Was sich liebt das raecht sich - Roman
unwillkürlich leicht erschaudert war, empfand sie widerstrebenden Respekt vor Judds Unbeirrbarkeit. Mit seiner Dynamik und mit seinem Charisma
erinnerte er sie an Simon Cowell, dem sie wiederholt begegnet war.
Aber etwas unterschied die beiden Männer voneinander, denn wo der bekannte Juror verschiedener Castingshows warmherzig und freundlich war, strömte Judd arktische Kälte aus. Er war wie Simon Cowell ohne dessen amüsante, selbstironische Seite. Judd hätte sich niemals selbst herabgewürdigt und war furchtbar egoistisch, weswegen er ausnehmend gefährlich war.
»Um EMI und die anderen können wir uns später kümmern, erst einmal ist Shamrock unser größter Konkurrent.« Judd ließ seine Knöchel krachen. »Ich habe auch noch mit ein paar anderen seiner Künstler und mit einem Teil von seinen Angestellten Großes vor, aber als Erstes werben wir Charlie Valentine von Shamrock ab.«
Die Gesichter seiner treu ergebenen Groupies drückten Überraschung aus, doch als hätte er nichts anderes erwartet, nickte er zufrieden mit dem Kopf. »Ich weiß, was Sie denken, allerdings geht es darum, möglichst schlau vorzugehen. Charlie ist der Erste einer ganzen Reihe von Künstlern, für die ich mich interessiere, und ich habe zufällig erfahren, dass er bei Shamrock nicht mehr glücklich ist. Daher plane ich ein neues Greatest-Hits-Album mit ihm, was Darcys erstes Projekt als Jett-PR-Frau werden wird.«
Ein neues Greatest-Hits-Album? Darcy runzelte die Stirn. Was für eine schreckliche Idee! Mit seinem Altrocker-Look und seinen ausgelutschten Songs machte sich Charlie inzwischen ziemlich lächerlich, wie in aller Welt also sollte sie dafür sorgen, dass er mit seinem langweiligen sanften Rock und in seinen zwanzig Jahre alten Lederhosen wieder gut aussah? Und was war mit alledem, was sie Judd vor wenigen Minuten in Bezug auf Charlie vorgeschlagen hatte? Hatte er ihr vielleicht gar nicht zugehört?
Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, klappte ihn aber, als sie Judds drohende Miene sah, eilig wieder zu.
Himmel, worauf in aller Welt hatte sie sich da eingelassen? Sie erinnerte sich an den Schauder, der vorhin auf seinem Schoß ihren Körper überfallen hatte, und wusste, dass der Mann – egal, wohin die Liaison am Ende führen würde – sie im Augenblick einfach zu sehr erregte, um jetzt gleich das Wagnis eines Rauswurfs einzugehen. Sie würde sich einfach eine Weile auf die Zunge beißen, bis sie ihn besser unter Kontrolle hätte, dachte sie. Denn sie könnte ganz bestimmt in diesem Job erfolgreich sein und Judd, bevor sie mit ihm fertig wäre, dazu bringen, ihr genauso aus der Hand zu fressen wie bisher jeder andere Mann.
Sie nickte folgsam mit dem Kopf. »Ich werde dafür sorgen, dass es ein erstklassiges Album wird. Selbst wenn die Songs inzwischen ziemlich abgenudelt sind«, fügte sie ein wenig spitz hinzu.
Judd starrte sie durchdringend an, nahm dann mit einem spöttischen Grinsen wieder am Kopfende des Tisches Platz, lehnte sich in der klassischen Pose des Alphatiers auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und genoss das in ihm aufsteigende Hochgefühl. Er dachte an Iris, für die er unglaubliche Pläne hatte, an den arroganten kleinen Scheißer Shay und natürlich an Tavvy, die der Grund für all das war, und nickte zufrieden mit dem Kopf. Auf Dauer würde Charlies Weggang eins von Lochlins geringsten Problemen sein.
Er merkte nicht, dass Darcy fasziniert in seine Augen sah, in die ein bösartiger Glanz getreten war. Bis zum Ende dieses Jahres, dachte er beglückt, bis zum Ende dieses Jahres würde die Musikbranche vergessen haben, dass es einen verdammten Lochlin Maguire auch nur gab.
Kitty schenkte widerstrebend heißen Kaffee in die prachtvollen Versace-Barocco-Tassen ein. Judd hatte die schwarzgoldenen Prunkstücke bestellt, doch obwohl man sie schlecht halten konnte, schien wenigstens Lexi Beaumont völlig begeistert von ihnen zu sein.
»O mein Gott, sie sind einfach fantastisch, ich glaube, ich sollte am besten gar nicht daraus trinken!« Lexi hielt die Tasse an dem winzigen geschwungenen Henkel fest und hätte ihren Kaffee vor lauter Aufregung beinahe auf ihre Rock&Republic-Jeans gekippt. »Ich werde meinem Leo sagen, dass er mir auch so hübsche Tassen kaufen soll.« Damit marschierte sie davon und begutachtete neidisch Kittys Swimmingpool.
Susannah rollte mit ihren dick geschminkten Augen. »Dieses Mädel muss sich einfach um jeden Preis mit den Großen
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