Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
nickte, schoss ihr die Erinnerung an ihr letztes Mal durch den Kopf. Gütiger Himmel, noch nie im Leben hatte sie sich so wunderbar missbraucht gefühlt. Der Mann bat für nichts um Erlaubnis. Er machte es einfach, und zwar so gut, dass sie ihn anflehte, nicht aufzuhören. Chelsea lief knallrot an und wich seinem Blick aus.
»Du lügst.«
»Und du bist jetzt mit meiner Schwester zusammen? Oder ist das nur ein One-Night-Stand?«
Er runzelte die Stirn. »Lenk nicht vom Thema ab.«
Sie grinste und wiederholte ihre Frage.
»Ich mag Bo. Sehr. Ich würde sie niemals benutzen.«
Das war als Spitze gegen Mark gedacht, doch seltsamerweise fühlte sie sich nicht benutzt. Ein bisschen nervös und ängstlich vielleicht, weil sie nicht wusste, wie Mark sie am Montagmorgen behandeln würde. Aber nicht benutzt.
»Wann bist du nach Hause gekommen?«, fragte Bo verschlafen, die aus ihrem Zimmer geschlurft kam und sich den Morgenmantel zuband.
»Gerade eben.« Bo wollte zu einem Kommentar ansetzen, doch Chelsea hielt abwehrend die Hand hoch. »Mark hat sechs Schlafzimmer. Ich hab mir eins davon ausgesucht.« Was sogar stimmte. Nämlich seins.
»Ich dachte, das heißt Mr Bressler«, stichelte Jules.
Chelsea zuckte mit den Achseln und beobachtete ihre Schwester, die sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Als Bo den Blick langsam zu Jules hob, umspielte ein kleines Lächeln ihre Mundwinkel. Jules fing den Blick auf und lächelte zurück. Für die zwei war es letzte Nacht um mehr als nur um Sex gegangen. Um mehr als nur gegenseitige Befriedigung.
Chelsea stand abrupt auf, als die Reue, auf die sie schon gewartet hatte, mit voller Wucht auf sie einstürmte. Aber die Reue war anders als gedacht. Sie bereute es nicht, die Nacht mit Mark Bressler verbracht zu haben. Nein, sie bedauerte zutiefst, dass er sie nie so ansehen würde wie Jules gerade Bo.
»Ich leg mich wieder ins Bett«, verkündete sie und nahm Reißaus. Die Nervosität von vorhin steigerte sich noch. Wie sollte sie sich am Montagmorgen verhalten? Würde er zu seiner üblichen Strategie zurückkehren und sie ignorieren?
Sie brauchte nicht bis Montag zu warten, um es zu erfahren.
Mark rief sie um die Mittagszeit an. Obwohl sie fest schlief, wusste sie, noch bevor sie die Augen öffnete, dass er es war. Nicht etwa, weil sie hellsehen konnte, sondern wegen seines Klingeltons.
»Wo bist du?«, fragte er. Der Klang seiner Stimme wärmte ihr Herz und umnebelte ihr Hirn.
»Im Bett.«
»Wie lange brauchst du, um dich fertig zu machen?«
Sie setzte sich kerzengerade auf. »Wozu?«
»Um nach Issaquah zu fahren.«
»Und was soll ich da?«
»Ich will mir das Haus dort angucken. Und du kommst mit.«
Typisch für ihn, nicht mal zu fragen. »Ich hab heute frei.«
»Na und?«
»Also frag.«
Er seufzte, und sie konnte fast seinen Atemhauch an ihrem Ohr spüren. »Chelsea, fährst du bitte mit mir nach Issaquah? «
Sie schwang die Füße über den Bettrand. »Um das Haus zu besichtigen, das ich dir letzten Monat gezeigt habe?«
»Ja. Ist es noch auf dem Markt?«
»Keine Ahnung. Warum hast du nicht früher was gesagt?«
Er lachte. »Weil ich wollte, dass du mir noch mehr Häuser zeigst.«
Das ergab überhaupt keinen Sinn.
»Schaffst du es in einer halben Stunde?«
Sie dachte an ihre Schwester und an Jules. »Gib mir eine Stunde, und wir treffen uns vor dem Haus.« Die beiden sollten nicht mitkriegen, dass sie sich mit dem Mann, für den sie arbeitete, verdünnisierte, aber die Sorge hätte sie sich
sparen können. Bis sie aus der Dusche stieg, waren Bo und Jules schon längst weg.
Chelsea wollte sich vor allem bequem anziehen und entschied sich für einen blauen knöchellangen Rock und eine Bauernbluse. Sie band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und schlüpfte in mit Glitzersteinen besetzte Flip-Flops. Als sie die Wohnungstür hinter sich zuzog, bog Marks Mercedes gerade in den Wohnkomplex. Das Auto glänzte in der Nachmittagssonne. Mark parkte in einer Lücke direkt vor Chelsea, und die Wagentür schwang auf. Er umklammerte mit seiner großen Hand den Rahmen und stieg aus. In der gewohnten Montur aus weißem T-Shirt und blauer Nylon-Jogginghose kam er auf sie zu, und ihr fiel auf, dass seine Schritte heute langsamer waren.
»Alles in Ordnung?«
»Klar.« Die Brauen über seinen braunen Augen waren zusammengezogen, als wäre er wegen irgendwas sauer. Nicht so sehr wie damals, als er gedroht hatte, sie umzubringen, aber trotzdem ziemlich sauer. Vielleicht
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