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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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Identität von Christos Mutter, die Leiche des Zigeunermädchens … zumindest jedoch des Mädchens, das von Zigeunern betrauert wurde.
    Und da wäre noch eine geheimnisvolle Frau, die sehr lebendig ist und die ich gründlich verdrängt habe.
    Als ich Hen frage, ob ich etwas Offensichtliches übersehen habe, schüttelt er den Kopf.
    »Was die Mutter des Jungen betrifft, würde ich eher in der Nähe suchen. Da ist doch diese Cousine, die bei ihnen lebt … wie heißt sie gleich?«
    »Sandra Smith. Ich habe auch an sie gedacht, aber … eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen.«
    »Geh mal eine Minute lang davon aus, dass die Leiche auf dem Black Patch überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat. Dann wäre Sandra für mich die stärkste Kandidatin. Sie ist im richtigen Alter, die beiden kennen einander, sie könnte durchaus die Familienkrankheit in sich tragen … Du hast sogar gesagt, dass sie möglicherweise Gefühle für ihn hegt, oder? Das deutet doch auf eine gemeinsame Geschichte hin.«
    »Ja, schon, aber …« Ich schüttle den Kopf. Aber was? »Ich weiß, dass ich den Eindruck hatte, aber irgendwie passt das nicht zusammen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil … sie es nicht war.«
    »Aber das weißt du doch gar nicht.«
    »Ich spreche jetzt nicht von Christo. Ich meine, sie hat nicht …« Ich seufze. »Da war noch etwas in jener Nacht, das ich dir nicht erzählt habe. Als ich vergiftet wurde. Alles war so durcheinander, und es ergibt einfach keinen Sinn …«
    Ich halte inne, weiß nicht weiter.
    »Du warst vollkommen stoned.«
    »Ja. Aber trotzdem bin ich mir relativ sicher, dass ich … in dieser Nacht Sex hatte.«
    Hen zieht die Augenbrauen hoch. »Das hast du bislang nicht erwähnt.«
    »Ich weiß. Na ja, es klingt alles so … verrückt.«
    »Bist du dir sicher, dass es keine Halluzination war?«
    »Du kannst mir glauben, ich habe lange darüber nachgedacht. Es fühlte sich ganz anders an als diese Visionen. Ich weiß, dass ich einige verrückte Dinge gesehen habe, aber auf irgendeiner Ebene habe ich immer gespürt, dass sie nicht real waren. Unddas war … es war anders – ganz anders als die Ungeheuer und die Flammen und … so weiter.«
    Hen sieht jetzt leicht besorgt aus.
    »Ich weiß, dass es nicht sehr überzeugend klingt«, sage ich und versuche zu lachen. »Ich meine, wer hätte es denn sein sollen?«
    »Ich weiß nicht, Ray. Vielleicht solltest du mit einem Arzt darüber reden. Möglicherweise kann man etwas dagegen tun.«
    »Du meinst also, es ist nichts dran?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann wirklich nichts dazu sagen. Erinnerst du dich, wie sie ausgesehen hat?«
    »Nein. Ich glaube … vielleicht hat sie mein Gesicht zugedeckt.«
    »Warum denn das?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Aber«, fährt Hen fort, »wenn du nicht bei dir warst und nichts sehen konntest, woher willst du dann wissen, dass es nicht Sandra Smith war?«
    »Es ist eben so.«
    »Ray, du kannst das unmöglich wissen.«
    »Sandra hat sich aber nichts anmerken lassen. Wir haben danach miteinander gesprochen und … ich bin mir einfach sicher.«
    »Das ist alles andere als stichhaltig. Und das weißt du selbst. Nach allem, was Rose gesagt hat, hätte es … vielleicht Ivo sein können?«
    Daran habe ich auch gedacht. Wirklich. Auch wenn es äußerst merkwürdig klingt. Ich habe in meinen Erinnerungen an jene Nacht gewühlt, nach den besonderen Details gesucht, danach, wie es sich angefühlt hat.
    »Ich habe daran gedacht. Und, nein, das wäre mir aufgefallen.«
    Hen mustert mich eingehend. Ich versuche, seinem Blick nicht auszuweichen. Irgendwann wirft er genervt die Hände in die Luft.
    »Egal wie – ich meine, ob es nun ein echter Mensch war oder nicht –, es hilft uns bei unseren Ermittlungen nicht weiter, oder? Es ist kein Beweis.«
    Wir schauen uns schweigend an, und schließlich ist mir danach, aus dem Fenster zu sehen. Die Atmosphäre im Raum ist stickig und beklemmend. Ich wünschte, ich hätte es nicht erwähnt.
    Als ich zu Hause nach der Arbeit die Flugzeuge anstarre, die in den vergoldeten Himmel steigen, und die Züge vorbeirumpeln höre – wie kommt es nur, dass andere Menschen ständig in Bewegung sind? –, sage ich mir, dass es eine Halluzination gewesen sein muss. Ich hätte niemandem davon erzählen sollen. Warum bin ich so überzeugt, dass es von Bedeutung ist?
    Die Sache ist die, ich glaube es einfach nicht. Die wilden Gefühle, der Geruch von Rauch, der Geschmack von Asche … Gott, das war ganz sicher kein

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