Was sich liebt das raecht sich - Roman
Karriere als Sängerin in Angriff nimmt.«
Lochlin sah ihn an und war am Boden zerstört, als ihn Shay mit einem kalten Blick bedachte, zornig seine Hände in die Hosentaschen stopfte und in eine andere Richtung sah. Er hatte gehofft, sie würden sich beide mit der Zeit beruhigen, von ihren hohen Rössern steigen und sich beieinander entschuldigen. Doch da hatte er sich eindeutig geirrt. Seit der Auseinandersetzung ging sein Sohn ihm aus dem Weg und lief mit einem Gesicht herum, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern ruhen.
Tavvy hatte den Blickwechsel bemerkt und hätte ihren Mann und ihren Sohn am liebsten angeschrien, sich endlich nicht mehr wie zwei Idioten zu benehmen, aber ihr war klar, dass alles nur noch schlimmer würde, mischte sie sich ein.
Müde nahm Lochlin seine Brille ab. Bisher hatte ihm Jett sieben mögliche Klienten vor der Nase weggeschnappt. Und als wäre das nicht bereits schlimm genug, hatten drei von seinen besten Angestellten, darunter auch sein Spitzen-A&R-Manager und bisher guter Freund, plötzlich ihre Kündigungen eingereicht. Sie alle hatten behauptet, sie hätten keine neuen Jobs, allerdings war er überzeugt, dass sie bereits von Jett unter Vertrag genommen worden waren, und traute deshalb keinem Menschen mehr. Ach, wäre doch nur Shay bei Shamrock eingestiegen, um sich mit dem Geschäft vertraut zu machen und ihm beizustehen. Dann würde er sich deutlich stärker fühlen, denn dann wäre er nicht so allein. Wie dumm es doch von ihm gewesen war, Shay derart vor den Kopf zu stoßen, statt auf seine Bitte einzugehen.
Plötzlich verspürte er ein Ziehen in der Brust, rang erstickt nach Luft und lehnte sich zitternd an die Wand.
So war es ihm in letzter Zeit bereits des Öfteren gegangen, aber es war bestimmt nichts Ernstes, nur ein kurzer Schmerz und eine leichte Atemnot. Das lag sicher nur am Stress.
»Lochlin?« Tavvy packte seinen Arm und sah ihn ängstlich an. »Geht es dir gut?«
»Mir geht es bestens, Liebling.« Lochlin richtete sich wieder auf, atmete allerdings, als das Ziehen sich verstärkte, nochmals keuchend ein.
Shay bot ihm seine Hand. So hatte er seinen Vater nie zuvor erlebt. Er hatte ein aschfahles Gesicht, und mit den dicken Ringen unter seinen Augen sah er mit einem Mal zehn Jahre älter aus. Und nicht nur das. Lochlin kam ihm zum ersten Mal im Leben regelrecht zerbrechlich vor.
»Himmel, hast du nicht gehört? Es geht mir gut.«
»Wir machen uns einfach Sorgen«, begann Shay.
»Verdammt, lasst mich endlich in Ruhe, ja?«, polterte sein Vater los. »Und zwar ihr alle. Ich bin okay und kann es ganz bestimmt nicht brauchen, dass ihr mich behandelt, als wäre ich ein alter Mann.« Er schob sich an ihnen vorbei und kehrte zurück ins Haus.
Das war’s, sagte sich Shay und stapfte trotz der Kälte zornig Richtung Gartenhaus. Nie wieder würde er versuchen, sich mit seinem Vater zu versöhnen. Sollte er doch sehen, wie er seinen Laden ganz allein schmiss.
Unglücklich blieb Tavvy in der Einfahrt stehen. Was in aller Welt hatte das alles zu bedeuten? Es kam ihr so vor, als ob ihre Familie plötzlich auseinanderbrach.
Leo sah, wie Lexi in den roten Lotus Elise glitt, der sein Weihnachtsgeschenk für sie gewesen war, und fragte sich, wohin sie fuhr. Sie hatte ihm erzählt, sie wollte eine als Model arbeitende Freundin treffen, die mit ihrem Freund Probleme hatte, doch seit wann trug eine Frau ein möglichst
verführerisches rückenfreies Dior-Kleid und High Heels, wenn sie sich mit einer Freundin traf?
Leo zog nachdenklich an seiner Zigarre. Lexi hatte die Cartier-Ohrringe, die er ihr gekauft hatte, kaum eines Blickes gewürdigt und sich auch nicht allzu interessiert gezeigt, als er ihr erzählt hatte, er hätte eine Suite im Sandy Lane Hotel auf Barbados gebucht. Er raufte sein bereits zerzaustes karamellfarbenes Haar und wünschte sich, sein Instinkt würde ihm nicht sagen, dass sie ihn betrog. Als er Lexi vor Jahren zum ersten Mal auf der Dinnerparty begegnet war, hatte er den überwältigenden Wunsch verspürt, sie zu beschützen und in Zukunft für sie da zu sein. Zwar war er als Geschäftsmann gnadenlos, doch in Bezug auf Frauen hatte er einfach ein weiches Herz, und er hatte sich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt. Sie hatte ihm erklärt, die Fotografen hätten ihr gesagt, sie wäre als Model einfach zu fett und obendrein nicht hübsch genug, und daraufhin hatte er ihr versprochen, für sie da zu sein, und sie trotz der
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