Was sich liebt das raecht sich - Roman
wie in diesem Augenblick. Wie konnte er es wagen, ihr so etwas anzutun? Angewidert wandte sie sich von ihm ab. Sie war ihm gegenüber stets loyal gewesen … hatte sich die ganze Zeit bemüht, ihm eine gute Frau zu sein. Und das hatte er ihr gedankt, indem er eine andere geschwängert hatte. Mit dem Baby, das sie beide hätten haben sollen, ging es ihr verzweifelt durch den Kopf.
Sie verspürte einen Hauch von Mitleid mit dem Kind. Es war völlig unschuldig an dieser ganzen Sache und hatte die besten Chancen im Leben verdient. Was, wenn die Mutter dieses Kind wirklich nicht haben wollte? Ob sie es dann wohl von irgendwelchen Fremden aufziehen ließe? Oder – Gott bewahre – triebe sie möglicherweise ab? Mit einem Mal erschien Sebastians fürchterlicher Vorschlag ihr in einem völlig anderen Licht. Aber das hieß nicht, dass er deswegen aus dem Schneider war.
»Wer ist sie?«, fragte sie noch einmal, dieses Mal in ruhigem Ton. Es sollte wirklich keine Rolle für sie spielen, doch das tat es nun einmal.
Sebastian schwankte, da er sich alles andere als sicher war, ob es ratsam wäre, gäbe er den Namen preis. Aber wenn sie wirklich täten, was er vorgeschlagen hatte, fände Martha sowieso in absehbarer Zeit heraus, welche Frau sein Kind bekam.
»L-lexi Beaumont«, gestand er seiner Frau und hob für den Fall, dass sie sich noch mal auf ihn stürzen würde, abwehrend die Hände über seinen Kopf.
»Lexi Beaumont?« Martha verzog unglücklich das Gesicht. Lexi war halb so dick wie sie und nach Ansicht vieler Männer wahrscheinlich das reinste Sexsymbol. Wie in aller Welt sollte sie jemals mit einer solchen Frau konkurrieren?
Sie fühlte sich derart verraten, dass sie laut heulend ins Badezimmer lief. Sebastian sah ihr nach, und ihm wurde bewusst, dass ihm wahrscheinlich ein Riesenfehler unterlaufen war.
Am nächsten Tag ging Lochlin beklommen noch einmal die Aktienkurse in der Zeitung durch. Jetzt war es offiziell: Mit Shamrock ging es steil bergab, während die Aktien von Jett raketenartig in die Höhe schossen, und soweit er sah, konnte er nichts dagegen tun.
Was würde seine Familie von ihm halten?, überlegte er und schenkte sich einen doppelten Whiskey ein, das Einzige, was er in letzter Zeit noch herunterbekam. Wäre Tavvy wohl enttäuscht von ihm? Sie wusste besser als jeder andere, wie er sich abgerackert hatte, um dem Vater zur Ehre zu gereichen und dafür zu sorgen, dass das Unternehmen auch nach seinem Fortgang weiterhin erfolgreich war. Gäbe sie wohl ihm die Schuld daran, dass ihm die Führung in der letzten Zeit entglitten war? Tavvy hatte ihn immer nach Kräften unterstützt, und er wusste, er konnte sich ihr immer anvertrauen, doch aus irgendeinem Grund schämte er sich jetzt zu sehr, um ihr ehrlich zu erklären, wie schlecht es um den Laden stand. Und infolge seines anhaltenden Schweigens hatte sich ein tiefer Graben zwischen ihnen aufgetan, den er nachts am meisten spürte, da der Abstand zwischen ihren sorgfältig
im Bett positionierten Körpern täglich zuzunehmen schien.
Gestern Abend hatte sie jemandem am Telefon erzählt, sie wollten einen Stall aus ihrer alten Scheune machen, weil sie für all die Pferde, die in letzter Zeit hinzugekommen waren, einfach nicht mehr genügend Platz hätten. Er hatte schweigend zugehört und das Gefühl gehabt, nicht mehr in ihr Leben integriert zu sein. Dabei hatte sie auch ihm wahrscheinlich längst von ihrem Plan erzählt, aber er war abgelenkt gewesen und hatte deshalb nicht richtig zugehört.
Er stieß einen Seufzer aus. Es war nicht Tavvys Schuld. Früher war er von der Arbeit heimgekommen, hatte ihr von seinem Tag erzählt, sie um Rat gefragt und das Gefühl gehabt, als fiele ein Gewicht von seinen Schultern, wenn er mit ihr sprach. Doch seit Judd zurückgekommen war, kam es ihm so vor, wie wenn er beweisen müsse, dass er würdig war, Shamrock zu leiten und vor allem Tavvys Mann zu sein. Er schämte sich, ihr zu gestehen, dass er es nicht geschafft hatte, bestimmte Künstler dauerhaft an sich zu binden oder irgendwelche neuen Sänger oder Bands unter Vertrag zu nehmen, denn verglichen mit Judd Harrington kam er sich wie ein elender Versager vor.
Die unausgesprochene Konkurrenz zu Judd kannte keine Regeln, und solange sie sich beide stur an jeden noch so kleinen Sieg über den anderen klammerten, machte es den Eindruck, als wäre dieser Kampf erst mit dem Tod des jeweils anderen vorbei. Lochlin lebte täglich mit der Angst, alles zu
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