Was sich liebt das raecht sich - Roman
an. »Aber dann hat er sich in sie verliebt, und dadurch wurde irgendwas zwischen den beiden in Gang gesetzt.«
Luisa blickte ihn mit einem wehmütigen Lächeln an. »Anders als bei dir und mir, nicht wahr? Zwischen uns beiden sprühen keine Funken, wir sind noch nicht mal Freunde, zwischen denen hin und wieder was passiert.« Plötzlich fragte sich Luisa, weshalb es wohl so war. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil Jerry ihr trotz aller Bemühungen um Nähe bisher immer fremd geblieben war.
»Aber … wir sind doch Freunde, oder nicht?« Plötzlich war es Jerry wichtig, dass ihn dieses Mädchen nicht mehr hasste. Weil ihm wirklich etwas an ihm lag.
Sie nickte. »Los. Du musst jetzt dieses blöde Rennen fahren.«
Eilig lief er auf seinen Wagen zu. Bei diesem speziellen Rennen mussten die Fahrer über zweihundert Runden hinweg um die besten Positionen kämpfen, was ganz einfach der totale Wahnsinn war. Er blickte noch einmal auf Ace, schwang sich in sein Gefährt, und dann ging es auch schon los, sie schossen auf die Bahn, einige der Wagen drehten sich bereits nach den ersten Metern um sich selbst, und andere kurvten geschickt um sie herum.
Luisa rannte auf die Zuschauergalerie, kämpfte sich mit wild klopfendem Herzen bis nach vorne durch, verfolgte, wie sich die Gefährte in einem gewagten Zickzackkurs aneinander vorbeibewegten, hörte das Quietschen von Reifen und das Knirschen von Metall. Dazu machten die Kommentatoren die gewohnten scherzhaften Bemerkungen.
»Die Führung hat Jeff Gordon für Chevrolet, gefolgt von Greg Briffle, aber jetzt geht ihm das Benzin aus … oder?
Nein, er … doch, ihm geht tatsächlich das Benzin aus, das ist ja wohl vollkommen verrückt.«
Dann fiel ein anderer Kommentator ein. »Und hier kommt Kurt Busch für Dodge, der immer eine sichere Wette ist … doch was macht Ace Harrington? Er ist heute überall zugleich … schneidet sämtliche Kurven und geht nicht eine Sekunde vom Gaspedal. Er fährt wie ein Besessener.«
Luisa sah dem Wagen hinterher. Ace fuhr tatsächlich wie ein Besessener. Er war immer schon ein Draufgänger gewesen, aber heute schien er völlig außer Rand und Band zu sein, und sein Wagen schoss über die Bahn, als führe er von ganz allein. Was zum Teufel macht er da?, fragte sich Luisa, als sie ihn auf eine Barriere zuschießen sah. Wie wenn er absichtlich darauf zufahren würde …
»Langsamer!«, schrie sie so laut, dass die anderen Zuschauer zusammenfuhren, und schwenkte wie eine Verrückte die Arme über dem Kopf. »Brems, du verdammter Idiot!«
Doch er bremste nicht. Wie in Zeitlupe bewegte sich der Wagen weiter auf die Barriere zu, und Luisa merkte nicht mal, dass sie schrie. Das Auto krachte gegen die Betonwand, es gab einen fürchterlichen Knall, und die Leute rangen kollektiv nach Luft und drängten sich nach vorne, um zu sehen, was geschehen war.
Schreiend kämpfte sich Luisa durch die Menge an den Rand der Absperrung, und als sie dort festgehalten wurde, brachte Jerry seinen Wagen mitten auf der Bahn zum Stehen, stieg aus und setzte zu einem lebensgefährlichen Sprint zwischen den anderen Wagen hindurch an.
Tränen strömten ihm über das Gesicht, während er mit den Fäusten gegen die Scheiben von Aces Wagen trommelte, doch der Freund rührte sich nicht. Als er von zwei Helfern weggezogen wurde, setzte er sich vehement zur Wehr und schrie noch einmal auf, bevor er schluchzend in
den Armen der Männer zusammenbrach. Sanitäter rannten um das Fahrzeug, schafften es, Ace zu befreien, zerrten ihn durch eins der Fenster und schnallten den reglosen Körper auf einer Trage fest.
Luisa brüllte Jerry zu, dass er Ace begleiten sollte, und er riss sich von den Helfern los und sprang in den Krankenwagen, der sofort mit Blaulicht und mit heulender Sirene in Richtung des nächsten Krankenhauses schoss.
In England war es früher Abend, als Iris das Krankenhaus betrat. Sie war emotional und körperlich viel zu erschöpft, um ihren Vater zu besuchen, aber es war einfach selbstverständlich, dass sie gleich nach ihrer Rückkehr nach ihm sah.
Iris hatte keine Ahnung, wie es für sie weitergehen würde. Sie empfand schmerzliche Trauer, gleichzeitig jedoch eine seltsame Distanz zu allem, was geschehen war. Sie fühlte sich traurig, aber zugleich auch seltsam leer. Es kam ihr vor, als hätte Ace nicht sie, sondern jemand anderen verraten, und das auch nicht erst vor kurzem, sondern schon vor langer Zeit. Ebenso war ihr jedoch bewusst, sie machte sich was
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