Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
nach zehn. Sie haben keine Zeit mehr, auf den Abholservice zu warten.«
»Ich kann ruhig zu spät kommen«, behauptete er mit der Zuversicht eines Mannes, der es gewöhnt war, dass alle Welt auf ihn wartete.
»Ich biete Ihnen eine Möglichkeit, sich das Leben leichter zu machen, und Sie sind aus völlig irrationalen Gründen stur und unvernünftig. Es sei denn, Sie sind gern von einem Fahrservice abhängig.«
»Wo liegt der Unterschied, ob ich von einem Fahrservice abhängig bin oder von Ihnen? Außer, dass Sie nervtötender sind?«
Sie zählte die Vorteile auf. »Ich bin süß, Sie brauchen mir kein Trinkgeld zu geben, und ich bin schon vor Ort.«
Er fixierte sie lange, erhob sich langsam und griff nach seinem Stock. »So süß sind Sie auch wieder nicht. Wenn Sie meinen Wagen ›eindellen‹, bring ich Sie um.«
Sie lächelte triumphierend und folgte ihm aus dem Zimmer. Dabei landete ihr Blick auf seinen breiten Schultern und glitt über seinen nach unten schmaler werdenden Rücken zu seiner Taille. Die Tasche seiner dunklen Nylon-Jogginghose war von einer Geldbörse ausgebeult. Es gab Männer, die Jogginghosen trugen und darin aussahen wie Dorftrottel. Und es gab Männer wie Mark, mit langen Beinen und Knackarsch, an denen sie echt geil aussahen. Trotz des schlimmen Unfalls vor sechs Monaten war sein Körper vom jahrzehntelangen Training noch immer hart. »Fühlen Sie sich nicht manchmal einsam so ganz allein in dem großen Haus?«, fragte sie, um das Schweigen zu überbrücken.
»Nein.« Sein Gang, der Stock und die Schiene an seiner Hand bildeten einen scharfen Kontrast zu seiner dominanten Ausstrahlung. Ein Aufeinanderprallen von Stärke und Verwundbarkeit, das sehr reizvoll war. Eine Wirkung, die er durch sein rüpelhaftes Verhalten leider total verdarb. »Bis vor kurzem war ich nur selten hier«, fügte er hinzu. »In den letzten Jahren wollte ich es schon zum Verkauf anbieten. Interessiert?«
» Klar. Was wollen Sie dafür?« Sie konnte sich nicht mal die Rasenpflege leisten.
»Den Kaufpreis allermindestens.« Sie liefen durch die gigantische Küche mit dem komplizierten Steinfliesenmuster auf dem Boden und den hochmodernen Haushaltsgeräten. Sie folgte ihm, vorbei an der Speisekammer und der Waschküche. Über einer Einbaukommode an der Hintertür hingen zwei Schlüsselbunde an einer Hakenleiste. Einer hatte ein Mercedes-Emblem, der andere war unverkennbar der Schlüssel für einen Hummer. »Das wird mir noch leidtun«, murmelte er, während er mit Zeigefinger und Daumen seiner schlimmen Hand nach dem Mercedes-Schlüssel griff.
Chelsea schlängelte sich an ihm vorbei, öffnete die Hintertür und hielt sie ihm auf, damit er vor ihr die Stufen hinabsteigen konnte. Ein golden glänzender Mercedes S550 stand mitten in der Garage, in der insgesamt fünf Wagen Platz hatten. Die Lichter blinkten auf, als die Schlösser vom Transponderschlüssel deaktiviert wurden. Einer ihrer früheren Arbeitgeber hatte auch einen S550 gefahren. Aber einen älteren. Der hier war nagelneu. Sie schloss die Tür hinter ihnen. »Ooh«, gurrte sie. »Komm zu Mama!«
»Sie fahren doch vorsichtig, oder?« Besorgt drehte er sich zu ihr um, und sie rannte fast in ihn hinein.
»Klar.« Nur eine Handbreite trennte ihre Gaultier-Tunika noch von der schlichten weißen Baumwolle, die er trug, und ihr Blick schweifte über sein T-Shirt, seinen Hals und das stoppelige Kinn zu seinem Mund.
»Ich war bisher nur einmal mit dem Wagen unterwegs«, las sie ihm quasi von seinen Lippen ab, bevor sie ihm in die Augen sah, die auf sie herabblickten. »Drei Tage vor dem Unfall hab ich ihn aus dem Autohaus nach Hause gefahren. « Er war zwar ein Arsch, aber er roch wunderbar. Nach Herrenseife oder frisch geduschter Männerhaut. Er hob den Schlüssel in die Luft und ließ ihn in ihre flache Hand fallen, die sie ihm erwartungsvoll hinhielt. »Sonst bringe ich Sie um. Ich scherze nicht.«
Er schien es ernst zu meinen. »Ich hatte schon fünf Jahre keinen Strafzettel mehr«, versicherte sie ihm, während sie ihm um den Wagen herum zur Beifahrerseite folgte. »Na ja, vielleicht ein Knöllchen wegen Falschparken, aber alles, was nicht beim Fahren passiert, zählt nicht.«
Er griff nach der vorderen Beifahrertür, sie nach der hinteren. »Ich sitze auf keinen Fall hinten!« Da die harte Schiene
an seinem Mittelfinger gegen die Tür stieß, bekam er den Griff mit den anderen Fingern nicht zu fassen. Chelsea stieß seine Hand beiseite und öffnete
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