Was sich liebt das raecht sich - Roman
messen.«
In der Hoffnung, sich an ihre neuen Freundinnen in England anzupassen, hatte Kitty für das Treffen ein marineblaues Wollkleid und konservative Pumps gewählt, aber als Susannah in knallroten Jeans, einem strassbesetzten T-Shirt sowie einem schwarzen Blazer mit bis zu den Ellbogen gerollten Ärmeln durch die Tür gekommen war, hatte sie erkannt, dass das total verkehrt gewesen war. Sicher waren Lexi und Susannah einfach anders als die meisten anderen Frauen, die in abgelegenen englischen Dörfern lebten, überlegte sie.
»Lexi ist wirklich hübsch.« Kitty stieß einen Seufzer aus und wünschte sich, ihr Hinterteil wäre nur halb so wohlgeformt wie das der jungen Frau.
»Das ist sie«, stimmte ihr Susannah zu, während sie auf Lexis lange, schlanke Beine und die schmale Wespentaille sah. »Wissen Sie, ich glaube, bevor ich die Zwillinge bekommen habe, habe ich ganz ähnlich ausgesehen.« Sie hielt Kitty ihre winzige Tasse hin. »Wenn wir aus
Fingerhüten trinken, schenken Sie am besten ständig nach.«
Kitty stieß ein reumütiges Lachen aus. »So habe ich nie ausgesehen, auch nicht vor der Geburt meiner Kinder! He, hat Ihnen Ihr Ball gefallen? Wir haben uns prächtig amüsiert.«
»Es haben sich wie immer jede Menge Dramen abgespielt«, stellte Susannah seufzend fest. Im Dorf erzählte man sich, dass es eine alte Fehde zwischen Judd und Lochlin gab, aber dazu sagte sie lieber nichts. »Wie geht es übrigens Martha? Ich fürchte, dass ich mit meiner Frage, ob sie vielleicht schwanger ist, furchtbar ins Fettnäpfchen getreten bin.«
Kitty fühlte sich alles andere als wohl. Ohne eine Erklärung dafür abzugeben, hatte Judd sie angewiesen, sich von den Maguires, die auf der anderen Seite des Tales lebten, möglichst fernzuhalten, weshalb ein Gespräch mit einer Freundin dieser Leute schwierig für sie war.
»Oh, das war nicht Ihre Schuld. Sebastians und Marthas Ehe ist ein bisschen schwierig.«
Susannah nickte verständnisvoll. »Sie hat mir erzählt, dass er Affären hat. Ich kann nachvollziehen, wie sie sich daher fühlt, weil Charlie, wenn es um Groupies geht, ein absoluter Albtraum ist. Er kann ihnen einfach nicht widerstehen. Und wie steht es in der Hinsicht um Judd?«
Kittys gerötete Wangen sprachen Bände.
»Gott, was haben die Männer nur für ein Problem?« Vor lauter Entrüstung warf Susannah beinahe ihre Tasse um. »Himmel, es ist, als sähen sie ihre Schwänze von der Kindheit an als ihr Lieblingsspielzeug an. Sie können einfach nicht aufhören, damit zu spielen, und weigern sich, sie wegzupacken, selbst wenn es ihnen nichts als Ärger bringt.«
Kitty fing an zu lachen, brach dann allerdings wieder ab, da die Situation in Wahrheit alles andere als komisch war.
Aber sie hatte das Gefühl, als könnte sie sich Susannah anvertrauen, und erklärte: »Judds Affären … nun, sie sind einer der Gründe, weshalb es einen solchen Altersunterschied zwischen unseren beiden jüngsten Söhnen gibt. Alistair – wir nennen ihn Ace – ist dreiundzwanzig, und Elliot ist sechzehn. Wissen Sie, Judd hatte über Jahre ein Verhältnis in New York, als er dort gearbeitet hat. Sie hieß Callie, Candi … etwas in der Art. Er dachte, ich wüsste nichts davon, aber nachdem ich es herausgefunden hatte, habe ich es einfach nicht mehr ertragen, ihn auch nur in meine Nähe zu lassen.« Sie schluckte bei der Erinnerung an jene grauenhafte Zeit. »Ich – um ein Haar hätte ich ihn verlassen, doch das ließ er nicht zu.« Fast hätte Kitty ihren zertrümmerten linken Wangenknochen berührt, als sie diese Worte sagte, hielt sich dann aber gerade noch rechtzeitig zurück.
Susannah sah sie forschend an. Sie hatte die Zeichen auch vorher schon bei anderen Frauen gesehen, war allerdings jedes Mal aufs Neue außer sich vor Zorn. »Wir sollten alle gegenüber unseren Ehemännern und ihren wandernden Schwänzen zusammenhalten. Sie, Martha und ich.«
»Und was ist mit Lexi? Sollte sie nicht auch Mitglied der Gruppe sein?« Kitty verrenkte sich den Hals, um zu sehen, wohin die junge Frau verschwunden war.
Susannah verzog verächtlich das Gesicht. »Lexi? Sie machen Witze, oder? Leo ist der aufmerksamste Ehemann, den eine Frau sich wünschen kann.« Stirnrunzelnd fragte sie: »Haben Sie ihn auf der Party nicht kennengelernt?«
Kitty schüttelte den Kopf.
»Ein wirklich netter Kerl«, fuhr Susannah fort. »Er hat Lexi vor Jahren auf irgendeiner Dinnerparty schluchzend in einer Ecke vorgefunden, sich um sie gekümmert
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