Was Paare stark macht
irrelevant, was die anderen tun und lassen. Fragen Sie sich stattdessen ehrlich, ob Sie nicht eigentlich ganz zufrieden sind mit dem, was Sie bekommen.
Die Medien suggerieren uns gern romantisierte Bilder von makellosen Traumbeziehungen. Wie die Minnesänger im Mittelalter ihre Geliebte verklärten, so gaukeln uns Filme und Zeitschriften heute Liebesgeschichten vor, welche uns zum Träumen verführen. Doch so wie mit Filmhelden verhält es sich auch mit den idealisierten Partnerschaften – beides ist in der Realität kaum anzutreffen. Würden die Filme länger dauern, hätten die Gedichte mehr Zeilen und die Zeitschriftenartikel mehr Seiten, dann käme das Alltägliche auch in diesen Beziehungen zum Vorschein.
Immer wieder werden Paare Opfer von sozialen Normen, weil sie sich von aussen Erwartungen an die eigene Beziehung aufdrängen lassen. Fragt man beispielsweise ein Paar, wie oft pro Woche es Sex hat, kann es sein, dass seine Angaben unter dem statistischen Durchschnitt liegen. Das Paar muss deswegen nicht unglücklich sein; vielleicht möchte es in dieser Phase gar nicht mehr Sex haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich in einer Beziehung immer wieder neu aufeinander einstellen, die Bedürfnisse, Wünsche und Ziele miteinander abgleichen und für sich festlegen. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:
> Was möchten wir?
> Sind unsere Wünsche realistisch und umsetzbar?
> Wie können wir uns diese Wünsche gegenseitig erfüllen?
> Sind die Erwartungen aneinander fair und ausgewogen?
Vielleicht erkennen Sie dann, dass Ihre Ziele in Teilschritte unterteilt werden müssen, damit sie leichter erreichbar sind. Je klarer Ihre Ziele zudem an Handlungen gekoppelt sind, desto leichter fällt in der Regel die Umsetzung. Wenn Sie sich einfach wünschen, dass Ihr Partner Sie immer lieben möge, dann ist das ein schönes, aber auch reichlich abstraktes Anliegen. Wenn Sie sich hingegen wünschen, dass Ihr Partner Ihnen seine Liebe immer wieder durch liebevolle Worte, Zärtlichkeiten, Aufmerksamkeiten, Einladungen zeigen möge, dann hat er eine reelle Chance, diesem Wunsch auch wirklich nachkommen zu können.
6.2 Wie Ihre Einstellung die Beziehung beeinflusst
«Das schafft der nie!» – denken Sie. Und Sie haben recht. «Das packt der locker» – denken Sie. Und haben auch recht. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie unsere Erwartungen die Handlungen unserer Mitmenschen beeinflussen und warum es wichtig ist, ein bisschen unberechenbar zu sein.
Erwartungen beeinflussen unsere Gefühlslage – das wurde in diesem Buch schon mehrmals erwähnt. Erwarten Sie etwas Negatives, empfinden Sie Nervosität, Sorge, Furcht, Abscheu oder Verzweiflung. Erwarten Sie dagegen etwas Positives, geht dies mit Gefühlen von Freude, Hoffnung, Neugier, Zuversicht oder Stolz einher. Doch das ist noch nicht alles. Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst, doch Erwartungen wirken auch nach aussen: Sie beeinflussen auch das Verhalten von anderen.
Die Studien von Robert Rosenthal gehören zu den faszinierendsten der Sozialpsychologie: Der amerikanische Forscher konnte in den 1960er-Jahren zeigen, was Vertrauen und eine positive Einstellung bewirken können. Er wies Lehrer an, bestimmten Schülern in ihren Klassen aufmunternde kleine Gesten und bestärkende Kommentare zu geben. Ansonsten wurden sie behandelt wie die anderen Schüler. Am Ende des Schuljahres zeigte sich, dass sich die Leistungen der betreffenden Schüler einzig und allein durch diese positiven Erwartungen der Lehrer gesteigert hatten und dass sie bessere Noten erreichten.
Sie erwarten das Schlimmste? Dann kommt es auch
Sie müssen zu Hause nicht Lehrer und Schüler spielen, um diesen sogenannten Rosenthal-Effekt in der eigenen Beziehung zu erleben. Trotzdem gilt: In Sekundenschnelle tauschen wir unbewusst Signale und unsere Einstellung aus. Genau wie wir uns selber –vielleicht vor einem sportlichen Wettkampf – durch eine positive Einstellung zu Höchstleistungen bringen können, können wir auch unseren Partner «anfeuern».
Wenn wir die Handlungen von jemandem im Voraus optimistisch und positiv bewerten, ist die Chance gross, dass auch das eigentliche Resultat später positiver ausfällt.
Der Rosenthal-Effekt hat aber zwei Seiten: Während die Erwartung von Positivem Erfolg fördert, fördert die Erwartung von Misserfolg eben auch negative Verläufe und Enttäuschungen. Wenn Sie jemals mit einem flauen Gefühl in ein Unternehmen gestartet sind,
Weitere Kostenlose Bücher