Was nicht passt, wird kuessend gemacht
schön?“, fragte sie.
„Was?“
„Deine Nacht mit Tucker. Du warst in ihn verliebt, also wollte ich, dass du ihn bekommst.“
Nevada presste sich die Hände gegen die Schläfen. „Ich verstehe nicht. Du hast gesagt, du hättest mit ihm Schluss gemacht.“
„Ja, das habe ich ihm auch gesagt. Ansonsten hätte er nie mit dir geschlafen. Das war mein Geschenk an dich, Nevada. Wir sind Freunde. Freunde tun so etwas.“
Plötzlich war die Erinnerung an den besagten Abend wieder ganz frisch. Wie betrunken Tucker gewesen war. Dass er sich nicht bewusst gewesen war, mit wem er da überhaupt geschlafen hatte. Zumindest am Ende nicht.
„Erinnert er sich überhaupt an das, was passiert ist?“, fragte sie, obwohl sie sich dafür hasste, es wissen zu wollen.
„Bruchstückhaft.“ Cat lachte. „Er hatte einen ziemlichen Kater, als ich mit ihm gesprochen habe. Er hat mir alles gestanden und wohl erwartet, dass ich böse werde. Was ich natürlich nicht war. Dich zu ihm zu schicken war ja schließlich meine Idee. Und jetzt ist er mir so dankbar, dass ich ihn zurücknehme.“
„Was machst du?“
„Ihn zurücknehmen. Das habe ich dir doch eben erzählt. Ich habe dir eine Nacht mit ihm geschenkt. Also erzähl mir alles. War es schön?“
Nevada schüttelte den Kopf und kehrte in die Gegenwart zurück. In das Wohnzimmer, das sie selbst renoviert und eingerichtet hatte. In das Leben, das sie sich aufgebaut hatte.
Zehn Jahre zuvor hatte sie einfach aufgelegt und nie wieder ein Wort mit Cat gesprochen. Und auch nicht mit Tucker. Sie hatte es geschafft, weiterzumachen und wieder auf die Füße zu kommen. Aber sie hatte diesen Abend nie vergessen. Die Demütigung. Sie hätte jedem, der sie danach fragte, gesagt, dass sie über Tucker Janack hinweg war. Jetzt hatte sie die Chance, sich zu beweisen, dass das nicht gelogen war.
Denise Hendrix saß im Wohnzimmer, die Tageszeitung vor sich auf dem Couchtisch ausgebreitet. Sie wusste, dass sie das hier nur ins Verderben führen würde. In ihrem Alter konnte sie es sich nicht leisten, ihre Yogastunde ausfallen zu lassen. Damit lief sie Gefahr, ungelenkig zu werden oder Schlimmeres. Im Fernsehen lief überall Werbung für Mittel gegen Knochenschwund und für minimalinvasive Hüftoperationen.
Aber der Gedanke, eine Stunde damit zu verbringen, den perfekten „Herabschauenden Hund“ zu versuchen, war im Moment nicht sonderlich ansprechend. Genauso wenig wie ihre anderen Aktivitäten. Sie war ruhelos und angespannt. Wie ein Kind kurz vor Weihnachten. Die Erwartung machte es unmöglich, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Der Unterschied zu jetzt war nur, dass sie gar nicht wusste, worauf sie wartete.
Ihre Kinder waren alle glücklich und erfolgreich. Ihre Freunde waren gesund, ihre Investitionen sicher. Sie hatte die Heizung für den Winter kontrollieren lassen, die Regenrinnen gesäubert und genügend Vorräte im Kühlschrank. Also worauf wartete sie? Sie musste ihr Leben endlich weiterleben.
Das Klingeln an der Tür bewahrte sie vor weiteren Grübeleien. Obwohl sie hervorragend darin war, das Leben anderer zu verstehen, war sie nie sonderlich gut darin gewesen, über ihr eigenes Leben nachzudenken. Sie zog es vor, einfach zu machen. Was keine schlechte Einstellung war, wenn man sechs Kinder großzuziehen hatte.
Durchs Wohnzimmer ging sie zur Haustür und öffnete. Vor ihr stand ein Mann, mit dem sie seit mehr als fünfunddreißig Jahren kein Wort mehr gewechselt hatte.
Jetzt wusste sie auch, was ihre Ruhelosigkeit verursacht hatte. Heute war der Jahrestag ihres letzten Treffens mit Max.
Max Thurman war ihre erste Liebe und ihr erster Liebhaber gewesen. Sie hatte gedacht, sie würde ihn für immer lieben, bis sie Ralph Hendrix getroffen hatte. Die beiden Männer hätte nicht unterschiedlicher sein können. Max war immer schon wild gewesen. Er fuhr Motorrad, handelte sich ständig Probleme ein. Ralph war verantwortungsvoll gewesen, hatte Pläne gehabt, in die Firma seines Vaters einzusteigen.
Aus einem Impuls heraus hatte sie während einer ihrer vielen Streitereien mit Max einer Verabredung mit Ralph zugestimmt. Sie hatte erwartet, gelangweilt von ihm zu sein, doch stattdessen hatte er sie mit seinem Charme eingewickelt.
Max war ein paar Wochen später weggezogen. Niemand wusste, wohin. Vor ungefähr einem Jahr war er wieder aufgetaucht. Sie war ihm geflissentlich aus dem Weg gegangen, weil sie nicht wusste, was sie davon halten sollte, dass ihr alter Freund
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