Was nach dem koeniglichen Ball geschah
von Anne, über die er so viel gehört hatte. Ihm gefiel es irgendwie sogar.
„Niemand hat etwas verraten“, versicherte die Königin. „Das ist gar nicht nötig gewesen. Ich kenne doch meine Tochter.“
„Und auch, wenn ich krank bin“, ergänzte der König und warf einen bedeutungsvollen Blick in Sams Richtung, „bin ich immer noch gut informiert über die Vorgänge in meinem Palast.“
Beispielsweise darüber, dass Sam sich in aller Herrgottsfrühe aus dem Schlafzimmer seiner Tochter geschlichen hatte.
Der König lachte leise. „Schauen Sie nicht so niedergeschlagen drein. Ich bin auch mal jung gewesen, wissen Sie.“ Er sah zu seiner Frau und lächelte. „Es hat eine Zeit gegeben, in der auch ich geheime Techtelmechtel hatte.“
Die Königin nahm seine Hand in ihre und erwiderte das Lächeln. Es war offensichtlich, dass sie sich immer noch von ganzem Herzen liebten. Sam hoffte, dass es eines Tages bei ihm und Anne genauso sein würde.
„Warum habt ihr nichts gesagt?“, fragte Anne offensichtlich verwirrt.
„Liebling“, entgegnete ihre Mutter. „Du hast immer etwas Zeit gebraucht, um dir über eine Sache klar zu werden. Ich bin davon ausgegangen, dass du uns unterrichten würdest, wenn du dafür bereit bist. Hättest du meinen Rat gebraucht, dann hättest du mich sicher gefragt.“
„Ihr seid nicht verärgert?“, fragte Anne verblüfft.
„Bist du denn glücklich?“, wollte ihr Vater wissen.
Anne bedachte Sam mit einem Lächeln. „Das bin ich, sehr sogar.“
„Warum sollten wir dann verärgert sein?“
„Also, das Baby …“
„Ist ein Segen“, vollendete die Königin ihren Satz.
Ihre lockere Einstellung überraschte Sam. Vermutlich waren sie nach der langen Krankheit zu dem Schluss gekommen, dass das Leben nur aus geborgter Zeit bestand und es keinen Grund für Vorwürfe und Streitereien gab.
Sam hatte den König schon immer verehrt, doch nie so sehr, wie in diesem Moment. Trotz der Vorbehalte seines Vaters gegenüber dem Adel war Sam der Meinung, dass das Königspaar extrem bodenständig war.
„Ich gehe davon aus, dass ihr vorhabt, hier im Schloss zu leben“, vermutete der König.
Anne warf Sam einen nervösen Blick zu. Bisher hatten sie noch nicht darüber gesprochen, wo sie wohnen würden. Doch Sam wusste, was von ihm erwartet wurde. „Selbstverständlich, Eure Hoheit.“
„Und Sie werden für die königliche Familie arbeiten.“
Sam nickte. „Das wäre mir eine Ehre.“
„Hast du dir schon überlegt, welche Farben du dir für die Hochzeit wünschst?“, fragte die Königin Anne.
„Ich denke Gelb“, antwortete Anne und vertiefte sich daraufhin mit ihrer Mutter in ein Gespräch über die weiteren Hochzeitsvorbereitungen. Sam erörterte derweilen mit dem König seine zukünftige Position in der Monarchie. Der Regent sicherte seinem zukünftigen Schwiegersohn eine Stelle zu, die seinen Talenten entgegenkam und gut bezahlt werden würde. Alles verlief zu Sams höchster Zufriedenheit, sodass er froh darüber war, ein unverbesserlicher Optimist zu sein. Ansonsten hätte er jetzt auf eine Hiobsbotschaft gewartet.
Am Freitag darauf fand die Hochzeitszeremonie im Garten des Palastes statt. Außer der königlichen Familie waren noch Sams Eltern und ein paar enge Freunde zugegen, und das Wetter hätte nicht besser sein können. Der Himmel war klar, die Sonne schien, und die Lufttemperatur betrug angenehme zwanzig Grad.
Louisa war Trauzeugin. Aus England war Sams älterer Bruder Adam angereist, um dem Bräutigam als Trauzeuge zur Seite zu stehen. Adam war Komponist und Künstler und interessierte sich reichlich wenig für Politik.
„Willst du das wirklich tun?“, fragte er Sam vor der Zeremonie. „Wenn du es nur machst, um den Ruf der Prinzessin zu retten …“
„Ich tue es, weil unser Kind ein Recht auf verheiratete Eltern hat.“
„Ein One-Night-Stand ist keine Basis für eine Beziehung, Sam. Du kennst sie kaum. Falls die königliche Familie dich dazu zwingt …“
„Es ist ganz allein meine Entscheidung.“
Adam schüttelte den Kopf, als wäre er der Meinung, dass bei seinem Bruder Hopfen und Malz verloren sei. Dann lächelte er. „Mein kleiner Bruder wird ein Duke. Wer hätte das gedacht?“
Dass Adam sich immer noch um ihn Sorgen machte, wusste Sam zu schätzen. Doch die Politik hatte er bereits aus seinem Leben verbannt. Die vergangenen beiden Tage hatte er damit zugebracht, sein Büro auszuräumen. Seit dem Morgen, an dem man ihm den Titel eines
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