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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dagegen zu sagen! Sie wirkte ein wenig wie ein Dorfrowdy, den man gerade dabei ertappt hat, daß er gar nicht so ein harter Bursche ist, wie er immer tat.
    Sandy nickte verständnisvoll und schwieg. Dann fragte er: »Verstehen Sie was von Pferden?«
    »Ich weiß nur, wo bei ihnen vorn und hinten ist, mehr nicht.«
    Er grinste. »Trotzdem könnten Sie mir beim Absatteln helfen. Vielleicht erzählen Sie mir dabei, wie es kommt, daß Sie so gut mit Waffen umgehen können.«
    »So gut kann ich das gar nicht. Sonst hätte ich dem Cowboy doch nicht beinahe den Fuß abgeschossen.«
    Sandy war weitergegangen und drehte sich nicht nach ihr um. Aber er meinte, ein gewisses Bedauern aus ihrer Stimme herauszuhören. »Haben Sie sich bei Kane entschuldigt?«
    »Ha! Eher sterbe ich.«
    Sandy warf ihr unter der Hutkrempe einen verstohlenen Blick zu. Aber sie schaute, die Hände zu Fäusten geballt, den Mund zu einem harten Strich zusammengepreßt, zu den Bergen hinüber. »Sind Sie die Haarkünstlerin, die Witwe oder die Dame mit dem komischen Laden?« Ehe sie noch antworten konnte, blitzte es in ihren Augen auf. »Sie schreiben die Kriminalromane!«
    »Ja«, sagte sie, immer noch verärgert. Doch dann mußte sie grinsen. »Wissen Sie, wie mein nächstes Buch heißen wird? Tod eines Cowboys. Welchen Tod würden Sie für angemessen halten? Soll er sich im eigenen Lasso verfangen? Vielleicht lege ich ihm auch eine Klapperschlange in die Bettrolle.« Ihr Grinsen vertiefte sich. »Oder vielleicht lasse ich ihn an Blutvergiftung durch eine verschmutzte Kugel sterben, die ihm die Zehen abgeschossen hat.«
    Lachend machte Sandy die Stalltür für sie auf. »Kommen Sie rein, und erzählen Sie mir, wie die Geschichte weitergeht! Eine gute Geschichte höre ich immer gern.«
    »Dann werde ich Ihnen bestimmt gefallen«, sagte sie zufrieden. »Denn ich kann jede Menge gute Geschichten erzählen.« Kummerfalten erschienen auf ihrer Stirn, und sie sagte flüsternd: »Wie schön, wenn mich wenigstens einer hier versteht.«

5
    Es hat vielleicht so ausgesehen, als wollte ich wirklich den Haß des Cowboys Taggert auf mich laden. Aber das war gar nicht der Fall. Ich habe mich immer danach gesehnt, daß alle Leute mich gern haben. Wenn ich zu einer Party komme, dann müßten die Leute erleichtert sagen: »Cale ist da. Nun kann's richtig losgehen.« Natürlich ist mir das noch nie passiert. Autoren werden ja selten zu Partys eingeladen. Und wenn, dann sitzen sie meist in irgendeiner Ecke und begnügen sich damit, die anderen Gäste zu beobachten.
    Als ich diesem lieben alten Sandy im Stall zur Hand ging, tat ich so, als wäre mein ganzer Ärger verflogen. Und im Inneren nahm ich mir vor, mich einwandfrei zu benehmen, solange ich mit auf der Tour war. Zehn Jahre später würde der Cowboy daran zurückdenken und sagen: »Diese kleine Kriminalromanschriftstellerin war eigentlich ein netter Kerl.«
    Das gelang mir auch volle 24 Stunden lang. Beim Abendessen saßen wir alle um einen runden Tisch - und ich sagte kein einziges Wort. Ich sagte nichts, als der Cowboy zum soundsovielten Male über den Tisch langte, um Ruths Weinglas wieder zu füllen. Ich sagte nichts, als das dünne Groupie von ihren Heilkräutern erzählte. Und ich lachte noch nicht mal, als das fette Groupie dem Cowboy Wein auf den Schoß verschüttete und dann den roten Fleck zwischen seinen Beinen wegreiben wollte. Ich sagte allen höflich gute Nacht und ging auf mein Zimmer. Ich wollte noch an dem Exposé für mein nächstes Buch arbeiten.
    Mein stärkster und bester Charakterzug ist meine Konzentrationsfähigkeit, die zuweilen an Besessenheit grenzt. Und an diesem Abend stellte ich mir mit wahrer Besessenheit allerhand Fragen.
    Wie kommt es, daß Männer eine Frau wie Ruth nicht auf Anhieb durchschauen? Warum sind Männer so blöd, wenn es um Frauen geht? Es braucht nur lange Beine, einen strammen Busen, eine schöne Lockenpracht, und sie kriegt jeden Mann, den sie haben will.
    Es ärgerte mich mehr, als für meinen Gemütszustand gut war, daß ich mich zu so einem großen, dummen Cowboy hingezogen - ernsthaft hingezogen - fühlte, während er mich ansah, als wollte er mir am liebsten Rattengift eingeben.
    Ich benahm mich auch während des ganzen Frühstücks gut, bei dem Ruth und der Kraftmensch dauernd verzückte Blicke tauschten und in bedeutungsvollem Ton Sätze sprachen wie: »Reichst du mir bitte den Honig rüber?« Doch nichts auf der Welt geht einem so auf den Geist wie zwei

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