Was sich liebt das raecht sich - Roman
auf.
Doch um Allegra würde er sich später kümmern. Erst einmal ging es um Ace.
»Was hast du für ein Gefühl bei diesem Rennen?«, fragte Jerry ihn.
»Es ist mir scheißegal«, gab Ace zurück, starrte mit glanzlosen grauen Augen vor sich hin und registrierte kaum die anderen Teammitglieder, die ihm auf den Rücken schlugen und ihm alles Gute wünschten, bevor sie zu ihren eigenen Wagen schlenderten. Seine Schultern waren vollkommen verkrampft, und er hatte einen seltsamen, fast trotzigen Gesichtsausdruck.
Jerry verspürte einen Hauch von Angst. So hatte Ace schon einmal ausgesehen.
Als er vor Jahren mitbekommen hatte, wie Judd seine geliebte Mutter Kitty schlug, hatte er sich zornentbrannt vor seinem Vater aufgebaut. Darauf hatte der ihm einen derart harten Schlag aufs rechte Ohr verpasst, dass sein peripheres Sehvermögen und sein Gleichgewicht über
eine Woche lang beeinträchtigt gewesen waren, und danach hatte Ace auf der Las Vegas Motor Speedway den Wagen so brutal gegen die Wand gesetzt, dass er ein Vierteljahr mit Krücken rumgehumpelt war. Und genau wie damals reckte er auch jetzt herausfordernd das Kinn und verzog rebellisch das Gesicht.
»He, warum setzt du nicht einfach aus?«, schlug Jerry ihm in dem verzweifelten Verlangen, ihn an einer Weiterfahrt zu hindern, vor. »Sag doch einfach, du wärst krank.«
»Warum zum Teufel sollte ich das tun?« Ace runzelte die Stirn. »Das ist genau das, was ich brauche, Jez. Dann denke ich vielleicht nicht mehr die ganze Zeit an …« Ein Ausdruck des Schmerzes huschte über sein Gesicht. »Ich kann nicht mal ihren Namen aussprechen. Kannst du dir das vorstellen?« Er schüttelte den Kopf und starrte wieder geradeaus. »Ich habe sie verloren, und auch wenn ich gern behaupten würde, dass mein Vater schuld an allem ist, habe ich es ganz allein verbockt. Schließlich habe ich bei seinen schwachsinnigen Plänen mitgemacht. Und vor allem war ich einfach zu feige, um ihr selber zu erzählen, was da läuft.«
Jerry packte ihn am Arm. »Du hast dich in sie verliebt! Du konntest nichts dagegen tun. Das hast du schließlich nicht absichtlich gemacht. Woher hättest du wissen sollen, dass sie anders als die vielen Flittchen ist, die man täglich auf der Rennbahn trifft?«
»Aber ich wusste es, Jerry. Genau das ist das Problem. Ich wusste es von Anfang an.« Rastlos schloss er den Reißverschluss von seinem Overall. »Bereits als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, ist mir bewusst geworden, dass sie anders ist, und trotzdem habe ich die Sache weiter durchgezogen, denn ich wollte sie. Das ist ja wohl total egoistisch.« Grimmig schnappte er sich seinen Helm. »Jetzt
bin ich allerdings selber der Gearschte, stimmt’s? Ich bin derjenige, der fallen gelassen worden ist, und alles andere ist egal.«
Er marschierte an Jerry vorbei in Richtung Rennbahn und blieb neben seinem Wagen stehen.
Jerry sah ihm ängstlich hinterher. In seinem momentanen Zustand käme Ace niemals in einem Stück ins Ziel.
»Jerry?«
Er hörte eine vertraute, atemlose Stimme und drehte sich um. »Luisa! Wie kommst denn du hierher?«
»Das war gar nicht so leicht. Ich musste den Typen am Eingang alle möglichen Märchen erzählen, bis man mich endlich durchgelassen hat. Falls jemand fragt, ich bin deine persönliche Masseurin und ohne mich bist du verloren, entendido ?« Sie atmete tief ein und packte Jerrys Arm. »Iris ist nach England zurückgeflogen, aber ich habe darüber nachgedacht, was zwischen Ace und ihr geschehen ist. Und auch wenn ich euch zwei noch immer hasse, glaube ich, dass sich die beiden wirklich lieben.« Als sie nickte, wippten ihre schwarzen Locken fröhlich auf und ab. »Also müssen wir die beiden wieder zusammenbringen, oder etwa nicht?«
Jerry musste grinsen, weil sie derart eifrig war, verzog dann jedoch wieder grimmig das Gesicht. »Und wie sollen wir das machen? Iris will Ace nie wiedersehen und nie wieder mit ihm reden, und er ist derart fertig, dass er kaum noch seinen eigenen Namen weiß.«
»Keine Ahnung.« Trotzdem schlug sie ihm entschlossen auf den Arm. »Wir müssen uns was einfallen lassen. Die beiden sind füreinander bestimmt, wie Romeo und Julia oder so.«
Jerry hörte, dass die Fahrer zu ihren Wagen gerufen wurden, und erklärte: »Ich muss gehen. Wir sprechen nach dem Rennen weiter, ja? Und, Luisa, die ganze Geschichte
tut Ace furchtbar leid. Genau wie mir. Ich habe versucht, ihm diese Sache auszureden.« Er sah sie aus seinen leuchtend blauen Augen
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