Was sich liebt das raecht sich - Roman
sah sie reglos an. »Judd Harringtons Frau.«
Sie fing an zu zittern und bemerkte kaum, dass Lochlin ihre Hand ergriff. »Er … er ist wieder da«, erklärte er mit unsicherer Stimme. »Nach all der Zeit ist er zurück in Meadowbanks.«
»Warum?«, stieß Tavvy mit erstickter Stimme aus und starrte ihren Mann entgeistert an. »Was will er hier?«
Nachdenklich beobachtete Shay die zwei und fragte sich, was wohl der Grund für ihr Entsetzen war.
Lochlin schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber der Jett Musikverlag? Das ist Judd Harrington.«
Iris zog verstohlen die zerknitterte Visitenkarte aus der Tasche ihres Kleids. Plötzlich kam ihr der ihr angebotene Vertrag nicht mehr so verlockend vor. »W-wer ist das?«, fragte sie die Eltern scheu. »Wer ist dieser J-Judd Harrington? «
Lochlin fuhr zu ihr herum und starrte sie verbittert an. »Halt dich von diesem Typen fern, Iris, hast du mich verstanden? Und du auch, Shay.« Seine Stimme klang ein wenig rau, doch nie zuvor in seinem Leben hatte Lochlin derart finster ausgesehen. »Judd ist … er ist ein verdammter Schweinehund, sonst nichts!«
»Reg dich ab , Daddy!« Mit hochrotem Gesicht und einem leicht verrutschten wadenlangen schwarzen Kleid, unter dessen Saum man ihre dünnen schwarzen Strümpfe schimmern sah, kam jetzt auch noch Caitie durch die Tür, warf sich rücklings auf das Bett und stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Zu eurer Information … ich bin verliebt. «
Shay riss den Mund zu einem übertriebenen Gähnen
auf. »Wieder mal? Inzwischen kommt das bei dir beinahe täglich vor.« Da er noch immer keine Ahnung hatte, was der Auftritt seines Vaters zu bedeuten hatte, blickte er Lochlin forschend von der Seite an.
»Dieses Mal ist es was anderes«, widersprach die kleine Schwester ihm. »Es ist wirklich ernst.« Sie bekam einen träumerischen Blick. »Er sieht einfach fantastisch aus, und vor allem kommt er aus Amerika .«
Ihre Eltern sahen einander an. Er war doch sicher nicht …
Caitie starrte unter die Decke und fuhr fort: »Er heißt Elliot Harrington. Klingt das nicht einfach toll?«
Erst war Lochlin völlig sprachlos, plötzlich aber explodierte er: »Nur über meine Leiche wird eins von meinen Kindern je mit einem verdammten Harrington zusammenkommen! «
Betroffen richtete sich Caitie wieder auf. Ihre rote Perücke war verrutscht, allerdings fiel das in diesem Augenblick niemandem auf. Shay nahm Iris tröstend in den Arm, und Tavvy brach in Tränen aus.
»Ich meine es ernst.« Mit einer zitternden Hand strich Lochlin sich die schwarzen Haare aus der Stirn. »Falls sich eine oder einer von euch auch nur in die Nähe eines Harringtons begibt, ist sie oder er in dieser Familie nicht mehr willkommen.«
Shay stieß ein nervöses Lachen aus und griff nach seinem Arm. »Du klingst, als ob du den Verstand verloren hättest, Dad. Was hat das alles zu bedeuten? Wer ist dieser Judd Harrington?«
Lochlin riss sich von ihm los und bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Ich bin dir keine Erklärung schuldig. Tu einfach ein einziges Mal, was ich dir sage, ja?«
Shay erstarrte. Er war es allmählich leid, dass sein Vater ihn ständig behandelte, als wäre er ein Vollidiot. Himmel,
was für ein beschissener Abend, dachte er. Er fühlte sich bereits erbärmlich, da er Saskia hatte fallen lassen, die bezaubernde Brünette, die ihm zu Beginn der Party aufgefallen war, war offenbar verschwunden, und jetzt ging auch noch sein Vater mit ihm um wie mit einem ungezogenen kleinen Kind.
Er verzog trotzig das Gesicht. Dies war offenkundig nicht der rechte Augenblick, aber bald würde er seinen alten Herrn zur Rede stellen. Weil er ihn nicht im Unternehmen der Familie arbeiten lassen wollte, wegen dieses mysteriösen Judd Harrington – und weil er ihn endlich verdammt noch mal wie den verantwortungsvollen Erwachsenen behandeln sollte, der er schließlich inzwischen war. Er war vierundzwanzig Jahre alt und seiner Familie gegenüber Zeit seines Lebens loyal gewesen. Deshalb hatte er eindeutig etwas Besseres als Tadel und Herablassung verdient.
Lochlin allerdings war derart blind vor Zorn, dass er die zusammengebissenen Zähne seines Sohnes gar nicht sah. »Dieser Mann hat unserer Familie mehr geschadet, als du dir jemals vorstellen kannst«, fuhr er mit lauter Stimme fort, legte schützend einen Arm um Tavvys Schultern und wandte sich dann wieder seinen Kindern zu. »Darum wahrt ihr, wenn ihr mich und eure Mutter liebt, verdammt noch mal
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