Was nicht passt, wird kuessend gemacht
Erzählt mir nicht, dass keine von euch weiß, wie man einen Reifen wechselt.“
„Feuerwehr“, murmelte Nevada, als Charlie an den Straßenrand fuhr und vor der Reihe Autos anhielt.
„Sie wird uns bestimmt anschreien“, flüsterte Heidi.
Charlie stieg aus und schlenderte zu ihnen. Sie war knapp eins achtzig groß und sah aus, als wenn sie alle drei Frauen gleichzeitig in den Schwitzkasten nehmen könnte. Eigentlich hatte sie ein ganz hübsches Gesicht, aber sie schminkte sich nie und trug immer nur praktische Kleidung. Selbst Nevada, die normalerweise Jeans und T-Shirt allen modischen Klamotten vorzog, schaffte es, ab und zu Lipgloss aufzulegen. Sie hatte so eine Ahnung, dass Charlie sich lieber einen Zahn ziehen lassen würde, als sich hübsch zurechtzumachen.
„Das ist ein platter Reifen“, verkündete Charlie.
Nevada deutete auf die anderen Frauen. „Annabelle Weiss, die neue Bibliothekarin, und Heidi Simpson. Heidi und ihr Großvater haben die Castle Ranch gekauft.“
„Das Ziegenmädchen“, sagte Charlie. „Ich habe von dir gehört. Großartiger Käse.“
„Danke.“
„Darf ich vorstellen, Chantal Dixon“, sagte Nevada.
Charlie funkelte sie an. „Den Namen hast du gerade nicht gesagt.“
Nevada unterdrückte ein Grinsen. „Aber er ist so hübsch.“
„Bring mich nicht dazu, dir wehzutun.“ Sie wandte sich an die anderen Frauen. „Nenn mich Charlie, und wir werden gut miteinander auskommen.“
„Warum magst du deinen Namen nicht?“, wollte Heidi wissen.
„Sehe ich aus wie eine Chantal? Meine Mutter litt unter Größenwahn, was mich betraf.“ Sie hielt kurz inne. „Sie hatte gehofft, ich würde klein und zierlich wie sie. Doch ich komme mehr nach meinen Vater. Gott sei Dank.“ Sie ging zu dem Auto mit dem Platten. „Das ist doch nun wirklich kein Problem.“
„Wir wollten gerade den Abschleppdienst anrufen“, murmelte Annabelle. Sie reichte Charlie gerade mal bis zur Schulter.
Charlie schüttelte den Kopf. „Das ist eine Reifenpanne, Ladies, und nicht das Ende der Welt.“
Sie schauten einander an.
„Ich bin ziemlich gut darin, eine Scheune zu reparieren“, sagte Heidi.
„Hilft leider gar nichts, wenn ihr das Auto wieder zum Laufen bringen wollt.“ Charlie wandte sich an Nevada. „Du musst doch wissen, was zu tun ist. Du hast drei Brüder.“
„Meine drei Brüder sind der Grund, warum ich mir nie Gedanken um mein Auto machen musste“, erwiderte Nevada fröhlich. Sie lachte, als Charlies Miene sich noch weiter verfinsterte. „Ja, ich hätte lernen können, wie man einen Reifen wechselt. Ich habe mich aber entschieden, es nicht zu tun. Dafür kann ich hervorragend mit Baggern umgehen.“
„Dir verdanken wir Frauen unseren schlechten Ruf“, murmelte Charlie. „Ich schwöre dir, ich muss mal einen Kurs abhalten, wie man alleine über die Runden kommt. Ihr könnt vermutlich auch keinen tropfenden Wasserhahn reparieren.“
„Doch, das kann ich“, widersprach Nevada. „Bei häuslichen Reparaturarbeiten bin ich wesentlich besser als bei Autos.“
„Hilft uns im Moment aber auch nicht.“
Nevada beugte sich zu Annabelle und Heidi hinüber. „Normalerweise ist sie nicht so übellaunig.“
„Bin ich wohl“, gab Charlie schnippisch zurück und öffnete den Kofferraum. „Wenigstens hast du ein Ersatzrad. Okay, ihr drei. Wir machen das jetzt gemeinsam. Ich werde euch Anweisungen geben.“
„Ich komme bereits zu spät zur Arbeit“, sagte Nevada und zog sich langsam in Richtung ihres Wagens zurück. „Also verzichte ich lieber.“
Charlie schüttelte den Kopf. „Denk nicht mal daran. Ihr werdet heute alle etwas lernen.“
„Die Jungs auf der Baustelle haben mir eine Schlange ins Auto gelegt, und ich habe nicht geschrien. Zählt das?“
„War es eine Giftschlange?“
„Nein.“
„Dann nicht. Kommt schon. Alle zu mir.“ Sie hielt ein x-förmiges Werkzeug hoch. „Weiß eine von euch, was das ist?“
Jo stellte die letzte der Wodkaflaschen ins Regal und faltete dann den Karton zusammen, um ihn in die Altpapiertonne hinter der Bar zu werfen. Es war ein warmer sonniger Nachmittag – ein Tag, den alle Welt lieber an der frischen Luft verbrachte als in einer Bar. Alle außer ihr. Sie ließ den hellblauen Himmel hinter sich und kehrte in die erholsame Stille ihres Lokals zurück.
Im Moment läuft alles wirklich gut, dachte sie glücklich. Ein steter Kundenstrom sorgte für ein ausreichend gefülltes Konto. Sie legte jeden Monat ein bisschen was zur
Weitere Kostenlose Bücher