Was Paare stark macht
alles Lebende gepflegt werden will, desto eher wird Ihnen auch klar werden, dass Sie sich aktiv um eine lebendige Partnerschaft bemühen müssen und dass Probleme angemessen gelöst werden wollen.
Dennoch gibt es in jeder Beziehung Zeiten, in denen man sich nicht so nahe steht oder einander leichter auf den Wecker geht. Vielleicht fordert der Familienalltag geradebesonders viel Aufmerksamkeit oder im Job geht es stressig zu und her. Oder man erkennt ganz einfach, dass auch der Partner nur ein Mensch ist – mit seinen Stärken und Schwächen, seinen faszinierenden und seinen schwierigeren Seiten. Und manchmal gilt es, diese schlicht zu akzeptieren, denn ohne Ecken und Kanten ist jeder Mensch konturlos – und wer möchte schon einen langweiligen, faden Partner?
Jagen Sie nicht dem Bild einer makellosen Beziehung nach. Wer seine Ansprüche angemessen gestaltet und sich auch über kleine Dinge freut, fühlt sich in der eigenen, real gelebten Beziehung gleich viel wohler.
Wer bei den ersten Schwierigkeiten gleich die Flucht aus einer Beziehung antritt, verpasst die Erfahrung, wie befriedigend es ist, solche Phasen gemeinsam durchzustehen. Stellen Sie sich realistisch, aber positiv ein und anerkennen Sie täglich die kleinen schönen Seiten Ihrer Beziehung. Das ist besser, als einer grossen, idealisierten Beziehungsluftblase nachzuhängen, die es so nicht gibt.
So machen Sie sich eine realistische Sicht der Dinge zu eigen
Folgende Punkte unterstützen Sie dabei, die Erwartungen an den Partner und an Ihre Beziehung nicht abheben zu lassen:
1. Damit rechnen. Machen Sie sich bewusst, dass es in jeder Beziehung Hochs und Tiefs gibt. Solche Schwankungen sind normal. Sie brauchen nicht vom Sofa hochzuschrecken und Ihr Leben umzukrempeln, weil das Zusammenleben schon prickelnder oder entspannter war. Vielleicht lässt sich eine Durststrecke ganz rational erklären, und ihr Ende ist absehbar. Und: Nach jeder schwierigen Zeit kommt in der Regel wieder eine freudvollere, schönere Phase.
2. Krisen ansprechen. Sprechen Sie tiefere Probleme und nachhaltig störende Aspekte immer an. Rechnen Sie nicht damit, dass sich hartnäckig dicke Luft von allein verzieht. Wenn die Beziehung längerfristig aus der Balance gerät, muss das, was Sie unglücklich macht, auf den Tisch kommen.
3. Nicht warten, bis es zum Tiefpunkt kommt. Bleiben Sie dran, wenn sich Probleme nicht auf Anhieb lösen lassen. Die Chance ist gross, dass Sie sich sonst nur weiter in Ihren Konflikten verheddern. So können aus Durststrecken veritable Krisen werden und es besteht die Gefahr, dass Sie sich immer mehr darin verstricken und alleine nicht mehr daraus lösen können. Suchen Sie in einem solchen Fall rechtzeitig Hilfe bei einer Paarberatungsstelle oder einem Paartherapeuten – und nicht erst dann,wenn der Tiefpunkt schon erreicht ist. So vermeiden Sie, dass es zu Verletzungen kommt, die sich vielleicht nicht mehr überwinden lassen.
4. Erwartungen und Einstellungen anpassen. Unterziehen Sie Ihre Einstellungen und Erwartungen einem Realitäts-Check (wies geht, sehen Sie gleich anschliessend). Kann es sein, dass Sie sich für Ihre Beziehung unerreichbar hohe Ziele gesteckt haben?
Realitäts-Check für Ihre Ansprüche
Wünsche und Erwartungen zu haben, ist wichtig. Sie motivieren und sorgen als kleine Checkpunkte dafür, dass das Macht- und Leistungsgefüge in der Partnerschaft in einer Balance liegt. Denn eine Beziehung ist, auch wenn das vielleicht unromantisch klingt, immer auch ein Tauschgeschäft: Jeder Partner bringt seine eigenen Ressourcen ein, und es ist wichtig, dass sich der Austausch dieser Ressourcen fair gestaltet (mehr dazu im Kapitel 5, «Toleranz und Fairness», Seite 124).
Problematisch wird die Sache dann, wenn die Erwartungen an die Beziehung und an den Partner unrealistisch und überhöht sind. Wer allzu hohen Zielen nachjagt, fühlt sich bald ernüchtert, ausgepumpt und frustriert. Um das zu verhindern, sollten Sie Ihre Erwartungen kritisch unter die Lupe nehmen. Orientieren Sie sich dazu am nachfolgenden Erwartungskatalog (siehe Kasten Seite 156).
Gehen Sie über die Bücher und vergegenwärtigen Sie sich, welche Ansprüche Sie konkret an Ihre Beziehung und an Ihren Partner haben. Um herauszufinden, ob Ihre Erwartungen angemessen sind, stellen Sie sich die folgenden drei Fragen:
> Ist die Erwartung menschlich?
Es mag banal klingen, aber fragen Sie sich, ob Ihre Erwartungen überhaupt im Bereich des Menschenmöglichen
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