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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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aufhält. Falls nicht, fresse ich meine Lizenz zum Frühstück. Aber ich will keinen Streit. Noch nicht. Und nach sechs Jahren werden ein oder zwei Tage mehr wohl keinen großen Unterschied für Rose Janko bedeuten, wo immer sie auch sein mag.

14
    JJ
    Nach dem Unterricht behielt mich unser Klassenlehrer Mr Stewart da, bis alle anderen gegangen waren.
    »Nun, JJ«, fing er an. Kein gutes Zeichen. »Das Schuljahr ist bald zu Ende.«
    »Hm.«
    »Und wir haben deine Prüfungsfächer noch nicht festgelegt, oder?«
    »Äh, nein.«
    »Deine Mutter hat unseren Brief nicht beantwortet.«
    »Oh.«
    Kein Wunder, wir wohnen nicht da, wo sie glauben, dass wir wohnen.
    Er gab mir einen Umschlag, als hätte er so eine Ahnung.
    »Hier ist er noch einmal. Wir möchten, dass sie herkommt, damit wir in Ruhe über deine Zukunft sprechen können.«
    Ich nickte. Es klingt immer gleich so ernst, wenn sie das sagen.
    »Sorgst du bitte dafür, dass sie ihn diesmal bekommt? Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Wie du weißt, sieht deine Zukunft vielversprechend aus.«
    »Okay.«
    Er lächelte. Ich glaube, er wollte wirklich nett sein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lehrern ist Mr Stewart schon in Ordnung, auch wenn er manchmal ausflippt. Er kann es nicht haben, wenn die Leute herumalbern; dann fängt er an zu brüllen. Manchmal wirft er auch mit Kreide.
    Nach der Schule holte mich Großvater mit dem Lkw ab. Erhatte Schrott gesammelt. Ich war froh, dass alle anderen weg waren, denn niemand sonst wird mit einem Lkw abgeholt. Nicht dass es mir wirklich etwas ausmachen würde – nur verarschen einen manche, und darauf kann ich verzichten. Großvater ist schon in Ordnung. Er redet nicht dauernd davon, dass ich in meinem Alter schon arbeiten sollte. Obwohl er es nicht sagt, stimmt er Mama zu, was die Schule angeht. Wenn man mit seiner Familie arbeitet – Straßen teeren oder mit Schrott handeln –, mag es ja in Ordnung sein, dass man nicht lesen kann. Aber dann müssen auch alle zusammenhalten; es muss viele Kinder geben, viele Brüder, die Schwestern heiraten (natürlich nicht ihre eigenen ), und wegen der Krankheit sieht es in unserer Familie damit nicht so gut aus. Selbst ohne die Krankheit hat es bei Onkel Ivo und Mama nicht funktioniert: Ihre Beziehungen sind auseinandergegangen. Also besteht für mich nicht viel Hoffnung. Wenn man auf sich gestellt ist, sollte man besser eine gute Ausbildung haben. Außerdem mag ich die Schule auch irgendwie. Ich lese gern, schon immer. Damit bin ich ein Außenseiter; Mama liest nur Formulare oder die Zeitung, wenn etwas über einen interessanten Mord drinsteht. Großonkel kann kaum lesen, aber er weiß mehr als jeder andere, den ich kenne.
    Als ich letztes Jahr auf diese Schule kam, wohnten wir auf dem städtischen Stellplatz. Ein paar Verwandte von Großvater waren weitergefahren und hatten ihn an uns untervermietet. Das ist eigentlich nicht erlaubt, aber egal. Er war nicht sehr schön. Die anderen waren unfreundlich, bis auf die Mädchen, die Ivo hinterherliefen. Aber die meisten von ihnen waren jung und dumm. Wenn ein Mädchen in Ivos Alter ist – also achtundzwanzig –, ist sie schon seit Jahren verheiratet, außer mit ihr stimmt etwas nicht. Und kaum jemand lässt sich scheiden. Man will niemanden heiraten, der schon mal verheiratet war oder viel älter ist als man selbst. Das macht man einfach nicht. Als sie uns gesagt haben, dass wir wegmüssen, weil es illegal war, waren wir nicht so furchtbar traurig.
    Jetzt sind wir auf einem guten Platz. Es ist Privatland, und wir haben keine Nachbarn, die Theater machen. Großvater kann seinen Schrott mitbringen, und es gibt auch einen Bach mit sauberem Wasser. Großonkel und Großmutter lieben den Platz – anscheinend ist es wie in alten Zeiten. Ivo mag ihn auch. Er bleibt immer sehr für sich und mochte es gar nicht, dass ihn die Mädchen ständig belästigten und Getue um Christo machten, weil er so niedlich ist.
    Mama ist noch unterwegs, als wir nach Hause kommen, also trinke ich Tee mit Großmutter und Großvater. Großvater schaltet den Fernseher ein, und wir essen Toast mit Butter und sehen uns eine alte amerikanische Krimiserie an. Beim Fernsehen komme ich mit Großvater am besten zurecht. Großmutter ist ein bisschen sauer, aber wir fragen absichtlich nicht nach dem Grund, um sie zu ärgern. Sie rächt sich, indem sie es uns an der spannendsten Stelle des Krimis erzählt.
    »Heute hat hier ein Privatdetektiv herumgeschnüffelt.«
    »Sei

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