Was sich liebt das raecht sich - Roman
schien unterwegs zu sein. Sebastian hielt sich seit ihrem Gespräch möglichst bedeckt, selbst wenn Judd sicher wusste, dass er kochen musste, weil ihm jetzt auch noch der Bonus für das letzte Jahr gestrichen worden war.
Er ging ins Wohnzimmer, trat vor den Tisch mit den Getränken und schenkte sich einen Whiskey ein. Dabei starrte er auf das reglose, glitzernde Wasser draußen im Pool und erschauderte. Himmel, würde er es jemals schaffen, diesen Abend zu vergessen? Manchmal empfand er seine Rückkehr in das Haus eher als Qual denn als Triumph.
Er wandte seinen Blick vom Wasser ab und dachte über Elliot nach. Seit die Probe im Gemeindehaus geplatzt war, war sein Sohn noch nicht wieder zuhause aufgetaucht. Wahrscheinlich war er abgehauen – was seiner Meinung nach ausnehmend klug gewesen war. Je länger ihm die kleine Schwuchtel aus den Augen ging, umso besser, dachte er. Sein Sohn ein Schauspieler … Er schnaubte verächtlich auf.
Als er einen Umschlag auf dem Kaminsims liegen sah, machte er ihn auf und zog eine Einladung zu Tavvy
Maguires Mittsommernachtsball daraus hervor. Sie war auf cremefarbenem Karton gedruckt, hatte einen Rand aus dunkelgrünem Efeu und war mit silbernen Sternchen übersät.
Lassen Sie sich von Charlie Valentine und der romantischen Tragödie von Romeo und Julia betören. Genießen Sie köstliche Champagner-Cocktails und ein üppiges Büfett, und erfreuen Sie sich daran, wie die zauberhafte Iris Maguire ein paar neue Songs zum Besten gibt … Werfen Sie sich in Schale und feiern Sie mit uns.
»Klingt ja nach einer Riesensause«, murmelte er verächtlich.
»Umso besser, dass man dich nicht eingeladen hat«, erklärte seine Frau, die lautlos durch die Tür des Wohnzimmers getreten war.
Judd bedachte sie mit einem bösen Blick. Irgendwie sah Kitty anders aus als sonst. Sie erschien ruhig und gefasst, blickte ihn herausfordernd aus klaren grauen Augen an und zeigte nicht mehr die geringste Spur ihrer gewohnten Ängstlichkeit, wenn sie mit ihm zusammen war. Selbst ihr äußeres Erscheinungsbild hatte eine Verwandlung durchgemacht. Statt eines ihrer langweiligen Kleider und bequemer, flacher Schuhe trug sie Jeans, in denen sie beinahe schlank aussah, ein hübsches marineblaues Top, hochhackige Sandalen, hatte sich das blonde Haar mit Schildpattclips hochgesteckt und sogar einen Hauch verführerischen roten Lippenstift aufgelegt.
»Ich glaube nicht, dass du auf diesem Fest willkommen wärst.« Sie betrat den Raum, behielt aber einen gewissen Abstand zu ihm bei.
Zum ersten Mal jedoch erschien es Judd, als täte sie das nicht aus Angst, sondern einfach, weil er ihr zuwider war.
»Und warum nicht?«, fragte er, trank einen großen Schluck von seinem Scotch, nahm auf der Lehne eines Sofas Platz und sah sie verächtlich an.
Kitty musterte ihn nachdenklich. Sie hatte wer weiß wie viele Jahre damit zugebracht, vor diesem Kerl zu kuschen, denn sie hatte Angst gehabt, wenn sie ihn reizte oder gar verließe, würde er sie umbringen. Doch obwohl sich ihr Magen noch immer furchtsam zusammenzog, wenn er sie mit diesem Blick bedachte, spürte sie, dass sie nicht mehr dieselbe war. Dass er ohne Rücksicht auf ihre Gefühle einfach seine Tochter in ihre Familie aufgenommen hatte, hatte das Fass für sie zum Überlaufen gebracht. Er hatte sie dadurch derart verletzt, dass das, was sie vielleicht trotz allem noch für ihn empfunden hatte, endgültig erstorben war, und deshalb war sie endlich frei.
Vielleicht hatten auch ihre Gefühle für Leo Beaumont etwas damit zu tun. Kitty hatte keine Ahnung, was er seinerseits für sie empfand, und obwohl sie nicht zu hoffen wagte, dass er ihre Zuneigung erwiderte, wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass es tatsächlich Männer gab, die sexy, amüsant, freundlich und vor allem respektvoll waren. Sie hatte Jahre damit zugebracht, sich einzureden, trotz der vielen Fehler, die er hatte, und trotz seiner zahlreichen Affären wäre Judd ein guter Ehemann, und erst in letzter Zeit erkannt, dass er einzig an ihr festhielt, da er den Gedanken, irgendetwas loszulassen, was nach seiner Ansicht ihm gehörte, einfach nicht ertrug. Er wollte nicht, dass Kitty bei ihm blieb, weil er sie liebte oder sie ihm fehlen würde, wenn sie ging. Nein, es ging ihm schlicht und einfach um sein Ego, um sonst nichts. Was auch eine Erklärung dafür war, dass er noch immer derart besessen von Tavvy Maguire war. Sie war die Einzige, die er nicht hatte halten können, und das hasste
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