Was sich liebt das raecht sich - Roman
mehrmals die Hand gedrückt. Hier, Dr. Kemple, fühlen Sie selbst.«
Der Arzt legte seine Mappe fort und griff nach Lochlins Hand. »Nein, tut mir leid, es ist nur … warten Sie.« Er starrte auf die Maschinen und drückte Lochlins Hand. »Wenn Sie das spüren, Mr Maguire, drücken Sie bitte zurück. « Lochlin bewegte eindeutig die Hand. »Großer Gott. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
Dicht gefolgt von Shay stürzte auch Tavvy abermals an Lochlins Bett. »Iris, was hast du zu ihm gesagt?«
»Was ich ihm sagen musste. Dass mir alles leidtut.«
»Typisch«, stellte ihr Bruder fest. »Ich komme seit Wochen täglich her, plaudere mit ihm und lese ihm aus dem Guardian vor, und du kommst einfach hier hereinmarschiert und ein paar Sekunden später ist er wieder da.«
Iris starrte Shay entgeistert an. »Kein Wunder, dass er bei deiner Behandlung nicht zurückgekommen ist. Schließlich liest er die Times .«
»Nun, das ist ein wirklich gutes Zeichen«, stellte Dr. Kemple fest. »Aber bitte machen Sie sich trotzdem keine allzu großen Hoffnungen. Ich bin einfach realistisch; so etwas kommt manchmal vor, doch dann kann es dem Patienten auch bald wieder schlechter gehen. Vielleicht hat er einen Hirnschaden, wir können zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht sagen, was …«
Plötzlich schlug Lochlin die Augen auf, lächelte und fuhr zusammen, als er merkte, dass ein Schlauch in seinem
Hals steckte. Nachdem das Ding herausgezogen worden war, stieß er krächzend aus: »Hirnschaden, haha.« Er schnitt eine Grimasse, denn da er zum ersten Mal seit Wochen sprach, brachte er nur mühsam einen Ton heraus. Trotzdem verkündete er: »Es geht mir bestens, und weshalb denn wohl auch nicht?« Als Tavvy sein Gesicht mit Küssen überhäufte, lachte er heiser auf.
Schließlich scheuchte Dr. Kemple Shay und Iris aus dem Raum, rief nach seinem Team, um Lochlin zu untersuchen und zu sehen, ob sein Zustand es erlaubte, die lebenserhaltenden Geräte abzustellen.
Mit vom Laufen gerötetem Gesicht kam Caitie auf ihre Geschwister zugestürzt. »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, doch ich war noch in der Bücherei.«
Shay stieß ein spöttisches Lachen aus. »In der Bücherei? Du?«
Sie stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Oh, halt die Klappe. Ich habe ein paar Recherchen angestellt, aber davon erzähle ich euch später.« Sie sah Iris an. »Das ist allerdings nicht der Grund, weshalb ich so spät gekommen bin. Hör zu, ich wurde dadurch aufgehalten, dass ich diese Sache im Fernsehen gehört und versucht habe herauszufinden, ob im Internet noch mehr darüber steht.«
Iris runzelte die Stirn und fragte sich, weshalb die Schwester sie so eigenartig ansah. »Wovon redest du?«
Caitie knabberte an ihren Fingernägeln, und um etwas Zeit zu schinden, fragte sie: »Wie geht es Dad?«
Shay versuchte, durch die Scheibe in der Tür des Krankenzimmers zu erkennen, was dort gerade vor sich ging. »Er ist wieder bei Bewusstsein, kannst du dir das vorstellen? Iris ist zurückgekommen, hat ein paar Worte zu ihm gesagt – und schwups wurde er wieder wach! Er wirkt ziemlich fit, aber die Ärzte untersuchen ihn erst mal.«
Caitie jauchzte. »Wahnsinn! Gott sei Dank. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, nachdem er so lange an diesen grässlichen Geräten hing.« Dann wandte sie sich wieder ihrer Schwester zu. »Hör zu, ich habe diesen Bericht im Fernsehen gesehen, und wahrscheinlich ist es dir total egal, doch es ging darin um Ace.«
»Was ist mit ihm?«, erkundigte sich Iris argwöhnisch und fragte sich, ob sie wohl jemals nicht mehr das Gefühl hätte, als risse jemand ihr das Herz heraus, wenn sein Name nur erwähnt wurde.
»Er … hör zu, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber er ist bei einem Rennen mit seinem Wagen gegen eine Betonmauer gekracht, und sie haben keine Ahnung, ob er durchkommen wird.« Caitie rang unglücklich die Hände. »Und dann haben sie noch gesagt … das ist allerdings noch nicht offiziell … sie haben gesagt, er hätte es möglicherweise absichtlich gemacht.«
Shay drehte sich um und streckte gerade noch zur rechten Zeit die Arme aus, als ihm Iris ohnmächtig entgegenfiel.
19
Obwohl es Samstagabend war, war Judd zur Abwechslung einmal daheim. Es war ungewöhnlich still im Haus, und er hatte keine Ahnung, wo der Rest seiner Familie war. Savannahs iPod plärrte nicht wie sonst, und sogar Martha, die normalerweise ständig vor der Dose mit den Keksen in der Küche anzutreffen war,
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