Was sich liebt das raecht sich - Roman
anderen sie entdeckten, dachte sie, und war total verblüfft, als Tavvy einen Schritt in ihre Richtung machte und sie ohne Umstände in ihre Arme zog.
»Sie Ärmste«, flüsterte ihr Tavvy mitfühlend ins Ohr. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, doch als Shay endlich seinen Mut zusammengenommen und uns von Ihnen erzählt hat, hat er auch berichtet, was mit Judd geschehen ist.«
Darcy fuhr zusammen und errötete. »Ich schäme mich unendlich …«
»Das dürfen Sie nicht.« Tavvy legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie durchdringend an. »Ich war
selber mal an Ihrer Stelle und weiß aus Erfahrung, dass Judd unglaublich überzeugend, aber auch furchteinflößend sein kann. Es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müssten, das kann ich Ihnen versichern.«
»Außerdem gab es zwischen uns allen bereits negative Gefühle im Überfluss«, fügte Lochlin ernst hinzu. »Deshalb ist es allerhöchste Zeit, endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und wieder nach vorn zu sehen. Eins, was mich mein Herzinfarkt gelehrt hat, ist, dass man vergeben und vergessen können muss, weil es sich einfach nicht lohnt, sich über Dinge aufzuregen, die man besser einfach ruhen lässt, und zu verbittern.«
Shay nickte zustimmend. »Caitie hat mir eben erzählt, dass Judd vielleicht schon wieder in den Staaten ist, denn hier hat ihn seit Tagen niemand mehr gesehen. Wollen wir hoffen, dass es tatsächlich so ist.«
Tavvy atmete erleichtert auf, da sie sich plötzlich wieder sicher fühlte. »Gott sei Dank!«
»Hier.« Lochlin drückte Shay einen Satz Schlüssel in die Hand.
»Wofür sind die denn?«, fragte der verwirrt.
»Damit gebe ich offiziell die Zügel aus der Hand«, klärte ihn der Vater knurrig auf. »Bei Shamrock. Das hast du mehr als verdient.«
Vor lauter Rührung brachte Shay kaum einen Ton heraus. »Aber … kommst du denn nicht wieder, jetzt, wo du nach all den Wochen endlich wieder auf den Beinen bist?«
Lochlin schüttelte den Kopf. »Ich würde gern mit dir zusammenarbeiten, allerdings wäre ich, ehrlich gesagt, nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Das war sicher auch der Grund, weshalb es mit dem Unternehmen so bergab gegangen ist; ich hatte schon keine echte Lust mehr, den Laden zu führen, bevor Judd auf der Bildfläche
erschien. Nur hätte ich, wenn ich einfach losgelassen hätte, zu große Schuldgefühle gehabt.« Er sah Darcy an. »Danke, Darcy, für all die harte Arbeit, die Sie investiert haben. Vollständig mit Judd zu brechen war bestimmt nicht leicht.«
Unter Lochlins warmem Blick wurden Darcys Augen feucht. Meine Güte, dachte sie, hoffentlich bleibt mir die Peinlichkeit eines Tränenausbruchs erspart. Sie war es einfach nicht gewohnt, dass die Leute derart freundlich zu ihr waren, und dass diese Reaktion nach allem, was geschehen war, ausgerechnet von Shays Eltern kam, war einfach überwältigend.
Ein Mensch allerdings zeigte ihr weiterhin die kalte Schulter, und zwar Erica. Sie trug ein beigefarbenes Kleid und hochhackige Slingbacks, klammerte sich fest an ihren Freund und warf ihr vernichtende Blicke zu.
Doch trotz der feindseligen Haltung dieser Frau war Darcy klar, dass dies vielleicht der beste Augenblick für ihr Geständnis war. »Ähm … es gibt da etwas, das ich Ihnen allen sagen muss.«
Erica bedachte ihren Freund mit einem Blick, als wollte sie ihm sagen: »Habe ich es doch gewusst.«
Darcy gab sich alle Mühe, sie zu ignorieren, und fuhr mit rauer Stimme fort. Ihr war klar, dass ihr die Leute nicht vertrauten und dass ganz bestimmt nicht jeder Mensch so großmütig wie Lochlin, Tavvy … oder Shay Maguire war. Ängstlich blickte sie in seine dunkelgrünen Augen und hielt an der vagen Hoffnung fest, dass ihr Vorgehen nicht falsch gewesen war.
»Es geht um dieses Unternehmen, das Jett übernommen hat.« Sie zog einen Stapel Papiere aus der Tasche und hielt ihn den anderen hin. »Ich bin Phönix, und ich habe Jett gekauft.«
Erica holte geräuschvoll Luft. »Du Schlange! Du hast
Jett gekauft, damit du Shamrock endgültig zerstören kannst.«
Darcy schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe Jett gekauft, um Judd endgültig los zu sein.« Sie drückte Shay die Dokumente in die Hand. »Das habe ich die ganze Zeit neben meiner Arbeit für dich gemacht. Wie vorherzusehen war, hat Judd den Laden nun, da er ihn nicht mehr will, für einen Apfel und ein Ei verkauft, aber um den Deal zu finanzieren, habe ich meine Wohnung und fünf andere Apartments, die ich
Weitere Kostenlose Bücher