Was sich liebt das raecht sich - Roman
dass das alles etwas zu bedeuten hat.«
Darcy traute ihren Ohren nicht. »Laufen da drüben in dem Zelt nicht Dutzende naiver Debütantinnen herum, die du dir angeln kannst?«, fragte sie ihn spöttisch, während ihr ein erwartungsvoller Schauder über den Rücken lief.
»So einfach wirst du mich nicht los«, antwortete er mit blitzenden Augen. »Ich weiß, dass du immer dann zur Hexe wirst, wenn du dich verletzlich fühlst.«
»Tut mir leid«, erklärte sie ihm knapp, schaffte es aber noch immer nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich bin diese Dinge einfach nicht gewohnt.«
»Was für Dinge? Dass dir jemand sagt, er hätte sich hoffnungslos und unsterblich in dich verliebt?«
Darcys Knie wurden weich.
»Und, fürs Protokoll, wahrscheinlich laufen in dem Zelt wirklich Dutzende von Debütantinnen und anderen Frauen herum, doch die interessieren mich alle nicht. Denn ich will nur dich.« Langsam glitt er mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht und spürte, dass sie zusammenfuhr.
»Aber ich bin unhöflich und reizbar und furchtbar ehrgeizig …«
Er zog sie an seine Brust. »Genau das sind die Dinge, die ich an dir liebe«, gab er zurück. »Was ist falsch daran, ehrgeizig zu sein? Und die Unhöflichkeit und die Reizbarkeit gehören bei dir einfach dazu. Aber vor allem bist du einfach faszinierend.« Er nahm zärtlich ihre Hand wie vor all den Monaten, als er ihr zum ersten Mal begegnet war.
»Glaubst du wirklich, dass Judd wieder in den Staaten ist?« Sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an seinen breiten Schultern fest.
»Hoffentlich. Dazu kann ich nur sagen, auf Nimmerwiedersehen. « Wieder strich er mit der Fingerspitze über ihren Mund. »Aber wer interessiert sich noch für Judd? Alles, was mir wichtig ist, bist du … oder eher wir zwei.«
Es war einfach erstaunlich, wie gut er sie verstand. Nie zuvor in ihrem Leben war sie jemandem begegnet, der sie so gut zu durchschauen schien wie Shay. »Und du … willst mich wirklich haben?«, fragte sie ihn zögerlich.
Er nickte lächelnd. »Ja, ich will dich wirklich haben.«
»Das ist gut, denn nachdem ich meine Wohnung in Kensington verkauft habe, bin ich praktisch obdachlos.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals. »Und jetzt tu mir endlich den Gefallen und mach, was ich mir wünsche, seit ich bei dir eingezogen bin.«
»Und das wäre?«
Sie fuhr mit einer Hand über einen seiner straffen Schenkel und erklärte kess: »Geh mit mir ins Bett und lieb mich mit derselben Leidenschaft wie in der Nacht in dem Hotel, bevor ich explodiere, gottverdammt.«
Sofort nahm er sie in die Arme, bahnte sich einen Weg über die Glockenblumenwiese und verschwand mit ihr im Haus.
»Ich muss nur kurz nach dem Fohlen sehen, das gestern gekommen ist«, sagte Tavvy zu ihrem Mann und drückte ihm die Hand. »Niemand will es haben, weil es ein bisschen lahmt, kannst du dir das vorstellen?«
Lochlin zog sie eng an sich heran und küsste sie innig auf den Mund. »Das ist wirklich traurig. Aber bleib nicht zu lange weg. Ich habe nämlich das Gefühl, dass wir auch so schon zu viel Zeit verloren haben.« Er schlang ihr die Arme um die Taille und spürte die Seide ihres cremefarbenen Kleids. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich dich derart ausgeschlossen habe.«
Sie nickte und sah ihn aus ihren bernsteinfarbenen Augen an. »Ich war auch nicht besser«, gab sie zu. »Ich schätze, wir wollten einfach nicht, dass der andere sich Sorgen macht, aber … es fühlt sich an, als hätte uns das Schicksal eine zweite Chance gegeben, findest du nicht auch?«
Er strich ihr das blonde Haar aus dem Gesicht. »Und ob. Wir dürfen nie wieder zulassen, dass sich irgendetwas
– oder irgendwer – zwischen uns beide drängt.« Er schluckte kurz. »Hoffen wir, dass Judd wirklich verschwunden ist und uns ein für alle Mal in Ruhe lässt.«
Widerstrebend löste Tavvy sich aus seinen Armen. »Das hoffe ich auch. Ich habe das Gefühl, wie wenn mir eine Riesenlast von den Schultern gefallen wäre.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Es wird nicht lange dauern. Sagen wir, in zehn Minuten wieder hier?«
Lochlin nickte zustimmend und sah ihr nach, als sie das Zelt verließ. Seit er sich von seinem Herzinfarkt erholt hatte, fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Weil abgesehen von der Familie nichts mehr von Bedeutung für ihn war. Verglichen mit der Angst, all die Menschen, die er liebte, zu verlieren, verblasste alles, was Judd Harrington getan hatte, zu völliger Bedeutungslosigkeit. Was
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