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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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überraschen, und ich würde eigentlich gern noch einen Tag warten. Aber ich mache mir Sorgen um meinen Arm. Außerdem, sage ich mir, macht es für sie keinen Unterschied, ob ich seit ein oder zwei Tagen hier bin.
    Irgendwann geht die Tür auf, und sie kommt herein. Ich kann sie nicht sehen – ich wage nicht, den Kopf zu heben, höre aber ihre Schritte. Dann die gurrende, kindliche Stimme, mit der sie mit Subadar spricht. Mein Herz hämmert heftig. Mir ist schwindlig. Ich hebe den Kopf, bis ich ihr honigblondes Haar schimmern sehe, und hole tief Luft.
    »He … Katie!«
    Ich versuche zu flüstern und sie dennoch zu erreichen. Es funktioniert. Sie erstarrt. Ich spüre es sogar hier oben.
    »Katie … hier bin ich.«
    Ihr Kopf schießt herum, ihre Augen werden groß vor Misstrauen.
    »Stella?«
    »Wieso Stella? Katie, ich bin’s, JJ …«
    »Ja, ich komme schon!«
    Ach so, Stella ist draußen. Sie kommt zur Tür herein, und ich vergrabe meinen Kopf im Stroh, aber es ist zu spät. Katie hat gemerkt, dass die Stimme nicht von draußen kam.
    Ich setze mich auf und zupfe mir wie wild das Stroh aus dem Haar. Die Mädchen schauen einander an und dann zu mir herauf – hart, scharf, argwöhnisch.
    »Ich bin es. Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe.«
    »Scheiße!«, sagt Katie. Sie klingt ängstlich. »Herr im Himmel, JJ.«
    »Was machst du denn da oben?«, will Stella wissen.
    Sie sieht wütend aus – schaut dabei aber Katie an, nicht mich.
    Ich schwinge die Beine über den Rand des Ballens und gleite hinunter. Dabei wird mir schwindlig, und ich fürchte, dass mich meine Füße nicht tragen werden. Benebelt ergebe ich mich in mein Schicksal und rutsche zu Boden. Meine Augen fallen zu, und mein Kopf prallt in einem seltsamen Winkel gegen etwas Hartes – den verdammten Eimer, über den ich letzte Nacht gestolpert bin.
    Ich denke: Gut, ich warte einfach ab und sehe, was jetzt passiert.
    Einen Moment lang tut sich gar nichts.
    Vermutlich schauen sie sich entsetzt an.
    »Oh Gott, meinst du, er ist tot?«, fragte Katie.
    »Ich glaube, er ist nur ohnmächtig.«
    Jemand kommt auf mich zu.
    »Was macht er hier?« Stella ist ganz in meiner Nähe, und ich höre die Schärfe in ihrer Stimme.
    »Keine Ahnung! Ich wusste nicht, dass er hier ist!«
    »Wirklich nicht? Er war aber schon mal hier, oder?«
    »Na ja … einmal! Vor einer Ewigkeit …«
    »Wir sollten deine Mutter holen.«
    »Sie hat schlechte Laune. Sie wird glauben, es sei meine Schuld.«
    »Und du wusstest wirklich nichts davon?«
    »Nein! Mein Gott, sieh dir seine Hand an …«
    »Oh, wie scheußlich … JJ?« Stella kniet sich neben mich ins Stroh und stupst leicht gegen meine Schulter. »Alles klar, JJ?«
    Wie lange dauert eine Ohnmacht? Das steht in den alten Büchern nicht, es geht immer nur um Leute, die Riechsalz holen. Ich habe so eine dunkle Ahnung, als würde sie nicht sehr lange dauern. Außerdem kann Katie jeden Moment ihre Eltern rufen.
    Ich lasse meine Lider flattern und öffne die Augen. Ich spiele mit dem Gedanken, zu stöhnen, bin aber nicht sicher, ob ich das überzeugend hinkriege.
    »JJ?«
    »Ja?«
    Stella wirkt erleichtert, aber immer noch sauer. Katie hockt sich neben sie und lächelt. Sie sieht nicht wütend aus.
    »Mein Gott … was ist passiert?«
    »Katie … es tut mir leid. Dass ich hier bin. Ich wusste nicht, wohin.«
    »Schon gut.«
    Ich glaube nicht, dass sie jemanden rufen. Sie sind jetzt beide auf meiner Seite, das spüre ich. Erstaunlich. Dabei bin ich nur umgefallen.
    »Was ist mit deiner Hand passiert?«
    Ich hebe sie hoch: Sie ist purpurrot, geschwollen und sieht furchtbar aus.
    »Es war eine Schlägerei … ich musste weg. Er hat gedroht, mich zu töten.«
    Scharfes Einatmen.
    »Wer?«
    Ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen, schließe aber die Augen, als könnte ich den Gedanken nicht ertragen. »Mein Onkel. Er …«
    Mühsam ziehe ich mit meiner verletzten Hand den linken Ärmel hoch. Beide Mädchen keuchen entsetzt auf.
    »Oh, mein Gott! War er das?«
    »JJ, du musst die Polizei rufen!«
    Ich schüttle den Kopf. Sogar bei Ivo gibt es Grenzen, die ich nicht überschreiten kann. »Nein, nein, das geht nicht. Alle würden Probleme bekommen. Meine Mama, mein Großonkel … sie würden vertrieben.«
    »Das sieht entzündet aus. Es ist ganz rot. Du musst … jemand muss danach sehen.« Katie klingt besorgt. So habe ich sie noch nie erlebt. Irgendwie nett.
    Ich rücke mit dem Kopf vom Eimer weg, und beide beugen sich über mich,

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