Was sich liebt das raecht sich - Roman
persönlich war der Ansicht, Lexi hätte – schwanger oder nicht – mindestens eine schallende Ohrfeige verdient, aber vielleicht ging ja Martha besser mit der Sache um.
Lexi nestelte an ihrem Oberteil herum und zog es verlegen über ihren Bauch. »Ich dachte, ein bisschen frische Luft täte mir gut«, klärte sie Martha zögernd auf und strich sich mit nervös zitternden Händen das schimmernde Haar aus dem Gesicht. »Mir ist in letzter Zeit häufig entsetzlich schlecht.«
Martha verkniff sich eine sarkastische Bemerkung und bedachte sie mit einem kühlen Blick.
»Haben Sie es Leo schon erzählt? Das mit dem Baby, meine ich.«
Lexi verzog schmerzlich das Gesicht. »Ja. Und … unter den gegebenen Umständen war Leo unglaublich … fair.« Trotzdem hatte das Gespräch mit Leo Lexi ziemlich zugesetzt. Als wirklich guter Anwalt hatte er ein Schreiben aufgesetzt, demzufolge sie sich scheiden lassen würden, ganz egal, von wem das Baby war. Falls er der Vater wäre, würde er ihr eine Wohnung finanzieren und ihr und dem Kind genügend Unterhalt bezahlen, dass sie nicht zu arbeiten gezwungen war. Falls nicht, könnte sie ihre Kleider und den Schmuck behalten und bekäme eine einmalige Abfindung von ihm bezahlt.
Lexi wusste, dass er so geschäftsmäßig an die Sache herangegangen war, weil sich seine Verletztheit nur auf diese Art in Grenzen halten ließ, und völlig unerwartet hatte sie bereut, wie sie mit ihm umgesprungen war. Er war immer so gut zu ihr gewesen, und zum ersten Mal war ihr bewusst geworden, dass ihr mit dem Seitensprung ein Riesenfehler unterlaufen war.
»Ich glaube nicht, dass wir uns sonst noch irgendwas zu sagen haben«, ließ Martha ihrer Kontrahentin gegenüber förmlich verlauten und merkte, es war wirklich wahr. Sie wollte sich weder mit Lexi anfreunden noch interessierte es sie, wie es nach der Geburt des Kindes für sie weiterging. »Passen Sie einfach … auf das Baby auf, okay? Das ist
das Einzige, was zählt.« Sie hüpfte ein paarmal auf und ab und joggte in die Richtung davon, in die Savannah weitergelaufen war.
Lexi war verblüfft, weil Martha derart angenehm gewesen war. Sie zuckte zusammen, nahm ein Flattern in der Magengegend wahr und fragte sich, ob das das Baby war. Aber dafür war es sicher noch zu früh, und selbst wenn sich das Kind zum ersten Mal bewegt hätte, hätte sie keinen Menschen, dem sie es erzählen könnte, wurde ihr schmerzlich klar.
Auf dem Weg zurück nach Foxton Manor strich sie angewidert mit den Händen über ihren runden Bauch. Alles an ihr fühlte sich verändert an: Ihre Brüste waren zum Zerreißen angespannt, ihre Hosen wurden täglich enger, und als sie ihr Top nach oben zog und ihren Bauch betrachtete, nahm sie – o Gott – den ersten winzigen Schwangerschaftsstreifen wahr.
Angeekelt von sich selbst wollte sie nur noch heim, um sich möglichst dick mit hautstraffenden Ölen einzureiben, und beschleunigte übellaunig ihren Schritt.
Jerry bedachte Ace mit einem sorgenvollen Blick. Nach einer Pause aufgrund heftiger Regenfälle gingen sie wieder nach draußen, um das Michigan-Lifelock-400-Rennen zu beenden. Jerry hatte keine Ahnung, weshalb die Verantwortlichen zögerten: Der Himmel war längst wieder leuchtend blau, und es herrschte strahlender Sonnenschein. Und vor allem machte er sich lange nicht so viele Sorgen um das Wetter wie um seinen Freund.
Seit Iris ihn sitzen lassen hatte, war Ace derart deprimiert, dass er kaum noch einen Satz herausbrachte und praktisch nichts mehr aß. Nachdem sie nach Michigan geflogen waren, hatte Jerry extra seine Leibspeise – Rührei mit Räucherlachs – für ihn gemacht, aber nachdem er
tapfer ein paar Gabelvoll gegessen hatte, war sein Freund ins Bad gestürzt und hatte alles wieder ausgespuckt. Die letzten Tage hatte er im Bett verbracht und war auch heute Morgen einzig deshalb aufgestanden, weil Jerry ihn gnadenlos ins Bad unter die Dusche geschoben hatte, damit er bei dem Rennen halbwegs munter war.
Die dunkelvioletten Ringe unter seinen Augen hatte allerdings auch die Dusche nicht entfernt, und sein Overall kaschierte nicht, wie mager er geworden war. Er siechte praktisch vor sich hin, und das tat Jerry in der Seele weh.
Jerry war der festen Überzeugung, dass Allegra die Verursacherin allen Übels war. Wahrscheinlich hatte sie die Aufnahme gemacht, vor Iris abgespielt und bildete sich ein, Ace nähme sie, nachdem die Konkurrentin aus dem Feld geschlagen war, mit offenen Armen wieder
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