurde ihm ein Zimmer zugewiesen, wo er einige Dinge, die ich für ihn erworben hatte, ablegte, und das hölzerne Modell der Strathmore wurde an der Wand aufgehängt.
    Seine Aufgaben sind einfach: putzen, Geräte ölen, verwalten des Materials für den Leuchtturm; die Gebäude in Ordnung und instand halten; Arbeiten im Garten, im Gemüsegarten und im Stall; Mithilfe in der Küche.
    Der Leiter und seine Kollegen sind ehemalige Matrosen. Als sie erfuhren, welch schwieriges Schicksal Narcisse hinter sich hat, haben sie ihn ohne Umschweife wie einen der ihren aufgenommen. Der neue Lagerverwalter dritten Grades machte sich denn auch unter Aufsicht eines erfahrenen Kollegen sofort an die Arbeit, und er schien froh darüber, sich nützlich machen zu können. Ich bat den Leiter, mir monatlich einen Bericht über Pelletier zukommen zu lassen. Der aufrichtige Mann willigte ein und lehnte das Entgelt, welches ich ihm anbot, ab. Er wollte auch das Gehalt von Narcisse an dessen Stelle verwalten und es ihm in einem vernünftigen Rahmen zur Verfügung stellen.
    Ich verabschiedete mich von Narcisse und wünschte ihm viel Glück. Ich hatte mein Soll erfüllt und versprach, ihn ein- oder zweimal im Jahr zu besuchen. Bei unserer Verabschiedung zeigte er nicht viele Gefühle, aber vielleicht verstand er die Situation auch nicht ganz.
    Auf dem Rückweg zu meiner Unterkunft in Saint-Martin-de-Ré wurde mir klar, dass ich Narcisse Pelletier immer noch nicht verstehe, heute genauso wenig wie damals, am ersten Tag unseres Abenteuers.
    Hochachtungsvoll …

11
    Die Männer waren zurückgekehrt.
    Drei Tage lang tat der Stamm nichts anderes als essen, trinken und schlafen. Das kleine Stück Wild, das die Jäger heranschafften, die Fische und Muscheln, brachten Abwechslung in die Mahlzeiten, und vor der Feuerstelle und den heißen Steinen stand mehr oder weniger immer eine Schlange von Wartenden. Jeder nahm sich, so viel er wollte, und Narcisse hatte keine Skrupel, sich oft anzustellen.
    Mit vollem Bauch gab er sich bittersüßen Gedanken hin: Er war am Leben, das stimmte, so wie er es sich geschworen hatte, und er schien nicht zum Hungertod verurteilt. Doch sollte es sein Schicksal sein, Wochen, Monate und Jahre nur mit Schlafen und Essen an verschiedenen Stränden zuzubringen?
    Am dritten Tag bemerkte er, dass sowohl der greise Wilde als auch der junge Mann, den er bei sich Landstreicher getauft hatte, verschwunden waren. Wahrscheinlich begleitete er den Alten zu anderen Verwandten. Dieser Landstreicher ließ keine Gelegenheit aus, Narcisse schräg anzusehen und ihm gegenüber recht offen eine unerklärliche Feindschaft zu bezeugen, und so betrübte ihn dessen Fortgang auch nicht weiter. Sollten sie doch alle beide zum Teufel gehen und dort bleiben!
    Bei Anbruch des folgenden Tages wurde der Stamm von der gleichenUnruhe ergriffen, die er auch bemerkt hatte, als sie den Lagerplatz am Meeresufer verließen. Und in der Tat begaben sich Frauen und Kinder, gefolgt von den Männern, nachdem sie ihre wenigen Habseligkeiten aufgenommen hatten, in den Busch und machten sich auf den Weg. Narcisse trug die beiden Wassersäcke, die ihm die Alte zugewiesen hatte.
    Der Marsch war lang, und die ganz Kleinen hatten Mühe, mitzuhalten. Sehr schnell wurde ihm klar, dass sie das Meer hinter sich ließen und fast genau in Richtung Westen liefen. Er wusste, dass er sich in Äquatornähe befand, und stellte am Morgen fest, dass er auf seinem Schatten lief, und nachmittags, dass er in die Sonne schaute, bis sie untergegangen war. Welche Entfernung mochten sie wohl zurückgelegt haben? Drei Meilen, vielleicht vier. Genug, um für eventuelle Retter unauffindbar zu sein.
    Sollte die Saint-Paul zurückkehren, oder irgendein anderes Schiff in die Bucht der Verlassenheit einfahren und die Männer seine Inschrift finden und sich Richtung Norden begeben, würden sie keine weiteren Hinweise darauf finden, wo Narcisse Pelletier verblieben war, und nichts würde Rückschlüsse auf seine Aufenthaltsorte zulassen. Sie würden ratlos an Bord zurückkehren und nur sicher wissen, dass er bis zum 21. November, jenem Datum, das er mit Kieseln eingeritzt hatte, am Leben gewesen war, über sein weiteres Schicksal würde Unklarheit herrschen. Wie würde sich der Kapitän entscheiden? Selbst wenn er, trotz der absehbaren Vorwürfe des Reeders, beschließen sollte, einige weitere Tage mit der Suche in der Umgebung

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