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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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selbstvergessene Verliebte. Jedes Wort ist für sie eine Quelle des Entzückens, jede Geste etwas unvergleichlich Schönes. Die Umwelt existiert nicht mehr für sie. Es gibt nur sie beide.
    Ich biß auf einen Toast und beobachtete, wie der Cowboy Ruth anhimmelte: er war hin und her gerissen. Doch in Ruths Augen war wenig Herzlichkeit zu entdecken. Ab und zu warf sie dem Duo Maggie/Winnie einen triumphierenden Blick zu, als wollte sie sagen: Na, nun seht ihr mal, was ich für einen Erfolg habe! Wahrscheinlich freute sie sich schon auf die große, kitschige Schlußszene, wenn sie ihm tränenreich Lebewohl sagen würde. Doch dem armen, dummen Taggert sah man an, daß er Ruth am liebsten eine Schürze um die guterhaltene schlanke Taille binden und sie an den häuslichen Herd stellen wollte. Eine Weile machte es mir sogar Vergnügen, mir Ruth in seiner Küche vorzustellen: abgetretener Linoleumfußboden, Baumwollvorhänge, der Geruch von gebratenen Zwiebeln. Eine Hitze, daß man Rindfleisch auf dem Küchentisch braten könnte. Drei heulende Kinder, die sich an ihre geschwollenen, roten, unrasierten Beine klammerten.
    Dann merkte ich, daß Sandy mich anlächelte, als ob er genau wüßte, was ich dachte. Ich kniff ein Auge zu und prostete ihm scherzhaft mit meinem Orangensaft zu.
    Bis weit in den Nachmittag benahm ich mich so einwandfrei, daß ich mir wohl ein wenig zuviel darauf einzubilden begann. Und dann gab es wieder Krach.
    Wir hatten alle die Pferde bestiegen und ritten auf einem schmalen Weg in die Wälder hinauf. Ich hatte im ganzen Leben bisher nur zweimal auf einem Pferd gesessen, aber wenn man es richtig betrachtet, braucht man zum Reiten auch nicht allzuviel Geist. Ich rede jetzt nicht vom Dressur- oder Springreiten, wofür man Talent, Erfahrung und viele Jahre Training benötigt. Aber wenn man auf einem gutgenährten, lammfrommen Tier sitzt, das den Weg schon kennt, sind keine großen Reitkenntnisse nötig.
    Ruth und ihr Duo sahen das allerdings anders. Bei Ruths Herkunft hatte ich angenommen, sie wäre eine ausgezeichnete Reiterin. Doch in Wirklichkeit hatte sie mächtige Angst vor dem Pferd. Vor seinen großen, weiten Nüstern, dem haarigen Maul und dem dicken Hinterteil. Als sie mit vor Angst weit aufgerissenen Augen aufstieg, wäre sie mir beinahe sympathisch geworden. Sie mußte wirklich sehr an der Stellung in ihrer Firma hängen, wenn sie bereit war, auf ein Tier zu steigen, das ihr solche Furcht einflößte.
    Es war am Spätnachmittag, als ich wieder ins Fettnäpfchen trat. Wir waren abgestiegen, wund, müde und großenteils schweigend. Auf dem Weg war Ruth immer hinter Taggert gewesen, und wenn sich jemand unterhalten hatte, dann waren es die beiden. Die Dünne des Duos hatte mich zwar in eine Unterhaltung über vegetarische Diät verwickeln wollen, doch als ich ihr sagte, daß ich ausschließlich Fleisch, und zwar in Mengen, verzehrte, wurde sie augenblicklich still und wollte kein Wort mehr mit mir reden. Hinter mir ritt Sandy, und die Stille der Wälder war ein Segen.
    Doch nun waren wir abgestiegen, und die meisten hatten sich in die Büsche geschlagen, um ein Geschäft zu erledigen. Ruth stand noch bei mir und sah irgendwie sonderbar aus. Sie hielt die Hand an ihren verlängerten Rücken. Wenn sie nur halb so wund war wie ich, mußte sie Schmerzen haben. Ich weiß nicht, woran sie gerade dachte. Vermutlich an gar nichts. Sie hatte Schmerzen, und schuld daran war das friedlich mampfende Pferd vor ihr.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten vor Erschöpfung. Und auf einmal drückte sie mit dem Blick eines bösartigen Kindes die Zigarette an dem weichen Hals des nichtsahnenden Pferdes aus.
    Und wieder überstürzten sich die Ereignisse. Das Pferd wieherte auf, scheute zur Seite und warf Ruth über den Haufen. Im nächsten Augenblick würde es auf die am Boden Liegende treten. Ich überlegte keine Sekunde. Ich rannte einfach los und versuchte, zwischen das Pferd und Ruth zu gelangen. Doch das Pferd war vor Schmerzen außer sich. Einige Haare an seinem Hals hatten Feuer gefangen und glühten. Ich konnte nur noch mit der linken Hand den Zügel ergreifen, mit der rechten die Glut am Hals ausschlagen und eisern festhalten. Dazu redete ich beruhigend auf das Tier ein. Niemand würde ihm jetzt noch etwas antun. Und irgendwann während des ganzen Aufruhrs gelang es Ruth, wie eine Schlange, die sie ja auch war, wegzukriechen, so daß ich mit dem Pferd allein blieb.
    Gleich darauf brach

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