Was sich liebt das raecht sich - Roman
das Beste für die Leute ist«, wiederholte er selbstgerecht. Sein Ego war wiederhergestellt, und mit wogenden, lederverhüllten Hüften
schlenderte er gut gelaunt zur Bar und genehmigte sich dort zur Feier des bevorstehenden Comebacks den nächsten Drink.
Shay rieb Saskias Rücken, während er sich fragte, wann genau der Abend, der so amüsant begonnen hatte, derart grauenhaft geworden war. Saskia war nicht nur hoffnungslos betrunken, sondern hatte obendrein beschlossen, dass es an der Zeit wäre für »ein Gespräch darüber, wie es um sie beide stand«. Shays gute Laune hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst, denn er hatte gewusst, dass diese Art Gespräch der Anfang vom Ende war.
»Die Sache ist die«, erklärte Saskia ihm und strich mit einer Hand über den Rock von ihrem schokoladenbraunen Seidenkleid. »Die Sache ist die, wir sind jetzt seit ein paar Monaten zusammen, oder nicht?« Sie stieß einen dezenten Rülpser aus und hielt kichernd eine Hand vor ihren Mund. »Und ich dachte, wir sollten vielleicht einen Schritt weitergehen.«
Shay starrte unglücklich an ihr vorbei in die nächtliche Dunkelheit. Warum nur endeten all seine Beziehungen auf diese Art? Er liebte Frauen und hatte auch beachtlichen Erfolg beim anderen Geschlecht, doch aus irgendeinem Grund war er bisher noch keiner Frau begegnet, die ihm wirklich unter die Haut gegangen war.
Er zündete sich eine Zigarette an, während er Saskia weiter geistesabwesend über den Rücken strich. Er hatte im Bezug auf Frauen keinen speziellen Typ. Er hatte dralle, schlanke, amüsante und ernsthafte, intellektuelle Freundinnen mit Universitätsabschluss gehabt, aber bei keiner hatte er Schmetterlinge im Bauch gehabt, und nach keiner hatte er sich je wirklich verzehrt. Er begann jede Beziehung voller romantischer Erwartungen, früher oder später aber wurde ihm bewusst, dass er unzufrieden war. Er
wollte vor Leidenschaft vergehen, wollte, dass sein Herz wie in all den Liedern, die er hörte, lichterloh brannte, doch das war bisher nie passiert.
Die liebe Saskia, dachte er, zog seine Smokingjacke aus und hängte sie ihr um die Schultern, damit sie nicht fror. Sie war eindeutig ein wunderbares Mädchen, aber es hatte einfach keinen Zweck. Dabei hatte sie alles unternommen, um genau die Richtige für ihn zu sein. Sie hatte sich ihm als amüsante Sexgöttin, Gourmet und ausgemachter Jazzfan präsentiert. Doch diese Maske hatte sie nur ihm zuliebe aufgesetzt; es war nicht das, was sie wirklich war, das war ihm inzwischen klar.
»Shay?« Saskia musste schlucken, denn sie kannte diesen Blick. Er verriet, dass es vorüber war, und sie brach in Tränen aus.
Traurig nahm Shay sie in den Arm. Sie tat ihm furchtbar leid, allerdings hatte sie vollkommene Ehrlichkeit verdient. »Bitte denk nicht, dass es an dir liegt, Sask. Du bist ein Engel, wirklich.« Er wischte ihr die Tränen mit dem Daumen fort und wandte sich ab. »Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen zu heiraten, solange bei mir noch alles derart in der Schwebe ist.« Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Verdammt, das klang fast, als wollte ich sagen, es liegt nicht an dir, sondern an mir. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es wohl auch so. Ich bin einfach total verkorkst. «
Saskia schluckte noch einmal, setzte dann jedoch ein heldenhaftes Lächeln auf. »Dann ist es also vorbei.« Sie zuckte vor Verlegenheit zusammen. »Und ich stehe da und plappere davon, den nächsten Schritt zu gehen.«
»Es tut mir wirklich leid, Saskia.« Shay trat seine Zigarette auf der Treppe aus und sah sie unglücklich aus seinen dunkelgrünen Augen an.
Sie biss sich auf die Lippe und bedachte sein Profil mit
einem letzten sehnsüchtigen Blick. Die phänomenalen Wangenknochen, die perfekt geschnittene Nase … der sinnliche, lachende Mund, von dem ihr so viel Freude bereitet worden war. Schwankend stand sie auf, zog Shays Jacke wieder aus und drückte sie ihm, obwohl sie es hasste, wie endgültig diese Geste war, entschlossen wieder in die Hand.
Shay wünschte sich, er hätte eine Flasche Whiskey mit in den Garten gebracht.
In der Tür blieb Saskia noch mal stehen und blickte ihn über ihre Schulter an. »Eines Tages wirst du ihr begegnen, keine Angst.«
Shay hob verwirrt den Kopf, aber sie schaute ihn mit einem warmen Lächeln an. »Der Richtigen. Du weißt schon, einer Frau, die du heiraten willst.«
»Vielleicht bin ich einfach nicht fürs Heiraten gemacht«, gab er ihr zu bedenken, doch sie nickte mit dem
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