Was sich liebt das raecht sich - Roman
grundsätzlich etwas dagegen hätte, sie nähme problemlos ein Kind aus jedem Kulturkreis an. Trotzdem meinte sie: »Ich habe letztens über Leiheltern nachgedacht. Ich dachte, es wäre schön, wenn das Baby wenigstens etwas von einem von uns beiden hätte.«
Völlig unerwartet wogten Schuldgefühle in Sebastian auf, und er senkte verschämt den Kopf. Diese Lösung konnte er ihr bieten, wenn auch nicht auf die Art, die ihr
vorzuschweben schien. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit trat er vor seine Frau und nahm sie in den Arm.
Martha hatte keine Ahnung, was sie machen sollte, denn sie war von der intimen Geste völlig überrascht.
Sebastian hielt sie weiter fest und atmete tief ein. »Weißt du, ich kenne eine Frau, die schwanger ist, und ich glaube nicht, dass sie das Kind behalten will. Ich habe sie noch nicht danach gefragt, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie mit einem Handel einverstanden wäre. Vielleicht könnten wir die Sache ja sogar geheim halten und das Kind als unser eigenes ausgeben … unter Umständen wäre das eine Möglichkeit.«
Martha starrte ihn mit großen Augen an. »Diese Frau … ist sie jemand aus dem Büro?«
»Nicht ganz.« Er wagte nicht, ihr ins Gesicht zu sehen.
Martha kam ein grässlicher Verdacht, und mit wild klopfendem Herzen machte sie sich von Sebastian los. All die Abende, an denen er noch lange unterwegs gewesen war, seine ausweichenden Antworten auf ihre Fragen, wo er nach der Arbeit so lange gewesen war, der Hauch von Parfüm an seinen Kleidern, der Kratzer auf seiner Haut. »Du … das … o mein Gott, Sebastian.« Sie wich noch weiter vor ihm zurück. Sie konnte es einfach nicht glauben. Bei jemand anderem als ihm wäre sie nie auf eine derart furchtbare Idee gekommen, doch sie kannte ihren Mann inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihre Vermutung richtig war.
Sebastian hatte das Gefühl, mit dem Rücken an der Wand zu stehen. »Jetzt reg dich bloß nicht künstlich auf!«, fuhr er sie deshalb an.
»Du hast irgendeine andere Frau geschwängert, stimmt’s?«, wisperte sie, schüttelte ungläubig den Kopf und tastete sich blind an der Arbeitsplatte entlang, bis sie möglichst weit von ihm entfernt neben dem Fenster stand. »Du hast
irgendeine andere Frau geschwängert, und jetzt bildest du dir ein, dass du die perfekte Lösung für dieses Dilemma hast.« Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Großer Gott, Sebastian! Denkst du wirklich, du könntest diese Frau bezahlen und mich dadurch besänftigen, dass du mir dieses Baby überlässt?«
»Zumindest hätte es etwas von einem von uns beiden«, rief er ihr taktlos in Erinnerung.
In Marthas Augen stiegen Tränen auf. »Du hast mir immer erklärt, es wäre meine Schuld, dass wir keine Kinder kriegen können, und du hast anscheinend recht damit gehabt. Wir haben uns jahrelang bemüht, ohne dass ich je schwanger geworden bin, und kaum schläfst du mit einer anderen, ist – Bingo – ein Baby da.«
Sebastian wusste, dass er sich nicht dazu gratulieren sollte, aber schließlich war es wirklich so, wie er die ganze Zeit behauptet hatte – Martha hatte die Probleme und nicht er.
Sie bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Und wann hast du die Absicht, dich für deine Affäre zu entschuldigen? « Wie der Vater, so der Sohn, dachte sie verächtlich, denn sie wusste ganz genau, wie es Kitty während all der Jahre ihrer Ehe mit dem widerlichen Judd ergangen war.
Sebastian stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Er hätte sich denken sollen, dass Martha auf eine Entschuldigung bestehen würde. Konnte sie sich nicht einfach darüber freuen, dass es vielleicht bald ein Baby für sie gab? Konnte sie nicht einfach das Beste aus der Sache machen? Das versuchte er ja schließlich auch.
»Wer ist sie?«, fragte Martha ihn in einem so scharfen Ton, dass er zusammenfuhr.
»Das spielt keine Rolle.«
»Für mich schon!«, schrie sie ihn an. Sie war derart verletzt, dass sie auf ihn zustürzte und dabei wie von Sinnen
um sich schlug. Sie wollte ihm Schmerzen zufügen, sie wollte, dass er litt.
Vollkommen erschüttert von ihrer brutalen Reaktion, hielt Sebastian sie mit Mühe von sich ab. Die scheue kleine Martha, die bisher immer so pflichtbewusst und so devot gewesen war. Offenbar hatte sie doch ein Rückgrat, das, da es um eine Sache ging, die wirklich wichtig für sie war, zutage trat. Gegen seinen Willen war Sebastian von der Willensstärke seiner Frau beeindruckt.
Wohingegen Martha ihn noch nie derart verabscheut hatte
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