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Was sich liebt das raecht sich - Roman

Was sich liebt das raecht sich - Roman

Titel: Was sich liebt das raecht sich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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ihrer beachtlichen Oberweite ab, beobachtete seinen Sohn, der grinsend seine Freundin Saskia über die Tanzfläche wirbelte, und runzelte die Stirn. Warum regte er sich nur so oft über Shay auf? Er war stur wie ein Maulesel und furchtbar impulsiv. Obwohl ihn die Kollegen und Kolleginnen bei der Musikzeitschrift, für die er tätig war, heiß und innig liebten, legte er sich dort nicht wirklich krumm, verließ sich bei der Suche nach neuen Talenten vor allem auf seinen Instinkt und schrieb kurze und bündige Artikel zu den Hochglanzbildern, die der Fotograf der Zeitschrift schoss.
    Und selbst in seinen Beziehungen flatterte er ruhelos von einer jungen Frau zur nächsten, immer auf der Suche nach der einen, großen Liebe, die es vielleicht gar nicht gab. Lochlin seufzte abgrundtief. Er freute sich bereits darauf, irgendwann mit Shay zusammenzuarbeiten, aber er hasste jede Form der Kungelei und hatte das Gefühl, dass Shay erst noch erwachsen werden müsste, ehe er ihm einen Teil der Verantwortung für Shamrock übertrug.

    »Ich finde wirklich, ich habe eine zweite Chance verdient«, bedrängte ihn Charlie weiter, während ihm der Schweiß über die Stirn lief und mit seinem grellen Eyeliner verschwamm. Da er spürte, dass ihm Lochlin gleich in die Parade fahren würde, fuhr er eilig fort: »Ich habe denselben Anspruch darauf, in den Charts zu sein, wie alle diese jungen Leute, und vor allem habe ich noch immer jede Menge Fans, die von allem, was ich mache, total hingerissen sind.«
    »Die von allem, was du gemacht hast , hingerissen sind«, verbesserte ihn Lochlin sanft.
    Charlie zuckte zusammen. »Na und? Das beweist doch wohl, dass ich sie noch immer begeistern kann, wenn mir jemand eine Chance gibt.«
    Lochlin kniff sich in die Nase. Warum nur kam es ihm so vor, als brächte er sein Leben damit zu, Menschen vor den Kopf zu stoßen, an denen ihm viel lag? Shay war unglaublich frustriert, weil er ihn nicht zu Shamrock kommen ließ, und was Iris anging … seine Tochter hatte eine Chance verdient. Das wusste er, und er war furchtbar stolz auf sie. Ach, brächte er es doch nur übers Herz, sie endlich ihren Weg gehen zu lassen, dachte er schuldbewusst.
    »Also, was denkst du?«, wollte Charlie von ihm wissen, und er räusperte sich leicht.
    »Ich weiß einfach nicht, ob dies der rechte Zeitpunkt für dich ist. Das Letzte, was du brauchst, ist, dass du wieder auf die Bühne gehst und man über dich lacht.«
    »Dass man über mich lacht ?«, fragte Charlie ihn gereizt.
    »Im Moment ist Hip-Hop total angesagt … Sieger von irgendwelchen Reality-Shows im Fernsehen, Kinder mit Stimmen wie Opernsänger, solches Zeug.« Lochlin verzog schmerzlich das Gesicht. »Glaub mir, Chas, ich wünschte, der Markt sähe anders aus, aber ich muss den Leuten geben,
was sie wollen. Hör zu, alles, was ich sage, ist, dass wir noch ein bisschen warten sollen. Die Trends ändern sich laufend; es geht nur darum, sich zu gedulden, bis der rechte Zeitpunkt kommt.«
    Charlies bereits angeknackstes Ego zerbrach in tausend winzig kleine Stücke. Der Gedanke, nie mehr oder frühestens in ein paar Jahren wieder aufzutreten, war eindeutig mehr, als er ertrug. Und wo steckte sein Manager, jetzt, wo er ihn brauchte?, dachte er erbost. Greg, die faule Sau, machte mal wieder keinen Finger für ihn krumm. Er brachte den Großteil seiner Zeit in einem Liegestuhl auf der Terrasse seiner Villa an der Costa Brava zu und verprasste dort den unverschämten Anteil an Charlies Tantiemen, den er jeden Monat ausbezahlt bekam. Unfähig, dem alten Freund noch länger ins Gesicht zu blicken, floh er aus dem Raum, und als er versehentlich mit jemandem zusammenstieß, bat er ihn um Verzeihung, ohne auch nur aufzusehen.
    »Lochlin Maguire weiß nicht immer, was das Beste für die Leute ist«, flüsterte ihm jemand zu, während er gleichzeitig eine Visitenkarte in die Hand gedrückt bekam. Er kniff die Augen im Dämmerlicht des Raums zusammen, sah aber nur noch den breiten Stiernacken sowie das rötlich blonde Haar des Mannes, der bereits mit großen Schritten weiterging. Dann starrte er auf die Karte, und zum ersten Mal seit langer Zeit flackerte ein leichter Hoffnungsschimmer in ihm auf. »Jett Musikverlag«, las er verblüfft. Von dem Laden hatte er noch nie gehört, und er hatte keine Ahnung, wer der rothaarige Fremde war, doch wenn dies die Chance auf einen neuen Plattenvertrag wäre, würde er mit beiden Händen zugreifen.
    »Lochlin Maguire weiß nicht immer, was

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