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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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in den Niederungen gebildet haben. Um halb elf erreiche ich Ely.
    Considine gibt sich noch immer knurrig, doch ich glaube, er ist froh über die Abwechslung.
    »Was ist mit Ihrem Arm?«, fragt er, nachdem er mir abgestandenen Kaffee eingeschenkt und meine reglose rechte Hand betrachtet hat.
    Ich erzähle ihm kurz, was passiert ist. Immerhin bin ich auch deswegen hier.
    »Kommen Sie mit«, sagt er, nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken haben. Wir verlassen das Gebäude und fahren zum Stadtrand von Huntingdon.
    Dort ist das kriminaltechnische Labor. Considine führt mich in ein Büro im dritten Stock. In einem kleinen vollgestopften Zimmer schaut eine Frau über den Rand ihrer Brille auf. Ihr graues Haar ist zu einem glatten Knoten frisiert, und sie trägt einen eleganten Hosenanzug. Ich erkenne die Frau vom Black Patch kaum wieder; als ich sie zuletzt gesehen habe, trug sie einen dreckbespritzten Plastikoverall, Stiefel und Gummihandschuhe.
    »Dr. Alison Hutchins. Das ist Ray Lovell.«
    »Wir kennen uns. Ich habe nichts Neues zu erzählen, Considine.«
    Interessant, wie er ihre beiläufige Autorität akzeptiert.
    »Ich würde Ihnen ja einen Platz anbieten, aber …« Sie deutet mit der Hand auf die unordentlichen Aktenstapel, die sich auf ihrem Schreibtisch, den beiden Stühlen und dem Boden türmen.
    Wir behaupten beide, dass wir gerne stehen.
    »Es geht um die mögliche Identifizierung, die er uns genannt hatte. Die Frau ist aufgetaucht, lebend, das wäre also erledigt«, erklärt Considine.
    »Oh …« Sie wirft mir über ihre Brille hinweg einen Blick zu. »Mist.«
    »Aber er hat uns etwas anderes zu sagen.«
    Hutchins hebt fragend die Augenbrauen.
    »Ich kann Ihnen keinen Namen nennen, aber es gibt noch eine vermisste Person. Sie war Mutter eines kleinen Kindes. Es wurde vor fast sieben Jahren geboren, und danach scheint sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Es gibt definitiv eine Verbindung zu dem Stellplatz. Ich dachte, die Frau, nach derich gesucht habe, sei die Mutter des Jungen, aber das hat sich als Irrtum erwiesen.«
    »Können Sie mir irgendwelche Einzelheiten nennen – zum Beispiel, wie alt sie war, als sie verschwand? Sonst etwas?«
    »Nein. Ich habe nichts.« Ich zucke mit den Schultern – wie soll ich es beschreiben? »Es ist … nur eine Lücke in dieser Familie.«
    Sie schaut zu Considine. »Und wie kommen Sie darauf, dass unsere Leiche in diese … Lücke passen könnte?«
    »Nun, die Familie Janko hat stets behauptet, Rose Wood sei die Mutter des Kindes gewesen. Doch als wir sie ausfindig gemacht hatten, stellte sich heraus, dass sie nie ein Kind geboren hat – und das ist sicher. Sie kann nicht die Mutter sein. Also hat die Familie gelogen. Andererseits muss das Kind eine Mutter haben, aber es gibt keine Spur von ihr. Der Vater hat von dem Leichenfund hier erfahren und … na ja, nachdem er mir eine Mahlzeit gekocht hatte, habe ich eine schwere Vergiftung erlitten.« Ich hebe meinen Arm. »Die rechte Hand ist noch so gut wie gelähmt. Und nun ist er auch verschwunden.«
    »Mutterkornvergiftung«, erklärt Considine.
    Dr. Hutchins wirkt unfreiwillig beeindruckt.
    »Mutterkorn und Bilsenkraut. Ich kann nur sehr schwer glauben, dass zwei giftige Pflanzen zufällig in mein Essen gelangt sein sollen, und zwar nur in meines. Ich bin davon überzeugt, dass er etwas über die Leiche auf dem Black Patch weiß. Sein Verhalten ist verdächtig, um es vorsichtig auszudrücken.«
    Dr. Hutchins lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück. »Sie führen ja ein aufregendes Leben, Mr Lovell. Schön, schön. Können wir eine DNA-Probe von dem Kind bekommen?«
    »Das weiß ich nicht. Der Junge befindet sich zurzeit im Krankenhaus.«
    »Ach so? Weshalb denn das?«
    »Er leidet an einer chronischen Krankheit, die noch nicht diagnostiziert wurde. Sie scheint erblich zu sein. Viele Mitglieder seiner Familie haben daran gelitten, und etliche sind frühgestorben – vor allem Männer, soweit ich weiß. Sein Vater war früher auch krank, ist aber jetzt geheilt.«
    »Das wird ja immer seltsamer. Wie bei den Romanows.«
    Mein Blick ist wohl ziemlich leer, denn sie fühlt sich zu einer Erklärung bemüßigt.
    »Die russische Zarenfamilie. Nur war es bei ihnen Hämophilie. Und davon kann man nicht geheilt werden.« Sie zieht eine Grimasse, die ich nicht deuten kann. »Sie meinen also, unsere nicht identifizierte Leiche könnte die Mutter des Kindes sein – und dass der Vater sie dort vergraben hat.«
    »Es wäre immerhin

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