Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
während er eine Schreibtischschublade aufzog. »Ich mach das Interview heute nicht.«
Als jemand ranging, hielt Chelsea warnend einen Finger hoch. »John Louis Salon. Hier spricht Isis.«
»Hallo, Isis. Mein Name ist Chelsea Ross, und ich arbeite für Mark Bressler. Er hat heute um dreizehn Uhr ein wichtiges Interview und ein Foto-Shooting mit Sports Illustrated . Besteht irgendeine Möglichkeit, ihn noch zum Waschen, Schneiden und Fönen einzuschieben?«
»Waschen, Schneiden und Fönen? Himmelherrgott«, grummelte der Griesgram am Schreibtisch weiter.
»Ich will sehen, was ich tun kann«, versicherte Isis ihr in dem hochnäsigen Tonfall, der normalerweise Empfangsdamen in versnobten Salons vorbehalten war.
»Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn …« Die Ziege legte sie in die Warteschleife.
»Ich mach das Interview nicht. Auch nicht, wenn ich einen Termin kriege.«
Chelsea hielt sich das Telefon vom Ohr weg. »Was für Einwände haben Sie sonst noch?«
»Ich bin nicht passend angezogen«, improvisierte er, doch sie wusste, dass auch das gelogen war. Sie hatte keinen Schimmer, warum er das Interview nicht machen wollte, bezweifelte aber, dass es irgendetwas mit seinem Aussehen zu tun hatte. Das, wie selbst sie zugeben musste, schlicht umwerfend war – auf eine saloppe, nachlässige Art, die sich nur wirklich gut aussehende Männer leisten konnten. Jammerschade, dass er so ein Arsch war.
»Tja, da es sich bloß um ein Interview und nicht um ein Foto-Shooting handelt, glaube ich nicht, dass das eine Rolle spielt.«
»Sie haben Foto-Shooting gesagt.«
»Ja, ich hab wohl die Tatsachen ein bisschen verdreht.«
»Sie haben gelogen.«
Isis war wieder dran, und Chelsea hielt sich das Handy wieder ans Ohr. »Ja?«
»Wir haben um zwei eine Lücke.«
»Er muss aber bis um Viertel vor eins frisch geschnitten und gefönt wieder zur Tür raus sein.«
»Tja, dann glaube ich nicht, dass wir Ihnen helfen können. «
»Geben Sie mir mal Ihren Chef. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er oder sie nur allzu gern den Ruhm dafür einheimsen würde, dass der Kapitän der Chinooks-Eishockey-mannschaft in einer Zeitschrift, die weltweit von Millionen
Menschen gelesen wird, gut aussieht.« Sie warf einen Blick auf ein Riesenposter, auf dem Mark in voller Eishockeymontur auf einen Puck eindrosch. »Aber ich kann mir genauso gut einen anderen Salon suchen, wenn Sie …« Sie nahm das Handy ruckartig vom Ohr weg und sah es finster an. »Die Ziege macht es schon wieder«, murmelte sie erbost und lief zu dem gerahmten Poster. Mark sah darauf gar nicht so viel anders aus als heute. Vielleicht ein bisschen böser. Der Blick in den braunen Augen wirkte unter dem schwarzen Helm ein bisschen angestrengter. Sie betrachtete das Bild kritisch und musterte ihn in natura. »Was haben Sie vor?«, fragte sie, als er das Telefon auf seinem Schreibtisch abnahm.
»Beim Fahrservice einen Wagen bestellen.«
»Das ist nicht nötig. Es gehört zu meinen Aufgaben, Sie zu Ihren Terminen zu bringen. Ich fahre Sie.«
»Womit?«
»Mit meinem Wagen.«
Er deutete mit dem Hörer zum Eingangsbereich des Hauses. »Der Rostlaube in meiner Auffahrt?«
Wieder hob sie warnend den Finger, als Isis sich wieder meldete.
»Wir können Mr Bressler um zwölf einschieben.«
»Fantastisch. Wo finde ich Sie?« Sie lief zum Schreibtisch und notierte sich die Adresse auf einem Klebezettel, bevor sie ihr Handy zuklappte und es in ihre Handtasche fallen ließ. »Na schön. Sie mögen den Honda nicht. Was für ein fahrbarer Untersatz steht denn bei Ihnen in der Garage?«
Er legte den Telefonhörer wieder auf. »Sie wollen meinen Wagen fahren?«
Das war nichts Ungewöhnliches. Ihre ehemaligen Arbeitgeber hatte sie permanent in ihren Autos durch die Gegend
kutschiert. Je geringer der Promi-Status, desto mehr wollten sie der Öffentlichkeit weismachen, sie hätten einen Chauffeur. » Klar.«
»Sie sind total irre, wenn Sie sich einbilden, dass ich Sie meinen Wagen fahren lasse. Ich hab die Beulen in Ihrem Honda gesehen.«
»Nur ein paar unbedeutende kleine Parkplatzdellen«, versicherte sie ihm. »Ist Ihr Wagen nicht versichert?«
»Klar doch.« Er lehnte sich auf dem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.
»Und wäre es für Sie nicht viel praktischer, wenn ich Sie chauffieren würde, als die ganze Zeit auf einen Fahrservice warten zu müssen?«
Er schwieg und sah sie nur finster an.
Sie schaute auf die Uhr. »Es ist schon
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